Die Topschau – zum 21. Mal immer noch hoch im Kurs
07.11.2025 LandwirtschaftGrosses Wetterglück, 69 der schönsten Kühe aus dem Saanenland, 54 Aussteller, zwei verschiedene Organisationsteams und unzählige freiwillig Helfende machten die Topschau 2025 in Saanen aus. Über 700 kleine und grosse Besuchende aus der Deutschschweiz und dem ...
Grosses Wetterglück, 69 der schönsten Kühe aus dem Saanenland, 54 Aussteller, zwei verschiedene Organisationsteams und unzählige freiwillig Helfende machten die Topschau 2025 in Saanen aus. Über 700 kleine und grosse Besuchende aus der Deutschschweiz und dem benachbarten Waadtland interessierten sich für diesen traditionellen Höhepunkt, der zugleich der Schlusspunkt der Saaner Viehschauwoche ist.
VRENI MÜLLENER
Die Punktierwoche im Saanenland war geprägt von verschiedenen Wetterlagen. War es Anfang Woche noch sehr regnerisch und kalt, wurde das Wetter allmählich etwas angenehmer. Zwar schien am Samstag kaum die Sonne, glücklicherweise setzte der angekündigte Regen aber erst nach den Finalrunden im Ring ein.
Ein neunköpfiges Organisationskomitee, zusammengesetzt aus Mitgliedern der drei Viehzuchtvereine Ebnit, Saanen und Saanen 4 und unter der Leitung von Marco Haldi, legte sich ins Zeug, plante und organisierte alles um den Schauring. Es bedurfte einer grossen Organisation, um das Verkehrsproblem um den Bahnhof und die Parkplatzfrage in den Griff zu bekommen.
Ein hübsch hergerichteter Schauplatz, die Infrastruktur für die Verpflegung im Festzelt inklusive tüchtiger Küchenhelfenden, Anbindevorrichtungen für die Tiere – alles stand bereit, als am Morgen des 1. Novembers die ersten Tiere aufgeführt wurden.
Der Vorstand des Vereins Viehzüchter des Saanenlandes organisierte die Schau. Sie verpflichteten einen Richter mit seinem Ringman. Es hiess, Sponsoren für Ehrenpreise zu suchen und diese Preise auch rechtzeitig zu bestellen. Die Werbung für den Anlass lag in ihrer Hand, ebenso die Anmeldungen und die Gruppeneinteilung der angemeldeten Kühe. Präsident Daniel Trachsel amtete während der ganzen Schau souverän als Sprecher am Mikrofon, seine Vorstandskollegen unterstützten ihn dabei.
Im Saanenland gibt es 14 Viehzuchtvereine. Ausser den Tieren, die die Mitglieder dieser Vereine je nach ihrer Grösse selber für die Topschau bestimmen konnten, durften alle frisch mit dem Maximum punktierten Kühe aufgeführt werden. Zudem hatten die Siegerinnen der vergangenen Jahre die Möglichkeit, sich noch einmal dem Wettbewerb zu stellen.
Dicht gedrängt verfolgten die von nah und fern angereisten Besuchenden das Geschehen im Ring. Mit Spannung wurden die Finalrunden erwartet und mitgefiebert, welche wohl die schönste Kuh im Land sei. Christian Bürki löste die Aufgabe zügig und mit Entschlossenheit. Mit seinen Kommentaren erklärte er Kennern und Laien, welche Gedankengänge zu seinen Entscheiden geführt haben. Er zeigte sich erfreut über die züchterische Qualität der aufgeführten Tiere, die allesamt ausstellungswürdig auf den Platz kamen.
Zur Freude eines grossen Publikums haben die Ausstellenden, aber auch ihre Familienangehörigen und Berufskolleg:innen mit viel Herzblut die 21. Topschau durchgeführt. Nachdem die Bauern die Tiere in ihren Ställen versorgt hatten, trafen sich Junge und Junggebliebene zum traditionellen Züchterabend, der für viele von ihnen bis in die frühen Morgenstunden dauerte.
Redholstein/Holstein RH/HO
16 Kühe dieser beiden Rassen wurden aufgeführt, neun davon traten im Final noch einmal gegeneinander an.
Christian Bürki entschied sich, Gobeli’s Power Faida zur Miss Topschau 2025 zu küren. Für ihn sei das von Kopf bis Fuss eine Hammerkuh. Er kam ins Schwärmen: «Schaut, wie sie dasteht, mit der richtigen Grösse und ihrer Tiefe, die eleganten Körperübergänge, ihr ausbalanciertes Euter, die extreme Breite und das ausgeprägte Zentralband.» Damit verteidigte diese Kuh ihren letztjährigen Sieg erfolgreich.
In Gobeli’s Vagor Pink Flower sah der Richter eine vielversprechende Zukunftskuh. Dank ihrem breiten, gut in die Bauchdecke verbundenen Euter und einem ausgeprägten Zentralband holte sie sich den Schöneutersieg.
Obwohl Gobeli’s Ammo Edda bereits mehreren Kälbern das Leben geschenkt habe, stehe sie immer noch mit eindrücklichen Typeigenschaften da. Damit holte sich die Fünfjährige die Ehrerwähnung.
Swiss Fleckvieh SF
Ebenfalls mit 16 Stück war die Rasse Swiss Fleckvieh vertreten. Wie die sechs Finalistinnen in einer Linie standen, mit wunderbaren Typeigenschaften und guten Eutern, war ein eindrückliches Bild.
Panoramahof Kilian Unique sei eine Kuh, die den Betrachter sofort anspreche und in Beschlag nehme. «Ihr vorzüglicher Typ, wie sie ihr harmonisches Fundament gebrauchen kann, das extrem starke Euter mit einer guten Euterbodenhöhe und einem perfekten Nacheuter beeindrucken mich», schwärmte der Richter und machte sie nach 2024 wiederum zur Miss Topschau.
Bei der Miss Schöneuter entschied sich Bürki für die jüngste Kuh im Ring, Arno Liana. Ihre Strichplatzierung überzeugte ihn, das Euter sei klar ausbalanciert und hebe sich so von den anderen ab.
Hervorragende Typeigenschaften, ein feines Fundament und ein gutes Voreuter und Zentralband zeichneten Stalden Corona Zitronette aus, die sich so verdient die Ehrerwähnung holte.
Simmental SI
Die 37 anwesenden Simmentaler machten deutlich, dass diese Rasse auch hier verwurzelt und zu Hause ist. Die wunderbare Auswahl an Tieren beeindruckte Christian Bürki und machte es ihm nicht einfach, sich für eine Siegerin zu entscheiden.
An Brisago Canada führt offenbar kein Weg vorbei: Souverän holte sie nach 2023 wieder den Titel Miss Topschau. Ihre Typeigenschaften, kombiniert mit einem sehr breiten, gut aufgehängten Euter, machen sie auch in der fünften Laktation für den Richter zu einer kompletten Simmentalerkuh.
«Wenn ich das Euter der Schöneutersiegerin analysiere, sprechen mich ihre Euterlänge und die sehr gute Verwachsenheit in die Bauchdecke sowie das korrekte Zentralband an», begründete Christian Bürki seinen Entscheid, Unetto Manuela den zweiten Preis zuzusprechen.
Mit der sechsjährigen Wendolin Wylona wurde einer wunderbaren Typkuh die Ehrerwähnung zuteil. «In der Seitenansicht präsentiert sich das Euter immer noch ansprechend», so der Richter.
Die Geehrten
Missen: SI Brisago Canada, Perreten Jonathan, Lauenen; SF Panoramahof Kilian Unique, Hauswirth Celine, Gstaad; RH/HO Gobeli’s Power Faida, Gobeli Holstein und Zingre Erich, Saanen.
Eutersiegerinnen: SI Unetto Manuela, Frautschi Stefan, Turbach; SF Arno Liana, Gander Markus und Jörg, Feutersoey; RH/HO Gobeli’s Vagor Pink Flower, Gobeli Holstein, Gstaad.
Ehrerwähnung: SI Wendolin Wylona, von Grünigen Johann und Matthias, Turbach; SF Stalden Corona Zitronette, Reichenbach Georg und Matti Patrik, Gstaad; RH/HO Gobeli’s Ammo Edda, Gobeli Holstein, Gasser Ruedi und Räz Hansjörg, Saanen.
Komplette Rangliste: www.swissherdbook.ch
RICHTER UND RINGMAN – EIN EINGESPIELTES TEAM
Christian Bürki aus Eggiwil führt in der Bergzone 3 einen Landwirtschaftsbetrieb mit SF-Kühen. Der 47-Jährige machte sich auch einen Namen als «böser» Schwinger. Bis vor Kurzem war er Präsident der kantonalen Schaukommission. Als ehemaliger Schauexperte ist er es gewohnt, auch grössere Schauen als die Topschau zu richten. Die Topschau hat er in früheren Jahren hie und da besucht, dieses Jahr stand er zum ersten Mal als Richter hier. Wenn er als Richter unterwegs ist, nimmt er immer «seinen» Ringman, Kurt Zürcher aus Eggiwil, mit. Zürcher ist ebenfalls Landwirt in der Bergzone 3 und hält vorwiegend Kühe der Rasse Swiss Fleckvieh. Während dem Richter im Ring genau zugeschaut wird, merkt man vom Ringman wenig. Er schaut, dass es im Ring ohne Hektik zu und her geht und gibt die Anweisungen des Richters unauffällig an die Vorführenden weiter.
Bürki vernahm erst bei einem Kaffee kurz vor der Schau, wie viele Gruppen es hat und wie diese eingeteilt sind. Im Ring weiss er nichts anderes von den Kühen, als das, was er vor sich sieht. Weder das genaue Alter, noch die Milchleistung noch die kantonale Beurteilung sind ihm bekannt.
Es sei hier nicht ganz einfach gewesen, trotz der Unterschiede die Qualitäten der Tiere herauszuspüren. «Die einen waren bis vor Kurzem in einer Weide, andere sind frisch gekalbt und wieder voll im Schuss.»
VRENI MÜLLENER

















