25 Jahre Festival für Alte Musik – Programm voller Highlights
12.06.2025 KulturMit sieben Konzerten feierte La Folia, das Festival für Alte Musik in Rougemont, in der Pfingstwoche sein 25-Jahr-Jubiläum. Neben herrlichen Konzerten im gemütlichen Rahmen der Kirche Rougemont wurden neu auch fünf Aussenevents angeboten. Eine Idee, die beim Publikum ...
Mit sieben Konzerten feierte La Folia, das Festival für Alte Musik in Rougemont, in der Pfingstwoche sein 25-Jahr-Jubiläum. Neben herrlichen Konzerten im gemütlichen Rahmen der Kirche Rougemont wurden neu auch fünf Aussenevents angeboten. Eine Idee, die beim Publikum ausgesprochen gut ankam.
TINA DOSOT
Betont entspannt und leger, aber dennoch sehr motiviert – ja, fast in sich gekehrt präsentierten sich die vier jungen Musiker des Quartetts «Nevermind» am Pfingstsonntagabend. Genau passend zu der Ambiance, für die die Kirche Rougemont seit mehr als 20 Jahren bekannt ist. Das historische Juwel aus dem elften Jahrhundert hat nicht nur eine nennenswert gute Akustik. Gemütlichkeit und eine ganz besondere Aura umgeben die Besuchenden stets, sobald sie den Kirchenraum betreten. «Nevermind» gestaltete das vierte von sieben Konzerten der 25-Jahr-Jubiläumsausgabe des Festivals. Das eminent geschichtsträchtige Werk, das sie ausgewählt hatten, die «Goldberg-Variationen» (BWV 988), lockte eine so grosse Menge von Zuhörenden an, dass die Kirche schier aus allen Nähten zu platzen schien.
«Gassenhauer» mit hohem Anspruch
Das beliebte Klavierwerk für Cembalo von Johann Sebastian Bach ist durchaus nicht zu unterschätzen. Nicht umsonst bezeichnete Bach die erste Interpretation dieser Arie mit 30 Veränderungen, die er nach seinem ersten Interpreten, Johann Gottlieb Goldberg, benannt hatte, Klavierübungen. Spiel, Kanon und Variation, Adagio und Quodlibet werden zu einem Ganzen zusammengefasst und widerspiegeln 200 Jahre Musikgeschichte. Die 30 Variationen stellen einen Höhepunkt barocker Variationskunst dar. Nur das gemeinsame Bassthema hält das Werk in der Grundlinie zusammen. Wenn es für das Ohr des Zuhörenden herrlich klingen soll, ist es für den Musiker eine echte Herausforderung, will er die bewusst aufgeführten Feinheiten der Variationen gekonnt und mit Stimmung ins rechte Licht rücken. Somit wird aus dem bekannten «Gassenhauer» ganz rasch auch eine ungewöhnliche Anforderung an Hörende und Spielende.
«Nevermind» – Genuss ohne Druck
Von so viel Geschichte und dem gewissen Leistungsdruck liessen sich die vier Musiker jedoch nicht beeindrucken. Anna Besson konnte ihren Part auf der Traversflöte kaum einfühlsamer darbieten. Der Klang des alten Instruments ist fein und leise – aber in der Kirche war es so still, dass einem keine Nuance entging. Robin Pharo mit der sogenannten «Gambe» und Louis Creac’h auf der Violine brillierten mit zarten Soli. Insgesamt fiel aber auf, wie vertraut das Zusammenspiel war und wie sehr die Darbietung auch von den Musikern selbst genossen wurde. Akribische Arbeit und die Liebe, zusammen zu musizieren, hat feinste Kammermusik entstehen lassen, die aber trotzdem eine eigene, fast legere und unbekümmerte Note hat.
Nicht ohne Cembalo
In Szene gesetzt und hervorragend eingefügt wurde der laut Bach wohl einzig angemessene Vermittler zwischen den Variationen, das Cembalo mit zwei Manualen, von Jean Rondeau. Im Hintergrund und dennoch ganz präsent verlieh sein Spiel genau die richtige Atmosphäre – so, wie es Bach wohl gewollt hätte. Wie seit vielen Jahren wurde vom Cembalobauer Jean-Michel Chabloz ein herrliches Cembalo zur Verfügung gestellt und in Kombination mit der – wie von Bach gewünscht – wechselweise eingesetzten Orgel von Jean Rondeau geradezu aufopfernd feinfühlig in das Werk integriert.
«OFFolia» neue Wege anlässlich des Jubiläums
Am Pfingstmontagmittag wurden die zahlreichen Besuchenden im Schlosspark in Rougemont Zeugen einer Premiere. La Folia hatte anlässlich des Jubiläums erstmals zu einem Aussenkonzert eingeladen. Bei herrlichem Wetter wurde Lufttanz zu Musik von Monteverdi gezeigt. Mitglieder des Ensembles «Chiome d’Oro» präsentierten während 40 Minuten einen Auszug aus ihrem Programm «Les Divins Caprices».
Das Ensemble steht unter der Leitung der Sopranistin Capucine Keller, die seit 2015 auch künstlerische Leiterin des Festivals La Folia ist.
Atemberaubende Darbietung
Vorgetragen wurden Musikausschnitte von Claudio Monteverdis drei Opern und seinem achten Madrigalbuch. Der Countertenor Maximiliano Baños, der Tenor Leo Moreno und der Bass Renaud Delaigue erweckten die grünen Wiesen im Schlossgarten mit ihrem Gesang und den dramaturgischen Einlagen wahrlich zum Leben. Begleitet wurden die Männerstimmen nicht nur vom ausgezeichneten Streichertrio des Ensembles mit Sushaant Jaccard, Vincent Flückiger und Benoît Bératto, sondern auch von der Lufttänzerin Séverine Bennevault Caton. Angefeuert von den Männerstimmen schwang sie hoch über dem Ensemble an einer Art räumlichem Dreieck aus Metall tänzerisch mit – atemberaubend und poetisch zugleich! Gekrönt wurde die kurze aber höchst eindrücklich Darbietung mit der finalen Gesangseinlage von Capucine Keller selbst.
Vier weitere «Aussentermine» des La Folia folgten – im Kino, im Wald, beim Frühstück auf dem Berg und im Restaurant, alle ebenso gut besucht. Die «extra muros»-Shows mit Künstlern, die bereits am Festival mitgewirkt hatten, sollten das Jubiläumsprogramm bereichern, ohne die Konzerte in der Kirche zu beeinträchtigen, so die Organisatoren. Auf eine Fortsetzung im nächsten Jahr ist zu hoffen.