500-Jahr-Jubiläum der Kirche wurde mit einem Bezirksfest gefeiert

  20.10.2022 Kirche

Am Sonntag, 16. Oktober fand das Bezirksfest der verschiedenen Kirchgemeinden des Obersimmentals und Saanenlandes in Lauenen statt. Zu Beginn wurde mit Pfarrer Robert Schneiter, Regionalpfarrerin Barbara Schmutz und dem Chörli Lauenen ein Gottesdienst gefeiert. Im Anschluss an die Delegiertenversammlung wurde im Restaurant Wildhorn zu einem festlichen Essen mit Musik der «Sulzbuebe» geladen.

Viele zufriedene Gesichter waren am letzten Sonntag beim Gottesdienst in der Kirche Lauenen und auch später beim Fest im Restaurant Wildhorn zu sehen. Dies lag nicht zuletzt auch an den guten, aufmunternden Worten von Pfarrer Robert Schneiter in seiner Predigt nach der Begrüssung durch Kirchgemeinderatspräsident Stephan Addor.

500 Jahre Kirche Lauenen
Vor ungefähr 500 Jahren erhielten die Lauener die Erlaubnis – damals noch von der katholischen Kirche –, eine Pfarrei zu bauen. Der Geschichte nach ging Peter Tüller anno 1518 tatsächlich zu Fuss die geschätzten 900 Kilometer in die Vatikanstadt und kam mit positivem Bericht zurück. Noch im selben Jahr konnte mit dem Bau der Kirche begonnen werden und sechs Jahre spä- ter war die dem Apostel Petrus geweihte Kirche errichtet.

Mit dem Bau einer eigenen Kirche seien die Lauener froh gewesen, vor allem im Winter nicht mehr den beschwerlichen Weg nach Saanen auf sich nehmen zu müssen, so Stephan Addor. Jetzt, nach 500 Jahren, stellten sich die Fragen: Hat die Kirchgemeinde Lauenen noch Zukunft? Wie können Synergien genutzt werden? Es wird gefordert: Die Kirchgemeinde muss rationeller werden. Der Kirchgemeinderatspräsident gab zu bedenken: Früher, in bitterer Armut, war der Bau möglich, und heute, in unserer – fast schon beschämenden – Wohlstandsgesellschaft ist nicht mehr ausreichend Geld da.

Vier Wünsche als «Geburtstagsgeschenk»
«Zu einem Geburtstagsfest bringt man ein Geschenk mit, darum habe ich euch auch eines mitgebracht», so Pfarrer Robert Schneiter in seiner Predigt. Alle Gottesdienstbesucher hatten beim Eintritt in die Kirche ein Kärtchen mit dem Geburtstagswunsch bekommen. Eigentlich sind es vier Wünsche, die er den Besuchern als Anregung mit auf den Weg gab. Der erste Wunsch betrifft die Bewahrung der Schöpfung. «Dass Erde und Himmel dir blühen», ein hochaktueller Wunsch und eine Einladung, aktiv mitzuhelfen, dass dies so bleibt, auch für nachfolgende Generationen.

Die Dankbarkeit als Ort, um Freude zu finden
Der zweite Wunsch, «… dass Freude sei grösser als Mühen», ist quasi der Gegenpol zur pessimistischen Sicht. Bei diesem geht es um das Leben. Der Dichter des Spruches, Kurt Rose, war sich bewusst, dass das Leben nicht nur aus Fun und Action besteht. Darum wünscht er nicht nur einfach «viel Glück». Die Freude soll aber in unserer Lebensbilanz den grösseren Anteil ausmachen. Und wenn die Sorgen kommen, gibt es einen Ort, wo man wieder Lebensfreude finden kann: die Dankbarkeit. «Dankbarkeit kann helfen, dass Freude grösser ist als Mühen», so Pfarrer Schneiter.

Zeit für Wunder und Frieden
Beim dritten Wunsch geht es um das Wunder. Wunder kann man nicht erklären, nur an sie glauben – oder auch ablehnen. Eines der grössten Wunder ist für Robert Schneiter die bedingungslose Liebe von Gott zu den Menschen. «Diese haben wir erst dann verstanden, wenn wir bereit sind, sie mit denen zu teilen, die anders sind als wir», so der Pfarrer.

Beim letzten Wunsch geht es um den Frieden, den inneren Frieden – und nicht den Weltfrieden: «Frieden für Seele und Leib», verbunden mit der Hoffnung, dass es vielleicht doch noch Frieden auf der Erde gibt – «durch die Liebe zu Gott, zu sich selbst und den Menschen», hofft Robert Schneiter.

Neben dem Orgelspiel bereicherte das Chörli Lauenen, unter der Leitung von Erika Reichenbach, mit schönen Liedtexten und Jodel den Gottesdienst.

Delegiertenversammlung mit Verabschiedungen
Pfarrer Stefan Lobsiger aus Zweisimmen übernahm als neuer Präsident des kirchlichen Bezirkes die Leitung der anschliessenden Delegiertenversammlung. Mit der Legende vom Steinhauer beim Strassenbau, der mit Freude seine Arbeit verrichtet und als Begründung sagt: «Ich freue mich, ich schaffe am Dom», begrüsste Stefan Lobsiger die Versammlung. Auch er freue sich, mit allen zusammen am Dom zu schaffen.

Ruth Baumann wurde als langjährige Sekretärin mit grossem Applaus verabschiedet. Seit 2014 war sie für die Sekretariatsarbeiten zuständig und vorher bereits zwei Jahre als Delegierte im Amt. Ihre Nachfolgerin wird Brigitte Käser aus Schönried. Beide konnten leider krankheitshalber nicht teilnehmen. Ebenfalls verabschiedet wurden Bruno Bader, Pfarrer aus Saanen, der seit 2011 in der Kantonalen Kirchensynode Einsitz hatte, wie auch Anita Reichenbach aus Lauenen, sie war seit 2015 Mitglied der Synode. Der Theologe und Paar- und Familientherapeut Christian Weber hat bereits per Ende September 2022 seine Stelle gekündigt. Er bietet seine Hilfe aber zu einem reduzierten Pensum von 20 Prozent weiter an, bis eine Anschlusslösung gefunden ist.

Nach dem Apéro auf der sonnigen Terrasse des Restaurants Wildhorn wurden gesellige Stunden bei einem feinen Mittagessen, Desserbuffet und Tanzmusik mit den «Sulzbuebe» aus Lauenen verbracht. Vizegemeindepräsident Pascal Bangerter überbrachte die Grussworte der Gemeinde Lauenen und der eine und die andere schwangen sogar noch das Tanzbein.

KERSTIN KOPP/«SIMMENTAL ZEITUNG»


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