Diskussion um Loipenabschnitt Gstaad–Gsteig
23.12.2025 SportDer von Gstaad Saanenland Tourismus (GST) betriebene Loipenabschnitt Gstaad–Feutersoey-Gsteig soll künftig nicht mehr in vollem Umfang präpariert werden – davon nicht betroffen ist die Loipe Gsteig. Gegen diesen Entscheid wurde eine Petition eingereicht. GST und die ...
Der von Gstaad Saanenland Tourismus (GST) betriebene Loipenabschnitt Gstaad–Feutersoey-Gsteig soll künftig nicht mehr in vollem Umfang präpariert werden – davon nicht betroffen ist die Loipe Gsteig. Gegen diesen Entscheid wurde eine Petition eingereicht. GST und die betroffenen Interessengruppen befinden sich bereits im Austausch.
JONATHAN SCHOPFER
Das Langlaufangebot in der Ferienregion Gstaad soll angepasst werden. Laut einer Medienmitteilung erachtet es Gstaad Saanenland Tourismus (GST) nicht mehr als zielführend, den Loipenabschnitt Gstaad–Feutersoey-Gsteig weiterhin in vollem Umfang zu betreiben. Als Gründe nennt die Tourismusorganisation veränderte klimatische Bedingungen wie fehlenden Bodenfrost und unregelmässige Schneedecken, welche die Loipenpflege zunehmend erschweren. Dadurch sei die angestrebte Loipenqualität im gewünschten Umfang oft nicht mehr gewährleistet.
Der Entscheid wird in den sozialen Medien rege diskutiert. Zudem haben Personen aus dem Umfeld der Langlauf-JO Saanenland eine Petition eingereicht.
Für GST ein strategischer Entscheid
«Wir beobachten die Entwicklungen sehr genau und passen unser Angebot auch den klimatischen Bedingungen laufend an. Entscheidend ist, dass wir die vorhandenen Ressourcen dort einsetzen, wo sie den grössten qualitativen Mehrwert auf den Loipen bringen», erläutert Jan Brand, Leiter Infrastrukturen bei Gstaad Saanenland Tourismus.
Von den insgesamt 15,5 Kilometern der Loipe Gstaad–Feutersoey–Gsteig hätten in den vergangenen zehn Jahren rund 10 bis 12 Kilometer nur selten in der gewünschten Qualität präpariert werden können. Der strategische Fokus liege deshalb auf schneesicheren Gebieten wie Turbach, Lauenen, Gsteig/Reusch sowie Schönried–Saanenmöser, wo dank Beschneiungsanlagen auch in schneearmen Perioden eine hohe Loipenqualität gewährleistet werden könne.
Für die Planung des Loipennetzes stützt sich GST zudem auf die Studie «Kompass Schnee», über die der «Anzeiger von Saanen» berichtet hat. Die Studie liefert wissenschaftliche Grundlagen zur Schneesicherheit und zu den Beschneiungsmöglichkeiten in unterschiedlichen Lagen.
Jan Brand betont: «Uns ist wichtig, dass wir mit der Natur arbeiten – nicht gegen sie.» Gstaad Saanenland Tourismus sei offen für Gespräche; entsprechende Dialoge mit Interessengruppen sowie mit der Gemeinde Saanen hätten bereits stattgefunden. «Doch am Ende ist die Schneedecke entscheidend, ob eine Loipe präpariert oder eben nicht präpariert werden kann.»
Petition gegen den Entscheid
Am 4. Dezember starteten Personen aus dem Umfeld der Langlauf-JO Saanenland eine Petition. Bis zum 22. Dezember wurden 418 Unterschriften gesammelt. Der Petitionstext fordert GST sowie die Gemeinde Saanen auf, die Langlaufloipe zwischen Gstaad und Gsteig – oder zumindest den Abschnitt Gstaad–Feutersoey – bei geeigneten Schneeverhältnissen weiterhin zu betreiben und sowohl für klassischen Langlauf als auch für Skating zu präparieren. Ein Wegfall dieses Angebots würde aus Sicht der Petition einen Verlust für die Bevölkerung, den Langlaufsport und die touristische Vielfalt der Region bedeuten.
«Die Loipen sind ein sozialer Treffpunkt»
Auch in den sozialen Medien wird das Thema rege diskutiert. Ein Beispiel ist die WhatsApp-Gruppe Gstaad Events & News mit mehr als 500 Mitgliedern, in der hauptsächlich Zweitheimische aktiv sind. Viele von ihnen möchten die Langlaufloipe unbedingt erhalten. Unter den Mitgliedern gebe es nämlich zahlreiche Langläuferinnen und Langläufer, sagt die Administratorin der Gruppe, Paola Said. Die Loipen sind wichtig für soziale Events: «Hier treffen sich verschiedene Gruppen: Spaziergänger:innen, Hundebesitzer:innen und Langläufer:innen kommen ins Gespräch – man kennt sich», sagt Said. «Es fühlt sich falsch an, wenn nun die Langlaufstrecke nicht mehr durchgehend präpariert werde», sagt Said weiter. Ausserdem befürchtet sie, dass damit ein Präzedenzfall geschaffen werde. «Dann werden plötzlich auch andere Strecken gestrichen.» Und sie sehe es kommen: «Falls in der Folge die Landschaft umgezont wird, könnten statt Natur etwa Chalets oder weitere Gebäude dazukommen.»
Die Initiantin der Petition «Erhalt der Langlaufloipe Gstaad–Gsteig», Debora Lehmann, erklärt, weshalb sie die Petition lanciert hat und was die Strecke aus ihrer Sicht besonders macht.
JONATHAN SCHOPFER
Sie haben die Petition zum Erhalt der Loipe Gstaad–Gsteig gestartet. Weshalb ist Ihnen das wichtig?
Mir liegt der Erhalt dieser Loipe sehr am Herzen, da ich sie in den letzten Jahren sehr oft benutzt habe – u.a. als JO-Leiterin der Langlauf-JO Saanenland, Langlauflehrerin und als meine Trainingsstrecke. Es ist eine ideale Loipe für Jung und Alt, Anfänger und Könner, und sie wird regelmässig von Einheimischen, der Langlauf-JO und auch von Gästen benutzt.
Die Petition wurde mit der Zustimmung der aktuellen Leiter der Langlauf-JO Saanenland lanciert. Ziel ist es, aufzuzeigen, wie gross das Interesse an dieser Loipe ist und dass sie vor allem für Einheimische ein wertvolles und unverzichtbares Angebot darstellt.
Was macht aus Ihrer Sicht gerade diesen Abschnitt zwischen Gstaad und Gsteig attraktiv?
Sie liegt in unmittelbarer Dorfnähe von Gstaad, Grund, Feutersoey und Gsteig. Zudem ist sie sehr gut zugänglich zu Fuss und mit dem ÖV und braucht daher kein Auto und keine Parkplätze. Sie ist ein ideales Angebot für Einheimische, die über den Mittag oder nach Feierabend ein Training absolvieren wollen. Auch die Langlauf-JO Saanenland benutzt die Loipe regelmässig. Zudem hat die Rütti-Schule Gstaad auf dieses Jahr Langlaufmaterial angeschafft. Sie würden sicherlich die Loipe vor der Haustür für den Unterricht benutzen wollen.
Gstaad Saanenland Tourismus argumentiert, dass es aufgrund der klimatischen Veränderungen zunehmend schwieriger wird, Loipen zu betreiben. Können Sie dieses Argument nachvollziehen?
Ich möchte klarstellen: Wir fordern nicht, dass die Loipe um jeden Preis präpariert wird, sondern dann, wenn genügend Schnee vorhanden ist. Zudem liegt dieser Abschnitt nicht auf einem Hochmoor, was bedeutet, dass kein Wasser von unten heraufdrückt und sich der Schnee vergleichsweise sehr gut hält. Auch temperaturbedingt kann es durch Inversionslagen dort durchaus kälter sein als auf höher gelegenen Strecken.
Wenn, wie aktuell für Fussgänger und Pferdeschlitten die Strecke präpa. riert werden kann, liegt es nicht am Schneemangel. Langläufer bezahlen über den Loipenpass für dieses Angebot.
Wie gestaltet sich der Dialog mit Gstaad Saanenland Tourismus derzeit?
Wir hatten bereits eine Sitzung mit Vertretern von Gstaad Saanenland Tourismus. Dabei wurde uns zugesichert, dass unser Anliegen intern nochmals geprüft wird. Uns ist wichtig, den Dialog konstruktiv weiterzuführen und gemeinsam nach Lösungen zu suchen.
Die Petition hat zur Zeit rund 418 Unterschriften. Was erwarten Sie nun konkret?
Wir erwarten, dass Gstaad Saanenland Tourismus eine Lösung findet, um die Loipe Gstaad–Gsteig zu erhalten, wenn genügend Schnee vorhanden ist. Es braucht keine Weltcuploipen-Qualität, die Präparierung wie in den Vorjahren war aus meiner Sicht mehr als gut. Diese Loipe ist in der Infrastrukturliste der Gemeinde Saanen enthalten und kann nicht ohne Weiteres gestrichen werden.


