Die BOSV-Athleten machen den Wasserngrat unsicher

  06.03.2023 Sport

Der Skiclub Turbach-Bissen und der Skiklub Zweisimmen führten am Wochenende die BOSV-Meisterschaft am Wasserngrat durch. Nach einem spannenden Riesenslalom am Samstag folgte ein Slalom am Sonntag. BOSV-Meisterin des Riesenslaloms war Janine Annen vom Skiclub Gstaad, Dania Allenbach vom Skiclub Turbach-Bissen holte sich den Titel beim Slalom. Sven Moser vom Skiclub Weissenburg ging aufs Ganze und triumphierte an beiden Tagen als schnellster Athlet. OK-Präsident Adolf von Siebenthal hat uns die Hintergründe zur die Kandidatur für diese Meisterschaft erzählt und uns Einblicke in die Organisation eines derartigen Wettkampfs mit überregionaler Ausstrahlung gewährt.

JOCELYNE PAGE


WIESO HAT DER SKICLUB TURBACH-BISSEN DIE BOSV-MEISTERSCHAFT DURCHGEFÜHRT?

Der Skiclub Turbach-Bissen habe sich aus mehreren Gründen für die Durchführung der BOSV-Meisterschaft beworben, erklärt OK-Präsident Adolf von Siebenthal. Alles habe vergangene Saison angefangen, als sich der Skiklub Zweisimmen an den Skiclub Turbach-Bissen wandte. «Der Verein wollte sich für eine Meisterschaft bewerben und fragte uns, ob wir den Wasserngrat als Alternativberg anbieten könnten, sollte der Rinderberg aus schneetechnischen Gründen nicht für ein Rennwochenende geeignet sein», erinnert sich von Siebenthal. Die Bereitschaft zur Mithilfe wäre da gewesen, doch leider war die Piste an diesem Wochenende bereits besetzt, weshalb es im 2022 nicht klappte – nicht so in diesem Jahr. «Wir sind zehn JO-Trainer mit Erfahrung im Club und haben einen schattigen Pistenhang, der oftmals im März noch optimale Pistenverhältnisse bietet. Wir haben deshalb eine Kandidatur ins Auge gefasst und zwar gemeinsam mit dem Skiklub Zweisimmen», sagt von Siebenthal. Ein weiterer Grund: Eine U16-Athletin und zwei U16-Athleten aus seinem Skiclub sind diese Saison erfolgreich unterwegs: Dania Allenbach, Toru Kusano und Elia Bach. Mehrmals waren sie diese Saison unter den Topfahrern. «Wir wollten ihnen ein Heimrennen bieten.» Und der Aufwand hat sich gelohnt: Dania Allenbach stand an beiden Tagen auf dem Podest: Dritte beim Riesenslalom und BOSV-Meisterin beim Slalom. Elia Bach fuhr beim Riesenslalom mit Platz neun unter die besten zehn. Toru Kusano konnte verletzungsbedingt nicht starten.


WIE VIELE TEILNEHMENDE FANDEN DEN WEG AUF DEN WASSERNGRAT?

Rund 130 Athletinnen und Athleten kämpften sich durch die Tore. Alle haben die Lizenz gelöst, um am BOSV/LEKI-JO-Cup teilzunehmen. Sie starteten in den Kategorien U12, U14 oder U16, jeweils bei den Mädchen oder Knaben. Neben vielen Teilnehmenden aus dem Saanenland kamen die Athleten aus allen Ecken des Berner Oberlands: Diemtigtal, Adelboden, Haslital Brienz, Ringgenberg, Wilderswil… Zudem waren sieben Athleten von Schneesport Mittelland-Nordwestschweiz am Start.


WIE VIELE HELFER STANDEN IM EINSATZ? WAS GEHÖRT ZU EINER ORGANISATION UND DURCHFÜHRUNG EINES SOLCHEN WETTK AMPFWOCHENENDES?

Insgesamt 50 Helfende – 60 mit OK – standen am Wochenende am Wasserngrat, um zwei spannende Renntage zu garantieren. «Das Organisationskomitee, die Rutscher, Torwarte, Zeitmesser… Alle brauchen wir am Berg, um die Wettkämpfe sauber durchzuführen», erklärt Adolf von Siebenthal. Bereits am Freitag installierten Helfer Fangnetze, um genügend Schutz für die Athletinnen und Athleten zu bieten. Denn der Frühling rückt näher und die grünen Flächen zeigen sich. An den Wochenendtagen standen die Helfenden ab 7.30 Uhr auf Platz, um die Läufe abzustecken und die Zeitmessung zu installieren. «Es gibt schon viel Arbeit, bis alles steht und alles durchgeführt ist. Aber wir haben super Leute», lobt von Siebenthal die freiwilligen Helfer. Neben den vereinseigenen Torstangen für den Riesenslalom erhielt der Skiclub das andere wichtige Material von der Vereinigung der Skiclubs der Skiregion Gstaad Mountain Rides. Doch die eigentliche Arbeit – Organisation, Sponsorensuche, Planung – begann bereits im Sommer 2022: Das achtköpfige Organisationskomitee – bestehend aus Zweisimmer und Turbach-Bissner Skiclub-Mitgliedern – investierte viele Stunden, um die Meisterschaft am Wasserngrat durchzuführen. «Ich bin zwar der OK-Präsident, doch mein Wissen über elektronische Medien und Geräte ist leider etwas begrenzt», erzählt von Siebenthal lachend. «Deshalb war es umso wertvoller, derart kompetente Leute im OK zu haben. Jeder hat sich seinem Ressort pflichtbewusst angenommen.»


BIETEN SICH CHANCEN FÜR DEN SKICLUB, INDEM ER EINE SOLCHE MEISTERSCHAFT DURCHFÜHRT?

«Das ist eine schwierige Frage», antwortet Adolf von Siebenthal. Sie seien stolz, den anreisenden Teilnehmenden mit Trainerteams und Eltern den Wasserngrat mit seinen guten Schneeverhältnissen zu präsentieren. Zudem habe man Freude, als Skiclub auch seinen Beitrag zum BOSV/LEKI-JO-Cup leisten zu können. «Jedes organisierte Rennen braucht Ressourcen und viele freiwillige Helfer. Jedes Jahr können wir an vielen Wochenenden in andere Skigebiete reisen, wo alles wie am Schnürchen klappt. Indem wir nun selbst zwei Rennen anbieten, können wir den anderen Organisatoren etwas zurückgeben und damit auch unsere Dankbarkeit ausdrücken», erklärt von Siebenthal.


WELCHE HERAUSFORDERUNGEN BIRGT DIE DURCHFÜHRUNG EINER SOLCHEN MEISTERSCHAFT?

«Unser Ziel ist es, stets für alle Teilnehmenden die gleichen Bedingungen bieten zu können, damit es ein fairer Wettkampf ist. Das ist das Wichtigste und zugleich auch das Schwierigste, die Herausforderung ist daher gross», antwortet Adolf von Siebenthal. Durch die Rutscher, die jeweils bei den Toren mit ihren Skiern die Gräben ausbessern, und durch die effiziente Durchführung der Wettkämpfe sorgten die Organisatoren dafür, dass die Piste kompakt blieb. Es war Arbeit unter Hochdruck. «Es braucht wenig, dass eine zeitliche Verschiebung entsteht. Wenn es am einen Ort klemmt, wirkt sich das auf den nächsten aus. Es ist ein Rattenschwanz.» Eine besonders herausfordernde Aufgabe haben die Torwarte. Gutes Hinschauen ist Pflicht, wache Augen eine Grundvoraussetzung. «Beim Riesenslalom sind sie weniger gefordert, aber der Slalom hat es in sich», sagt von Siebenthal. Die Torwarte müssen jeden Einfädler notieren und nach dem Rennen der Zeitmessung mitteilen, damit die Verantwortlichen die Disqualifikationen eintragen können. «Bevor wir zur Rangverkündigung übergehen, schlagen wir jeweils eine Tabelle mit den Disqualifikationen an. Jeder Teilnehmende kann in dieser Zeit Einsprache erheben.»


DIE RESULTATE DER SAANER ATHLETEN BEIM RIESENSLALOM UND SLALOM AN DER BOSV-MEISTERSCHAFT

Während den zwei Wettkampftagen überzeugten die Skiathletinnen und -athleten aus dem Saanenland mit schnellen Zeiten. Am Riesenslalom bei den Mädchen U12 siegte Noemi Reichenbach vom Skiclub Lauenen, bei den Knaben stand Romain de Siebenthal vom Skiclub Saanen zu oberst auf dem Podest. Bei den Knaben U14 war der Skiclub Schönried präsent: Elijah von Gunten wurde Zweiter, Nicolas Herrmann Dritter. In der Kategorie U16 hatten die Konkurrentinnen der Saaner Athletinnen keine Chance: Janine Annen vom Skiclub Gstaad gewann, gefolgt von Maria Schmid vom Skiclub Saanen und Dania Allenbach vom Skiclub Turbach-Bissen. Beim Slalom am Sonntag gewann Manon Bielmann vom Skiclub Saanen bei den Mädchen U12, Clubkollegin Charline Haumont wurde zweite in der Kategorie U14. Am zweiten Renntag stand Maria Schmid erneut auf dem zweiten Platz bei den U16-Mädchen, Dania Allenbach holte sich den Tagessieg. Bei den Knaben U12 fuhren die Saaner Quinn Baumann und Romain de Siebenthal auf Platz zwei bzw. drei. Die U14-Athleten Isaac Henchoz (Skiclub Saanen), Fynn Brand (Skiclub Lauenen) und Nicolas Hermann (Skiclub Schönried) holten sich die ersten drei Ränge; Letzterer teilte sich Bronze mit Marc Zenger vom SAK Haslital Brienz. Ami Henchoz vom Skiclub Saanen erzielte in der Kategorie U16 die zweitschnellste Zeit.

Saaner Athleten unter den Top zehn – Auszug aus den Ranglisten: Riesenslalom, Mädchen – U12: 6. Manon Bielmann, Saanen; 8. Ramona von Siebenthal, Turbach-Bissen; 9. Elina Reber, Gstaad; U14: 4. Charline Haumont, Saanen; 5. Chiara Reichenbach, Lauenen; 6. Lya Oehrli, Lauenen; U16: 5. Larina von Siebenthal, Schönried; 7. Carla Walker, Gsteig-Feutersoey;
Knaben – U12: 6. Quinn Baumann, Saanen; U14: 6. Benjamin Giesbrecht, Schönried; U16: 6. Fynn von Gunten, Schönried; 9. Elia Bach, Turbach-Bissen; 10. Vincent Praz, Lauenen;
Slalom, Mädchen – U12: 4. Elina Reber, Gstaad; 5. Ramona von Siebenthal, Turbach-Bissen; 10. Romina Matti, Turbach-Bissen; U14: 6. Chiara Reichenbach, Lauenen; 9. Joela Walker, Gsteig-Feutersoey; U16: 5. Larina von Siebenthal, Schönried; 6. Carla Walker, Gsteig-Feutersoey; 9. Sandrine Matti, Turbach-Bissen. Die kompletten Ranglisten sind unter Terminkalender Alpin auf der Homepage www.swiss-ski-kwo.ch/ aufgeschaltet.


DANIA ALLENBACH, SKICLUB TURBACH-BISSEN: DRITTE BEIM RIESENSLALOM, BOSV-MEISTERIN BEIM SLALOM 

Als Dania Allenbach vergangenen Sommer erfahren hat, dass die BOSV-Meisterschaft am Wassern-T O F grat stattfinden wird, hat sie «einen Freudenschrei» ausgestossen, wie sie lachend erzählt. Es habe sie auch berührt zu hören, dass ihre Trainer sich für die Meisterschaft beworben haben, um ihr und ihren ebenfalls erfolgreichen U16-Kollegen ein Heimrennen zu bieten. Allenbach blickt glücklich auf die vergangenen Renntage zurück. «Ich habe das Privileg, in der ganzen Schweiz und auch im Ausland Rennen fahren zu dürfen. Aber auf dem Heimberg am Start zu stehen, ist immer noch am coolsten.» Es habe ihr auch mehr Selbstbewusstsein verliehen. «Und trotzdem darf man nicht übermütig werden und muss sich konzentrieren, um den Lauf sauber hinunterzubringen.» Jeden Tag hat sie sich zum Ziel gesetzt, zu oberst auf dem Podest zu stehen. «Da es am Samstag nicht ganz geklappt hat, war ich am Sonntag etwas nervös. Zudem hatte ich beim zweiten Lauf grosses Glück, denn eine Torstange brach ab und glitt unter meinem Ski durch.» Doch sie meisterte die prekäre Situation und holte sich den BOSV-Meistertitel im Slalom. Nun – wenn es die Temperaturen zulassen – geniesst sie noch die kommenden letzten LEKI-BOSV-JO-Cup-Rennen. Denn nächstes Jahr geht es eine Stufe weiter für Allenbach – weiter zu den FIS-Rennen.


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