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24.10.2025 KolumneFranzösisch: mein Endgegner
PAULA H. MITTAG
Ich denke, jeder hatte ein Fach in der Schule, das man um sein Leben nicht verstanden hat. Bei mir war das eindeutig Französisch. Am Anfang fängt dieses Fach harmlos an: Von Zahlen von «un» bis ...
Französisch: mein Endgegner
PAULA H. MITTAG
Ich denke, jeder hatte ein Fach in der Schule, das man um sein Leben nicht verstanden hat. Bei mir war das eindeutig Französisch. Am Anfang fängt dieses Fach harmlos an: Von Zahlen von «un» bis «vingt», bis zum sich Selbst-Vorstellen. «Bonjour je m’appelle Paula, ça va?» Das war der Standardsatz, den ich sogar bis heute behalten habe. Apropos behalten: Ich hatte fünf Jahre Französisch in der Schule und kann genau drei Sätze auf Französisch sagen – Ich kann mich vorstellen, sagen, dass ich auf die Toilette muss und zu guter Letzt kann ich mit einem Arsenal von Französischen Verben um mich werfen, die ich irgendwann mal aufgeschnappt habe. Leider kann ich diese aber nicht in einen Satz einordnen, geschweige denn konjugieren. Wenn meine Französisch-Lehrerin das hören würde, würde sie jetzt weinen. Wenn man diese einfachen Themen wie zählen und grundsätzliche Begriffe wie «chien» oder «frère» erlernt hat, kommen die Verben. In Englisch ist das ziemlich simpel, da sagt man «I go, you go, we go» usw. Da könnte man denken, dass Französisch genauso leicht wäre, richtig? FALSCH! Also während man verzweifelt und mit der einen oder anderen Träne im Auge versucht, die Verben zu lernen, muss man auch an das Konjugieren denken. Wie kann ich mir z.B. merken: «je vais, nous allons und ils vont»?? Man muss auf einmal pro Verb zehn weitere Formen lernen! Die Moral von der Geschichte ist: Ich kann nur sehr schlecht, bis gar kein Französisch. Das Problem dabei: Ich lebe aktuell direkt neben der französischen Schweiz, was heisst, dass ich oft mit Französisch sprechenden Menschen in Kontakt bin. Neulich war ich mit einer Freundin einkaufen und ich habe ein Parkticket gelöst, als ich hinter mir gehört habe «Bonjour Madame, les billets sont gratuits à cette heure-ci». Meine Freundin ist zu meinem Bedauern schon ein paar Meter weitergelaufen und hat dementsprechend meinen hilfesuchenden Blick nicht gesehen, also antworte ich in einer Mischung aus französischem Denglisch: «Hallo, no français please.» Dieser nette Herr sagt dann auf Englisch, dass ich ihm folgen soll, da er mir die Parkuhr erklären wolle und dass es um so und soviel Uhr freies Parken gibt. Meine Französischkünste haben für dieses eigentlich simple Gespräch nicht ausgereicht und meine Freundin musste übersetzen. Nachdem der sympathische Herr sich verabschiedet hat, nehme ich mir peinlich berührt vor, die Duolingo-App wieder in Gebrauch zu nehmen.
paula.mittag@anzeigervonsaanen.ch
