Wow – was für eine Show im Zirkuszelt zum Abschluss des 100-Jahr-Jubiläums der Schule Rütti

  12.06.2023 Gstaad

Schule einmal anders! «Zirkus, Zirkus, Zirkuszält, s git nüt Schöners uf dr Wält.» Und schon war die besondere Zirkuswoche vom 5. bis 10. Juni im Rüttischulhaus in Gstaad eingeläutet.

ERICH KÄSER
Die 140 Schüler und Schülerinnen der Schule Rütti, der Heilpädagogischen Sonderschule mit Schulkindern aus dem Obersimmental, den Gemeinden Launenen, Gsteig und Saanen sowie der Klasse für besondere Förderung hatten in dieser Woche einen aussergewöhnlichen Stundenplan. Zum Beispiel: gemeinsamer Morgenanfang im Zirkuszelt, Requisiten abholen, Üben in altersgemischten Gruppen, Kostüme abholen und anpassen, Manegenprobe, Hauptprobe… Dann die Höhepunkte der arbeitsreichen Woche: drei Vorstellungen im ausverkauften Zirkuszelt.

Auswahl aus vielen verschiedenen Ateliers
Die Schulkinder konnten im Vorfeld dieser Zirkuswoche drei Ateliers aussuchen. Aus den drei Wunschateliers wurde ihnen dann eines zugeteilt. Zur Auswahl standen zehn Angebote: Balancieren – hier übten die Kinder, sich auf grossen Holzrädern und Pedalos fortzubewegen und auf Schwebebalken Attraktionen zu zeigen. Es brauchte Mut, sich am Vertikaltuch nach oben zu hieven und Kunststücke zu vollbringen. Auf dem Trampolin wurde wild durch die Luft geflogen. Die Zauberer liessen Kinder in der Zauberbox verschwinden – zum Glück kamen sie unverletzt wieder zum Vorschein. Kraft und Geschicklichkeit brauchte es bei den Leiterakrobaten. Keine Schmerzen kannten die Fakire und Kraftmenschen. Raubtiere wurden gebändigt. Die Clowns brachten das Publikum zum Lachen. Vor den Jongleuren waren kein Jonglierball und kein Diabolo sicher! In den beiden Tanzgruppen wurden die Schritte nach den neusten Hits einstudiert. Die sogenannte Backstage-Gruppe erledigte alle Aufgaben im Hintergrund, wie das Gestalten des Programmhefts, Popcorn und Programmhefte verkaufen, Eintritte kontrollieren, die Technik betreuen usw.

«Das war Spitze!»
Die Kinder fieberten wahrlich auf die Vorstellung im Zirkuszelt hin. Die besonderen Leistungen in den Programmpunkten wurden vom begeisterten Publikum spontan applaudiert. Nach der Vorstellung waren die Besucher einhelliger Meinung: «Das war Spitze!» Den Kindern, Lehrpersonen, Heilpädagogen/innen, Tagesschulmitarbeitenden und den vielen freiwilligen Eltern, die überall Hand anlegten, wo es nötig war, wird diese Zirkuswoche als krönender Abschluss des Jubiläumsjahrs zum 100. Geburtstag der Schule Rütti ewig in Erinnerung bleiben.

An die dritte Vorstellung vom Samstag und zum anschliessenden Jubiläumsapéro wurden ehemalige Lehrer und Lehrerinnen, die an der Schule Rütti gewirkt hatten, sowie Behördenmitglieder und alle aktiven Lehrpersonen und Mitarbeitenden der Schule Rütti eingeladen. Schulleiterin Christine Oberli zeigte sich äusserst dankbar für die grossartige Unterstützung durch die Gemeinde Saanen, durch Stiftungsbeiträge und Sponsorengelder und die vielen freiwilligen Helferinnen und Helfer, ohne sie wäre diese fantastische Woche nicht umsetzbar gewesen.


DIE GESCHICHTE DES RÜTTISCHULHAUSES

Mit seiner 100-jährigen Geschichte des Schulhauses Rütli in Gstaad lohnt sich der Blick zurück.

Zu Beginn des letzten Jahrhunderts besuchten die Gstaader Kinder den Schulunterricht im Schulhaus, das unweit der St.-Niklaus-Kapelle mitten im Dorf stand. Steigende Schülerzahlen verschärften das ohnehin bestehende Platzproblem zu dieser Zeit. So fanden nur Unter-und Oberschule genug Raum im Schulhaus. Die Mittelschule musste in die nahe gelegene Kapelle ausweichen. Erweiterungsbauten waren an jenem Standort im Dorfkern nicht möglich. Endgültiger Auslöser für die Diskussion eines Neubaus war der tragische Unfalltod eines Kleinkindes auf den Gleisen der MOB. Das Bahnunternehmen baute zu dieser Zeit den Anschluss bis Gstaad und den Bahnhof. Aufgerüttelt durch den Unfall wurde aktiv nach einem Bauplatz für ein neues Schulhaus gesucht. Schliesslich war es Milchmann Ernst Hutzli, der 1919 mit dem Verkauf seines Wohnhauses und Landbesitzes in der Rütti an die Gemeinde den Bau des Rüttischulhauses ermöglichte. 35’000 Franken kostete die Gemeinde der Landerwerb. Bereits damals schrieb man den Neubau als Projektwettbewerb aus und es gab im Laufe der Planungs- und Bauzeit immer wieder kritische Stimmen aus der Bevölkerung.

Im «Anzeiger von Saanen» war von einem monumentalen Bau die Rede, welchen die Baufirma von Grünigen Farb realisierte. Am 30. September 1923 wurde das Rüttischulhaus mit Volksfestcharakter eingeweiht. Nicht ganz 40 Jahre später kamen Erweiterungspläne für das markante Gebäude zu Sprache, erneut waren steigende Schülerzahlen der Grund dafür. Als kurzfristige Zwischenlösung wurde 1966 eine Baracke errichtet, die bis zur Fertigstellung des Erweiterungsbaus 1972 für zwei Klassen als Schulraum diente.

Der Erweiterungsbau war möglich, da Armin Hauswirth 1967 benachbartes Land verkaufte. Acht Jahre später konnte nach einer zweiten Etappe der Erweiterung eine neue Turnhalle mit Umkleide- und Duschräumen eröffnet werden. Die Baracke nutzte die Heilpädagogische Schule seit ihrer Gründung 1972 bis 2006. Dann nämlich bezog sie die Räume im Neubau, der bereits 2017 schon wieder erweitert werden musste, um dem Richtraumprogramm des Kantons Bern zu entsprechen. Heute, knapp 50 Jahre nach den Erweiterungsbauten, fordern neue Schulformen mehr und anders gestalteten Schulraum. Erneut wurde ein Projektwettbewerb ausgeschrieben und das Siegerprojekt vorgestellt. An der Urne wurde das Projekt vor zwei Jahren vom Saaner Stimmvolk abgelehnt. Orientiert an der Schulstrategie der Gemeinde werden Sanierungen und Erweiterungen der Schulhäuser, so auch des Rüttischulhauses, nötig.

PD/JENNY STERCHI

Quelle: «Jubiläumsbroschüre 100 Jahre Schule Rütti Gstaad». Diese Broschüre ist für fünf Franken bei der Schulleitung, E-Mail [email protected], erhältlich.

 


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