«Eine einzigartige Begegnung zwischen Alpen und Himalaya» – der Humani’Trail kommt nach Gstaad
19.09.2025 InterviewZur zehnten Ausgabe des Humani’Trail Ende September haben die Organisatoren eine ganz besondere Strecke auserkoren: 100 abenteuerliche Kilometer durch die Kantone Bern, Waadt und Wallis – mit Start und Ziel in Gstaad. Neben zwei weiteren kürzeren ...
Zur zehnten Ausgabe des Humani’Trail Ende September haben die Organisatoren eine ganz besondere Strecke auserkoren: 100 abenteuerliche Kilometer durch die Kantone Bern, Waadt und Wallis – mit Start und Ziel in Gstaad. Neben zwei weiteren kürzeren Humani’trail-Läufen im Saanenland blicken die Veranstalter schon jetzt auf 2026, wenn mit dem neuen Swiss Highlands Trail ein eigenständiges Trailrunning-Format in der Destination Gstaad lanciert wird.
FRANK MÜLLER/SONJA WOLF
In drei kurzen Worten: Wie würden Sie den Humani’trail beschreiben für Leser:innen, die noch nie davon gehört haben?
Paul van der Linden (PL): Der Humani’Trail ist eine einzigartige Begegnung zwischen Alpen und Himalaya. Zum einen gibt es 100 Prozent echte Trailstrecken und zum anderen fliessen die Startgebühren direkt in karitative Projekte in Nepal für benachteiligte Kinder – bereits über 320’000 CHF in neun Austragungen, 30 eingeschulte Kinder, und all das nur dank der Läuferinnen und Läufer!
Aus welchen Rennen besteht der Humani’trail?
PL: Die Humani’Trail-Rennen sind echte Herausforderungen für Trailrunner aller Leistungsstufen. Von extremen 100 Kilometern mit 6000 Höhenmetern bis hin zu kürzeren Rennen über 17 Kilometer oder 14 Kilometer und allem dazwischen wie 42 Kilometer oder 27 Kilometer. Aber egal, an welchem Rennen die Läufer teilnehmen: Die Strecken sind atemberaubend und wunderschön.
Der Grand Raid mit seinen 100 Kilometern ist das anspruchsvollste Rennen im Rahmen des Humani’trail-Events. Können Sie diesen etwas näher vorstellen? Führt die Strecke auch durchs Saanenland?
Katrin Haldi (KH): Ja, der Grand Raid Sherpa ist das Rennen, das in Gstaad startet und endet. Der Start ist am Samstagmorgen um 5 Uhr am Eisbahnplatz in Gstaad. Wir hoffen auf viele Zuschauer, welche die fast 250 mutigen Frauen und Männer anfeuern werden. Von dort geht die Strecke übers Eggli, den Witteberg, über den Arnensee nach Les Diablerets, Sanetsch und zurück nach Lauenen und Zwitzeregg bis zur Ziellinie an der Promenade Gstaad. Die ersten Läufer werden zwischen 18 Uhr und 19 Uhr erwartet.
Woher stammt die Idee zum Humani’trail?
PL: Der Initiator des Humani’Trail, Cédric Agassis – selbst ein begeisterter Trailrunner – pflegt eine enge Verbindung zu Nepal. Aus dieser Verbundenheit entstand die Idee, eine Trailveranstaltung ins Leben zu rufen, deren gesamter Erlös Projekten für Kinder in Nepal zugutekommt. Wie bereits erwähnt, konnte über NGOs eine beträchtliche Summe überwiesen werden, unter anderem entstanden so sechs Schulen.
Die Idee ist also gleichsam eine Verbindung von Sport und Solidarität.
PL: Genau. Bergsport, wie zum Beispiel Klettern und Trailrunning, sind in Nepal sehr beliebt. Menschen aus aller Welt reisen nach Nepal, um die höchsten Gipfel Nepals zu bezwingen, wobei sie sich von lokalen Sherpas während ihrer Herausforderung begleiten lassen. Aber Nepal ist immer noch ein armes Land und nicht alle haben Zugang zu Bildung. Durch die Organisation solcher Veranstaltungen können wir etwas zurückgeben.
Sie erwähnten, dass bis heute über 320’000 Franken gesammelt und 30 Kinder in Nepal unterstützt wurden – wie wichtig ist dieser humanitäre Aspekt in der Organisation des Events?
PL: Für Humani’Trail war dies der Hauptgrund, diese Veranstaltung zu organisieren. Und bei den Läufer:innen kam dies gut an. Das zeigt sich auch in den zusätzlichen persönlichen Spenden, welche die Teilnehmenden bei der Anmeldung leisten können. So kommen zu den Einnahmen aus dem Lauf noch zusätzlich Geldspenden hinzu, die Nepal zugutekommen.
Nächstes Jahr wird ein neuer Event ins Leben gerufen – getragen vom selben Team. Hat sich Gstaad Saanenland Tourismus dafür eingesetzt? Und wenn ja, warum?
KH: Im Jahr 2026 werden der Veranstalter von Humani’Trail, Helvetica Trail, und GST hier in der Ferienregion Gstaad eine völlig neue Trailveranstaltung mit dem Namen Swiss Highlands Trail starten. Gleiches Team – andere Rennen. Helvetica Trail organisiert neben Humani’Trail viele andere Trail-Events in der Schweiz, wie das Montreux Trail Festival, den Course des Ânes und das berühmte Crossing Switzerland. Wir haben bereits zweimal, nämlich 2022 und 2024, im Rahmen des Crossing Switzerland mit ihnen zusammengearbeitet – zuletzt 2024 mit dem Start in Saanen für das 70-Kilometer-Rennen Crossing Sarina. Beide Seiten bewerten die Zusammenarbeit als sehr positiv, der Ausbau der Beziehung ist also ein logischer nächster Schritt. Der Swiss Highlands Trail wird aber eine komplett neue Veranstaltung und hat in dem Sinn nicht mehr viel mit dem Humani’Trail zu tun.
Dann schafft man dieses Jahr mit dem Grand Raid Sherpa, dem Saani- und dem Bull Trail also sozusagen einen «appetizer». Was sollen die Leute im Saanenland dabei erleben?
PL: Der «appetizer», wie Sie es nennen, dient dazu, die Zusammenarbeit mit Helvetica Trail in einem eher operativen Modus zu testen. Mit den Erfahrungen aus der Ausgabe 2025 werden wir 2026 Vollgas geben können. Wir denken gerne gross und fangen klein an.
Welche Visionen haben Sie für den Swiss Highlands Trail im Saanenland im kommenden Jahr? Was bringt er der Region?
KH: Es wird ein grosser dreitägiger Trailevent für Menschen aus der ganzen Schweiz mit spannenden Strecken, einer freundlichen, familiären Atmosphäre und mit begeisterten Einheimischen, welche die Veranstaltung unterstützen. Die Menschen werden unsere Region generell als Ziel für Trailrunner entdecken und uns nicht nur während der Trailveranstaltung besuchen.
Gibt es schon konkrete Ideen für Traumrouten oder Orte im Saanenland, die in die Trails 2026 eingebunden werden könnten?
PL: Das Gute daran ist, dass wir so viele schöne Gegenden hier im Saanenland haben, dass die Läufer, egal wie die Entscheidung ausfällt, begeistert sein werden.
Wer organisiert den neuen Swiss Highlands Trail 2026 neben Helvetica Trail? Gibt es ein lokales OK?
KH: Die Rennen werden alle von Helvetica Trail organisiert. Das heisst, nächstes Jahr wird dasselbe Team hier im Saanenland eine völlig neue Trailveranstaltung mit uns organisieren. Wir von Gstaad Saanenland Tourismus leisten im Rahmen unserer Eventstrategie einen grossen Support in Bezug auf Eventmanagement, Koordination mit den Gemeinden und Landeigentümern, Vermarktung, Unterkunftsmanagement und vor allem in logistischer Hinsicht sowie mit unserem lokalen Knowhow.
Mit wie vielen Teilnehmenden wird für den neuen Swiss Highlands Trail Event im September 2026 im Saanenland gerechnet?
PL: Wenn wir uns die zunehmende Beliebtheit des Trailrunnings im Allgemeinen und die Zahlen des letzten Jahres ansehen, streben wir für 2026 optimistisch etwa 2000 Teilnehmende an.
Werden dann Ende September 2026 genügend Hotels geöffnet haben, um all die Läufer zu beherbergen? Oder reisen die meisten Läufer nur für den Wettkampftag an und verlassen dann wieder die Region?
KH: Es ist Teil unserer Tourismusstrategie, die buchungsschwächeren Monate in der Ferienregion Gstaad mit Anlässen zu beleben. Wir sind überzeugt, mit einem solchen Eventformat die offenen Hotels und Ferienwohnungen auszulasten. Erfahrungsgemäss reisen die Läufer – vor allem diejenigen für die längeren Distanzen – bereits ein paar Tage vor dem Rennen an. Und im September ist ja noch die Mehrheit der Hotels geöffnet.
Konkurrenziert dieser Event den Glacier Run oder ist er eher eine Ergänzung?
KH: Ganz klar eine Ergänzung. Es wird unsere Region als Trailrunning-Destination stärken und wir sind überzeugt, dass die beiden Anlässe auch voneinander profitieren. Der Glacier 3000 Run ist zudem eine Sommerveranstaltung und der Swiss Highlands Trail findet bewusst im Herbst statt.
Werden Sie selbst nächstes Jahr am neuen Trail teilnehmen?
KH: (Lacht.) Ich befahre die Trails lieber mit dem Mountainbike! Somit kann ich den Anlass wohl am besten als freiwillige Helferin unterstützen.
WO KANN MAN DIE TRAILRUNNER ANFEUERN?
Von den insgesamt acht Rennen im Rahmen der Humani’trails führen drei durchs Saanenland.
Grand Raid Sherpa Trail
100km und 6200+ HM Start: 26. September, 5 Uhr, am Eisbahnplatz, Gstaad Route u.a. über Arnensee, Les Diablerets, Sanetschpass, Lauenensee, Hornfluh
Bull Trail 27km und 1600+ HM Start: 27. September, 9.30 Uhr, am Eisbahnplatz, Gstaad Route u.a. über Turbachtal, Zwitzeregg, Hornberg, Horneggli
Saani Trail
14km und 900+ HM Start: 27. September, 10.30 Uhr, am Eisbahnplatz, Gstaad Route u.a. über Hornberg, Horneggli
SWO