«Spontane Aktionen und Korrekturen gibt es immer»

  20.07.2023 Sport

Seit nunmehr 13 Jahren steht Heidi Raaflaub im Dienst des Swiss Open Gstaad. Die laufende Ausgabe wird ihre letzte sein, zumindest in ihrer Funktion als Mitarbeiterin in der Organisation.

JENNY STERCHI

Wie würden Sie ihr Amt beschreiben, das Sie am Swiss Open Gstaad verkörpern?
Ich sehe meine Funktion als Schnittstelle zwischen den Organisatoren und der Region. Ähnlich einer Botschafterin, welche die Kontakte zu hiesigen Organisationen und Institutionen pflegt. Für Grand Chelem Event SA, Veranstalter des Turniers und mein Arbeitgeber, ist das die Kontaktstelle zum Saanenland.

Seit wann sind sie am Gstaader Tennisturnier dabei?
Das erste Turnier, an dem ich aktiv mitwirkte, war das im 2009. Meine Töchter waren als Ballkinder und im Zauberteam (Aufräumequipe) engagiert. Da blieb für mich Zeit, an der Kasse zu helfen. Die damalige Staff-Verantwortliche Caroline Schwenter fragte mich darauf, ob ich nicht Lust hätte im Folgejahr die Supporterbetreuung zu übernehmen. Noch im gleichen Jahr erhielt ich die Anstellung bei Grand Chalem Event SA und war in die Vorbereitungen des Turniers von 2010 schon voll eingebunden.

Was genau sind Ihre Aufgaben als besagte Botschafterin?
Ich bin die Kontaktperson für Supporter, Donatoren und sämtliche Eventsupporter. Vom Gstaader Turnierbüro aus sorge ich dafür, dass offizielle Gäste eingeladen und würdig empfangen werden. Das mache ich jeweils sehr gern. Ausserdem bin ich zusammen mit Nicole Güntensperger verantwortlich für die Side Events, die Veranstaltungen neben dem Tennisplatz, wie zum Beispiel für das Engagieren der musikalischen Unterhaltung zwischen den Matches und am Abend, für den Family Day, die Autogrammstunden und den Tennis Talk of the day. Ach, und was ich nicht vergessen möchte, ich helfe auch mit, dass sich das Stadion und das Village von seiner besten Seite zeigen.

Also sind die Geranien am Tribünenrand und deren heimelige Wirkung Ihr Werk?
Wir wollen im Village und im Stadion Swissness und die Region präsentieren. Und Geranien gehören einfach zum Saanenland.

Sind Sie das ganze Jahr über für das Swiss Open Gstaad angestellt?
Ja, im Januar beginne ich mit den ersten Vorbereitungen und Planungen. Erste Sponsorenanfragen gehen heraus, Anfragen bestehender und neuer Eventsupporter werden an mich herangetragen. Die Turnierwoche erhält den ersten, groben Rahmen. Und dann folgt eine strenge Zeit bis zum Turnier. Das Turnier selber ist dann sehr intensiv, aber toll. Die Nachbereitungen, in denen Listen aktualisiert und Dankesworte kommuniziert werden, sind schnell erledigt und es wird schnell wieder ruhig.

Und wann ist genau die strenge Zeit in Ihrem Job?
Ganz klar im Vorfeld des Turniers. Von April bis zur Turnierwoche gebe ich Vollgas. Wenn alles gut vorbereitet ist, läuft es während des Turniers dann umso runder. Spontane Aktionen und Korrekturen gibt es immer, aber für die haben wir bei guter Vorbereitung dann eher die Hände frei.

Gab es auch in diesem Jahr schon kurzfristige Planänderungen und Unvorhergesehenes?
In diesem Jahr war die vergleichsweise frühe Anreise einiger Spieler etwas aussergewöhnlich. So kam der junge Schweizer Dominic Stricker bereits am Dienstag vor Turnierbeginn ins Saanenland. Auch der ehemalige Turniersieger Dominic Thiem wollte keine Zeit verlieren und war Tage vor dem Turnierstart schon hier. Grundsätzlich ist das natürlich wunderbar, die Cracks schon früh hier zu haben. Wir waren einfach noch nicht bis ins Detail parat. Die Staff-Mitglieder waren zum Grossteil noch nicht angereist, ebenso wie die Crew von Tecnifibre, die für das professionelle Racketbespannen aufgeboten ist. Und dann müssen wir einfach ganz schnell improvisieren. Ein hiesiges Sportgeschäft kam zu Hilfe und jeder, der etwas Zeit übrig hatte, half beim verfrüht gefragten Service.

Von 2016 bis 2018 spielten neben den Herren auch die Damen um den Gstaader Titel. Wie haben Sie dieses Format erlebt?
Für mich war es ein sehr cooles Erlebnis, auch wenn das Pensum vor und während der Turnierwoche noch grösser und intensiver war als sonst schon. Ich fand es sehr schade, dass sich für diesen Anlass nur ein kleines Publikum begeistern liess.

Welcher war Ihr Lieblingssieger in den vergangenen 12 Turnierausgaben?
Das Spiel des Österreichers Dominic Thiem fand ich sehr sehenswert und für mich war er ein sehr sympathischer Turniersieger.

Warum hören Sie mit Ihrer Tätigkeit für das Swiss Open Gstaad jetzt auf?
Weil ich finde, dass es Zeit wird, das Amt weiterzugeben. Neben dem Tennis engagiere ich mich auch noch für die Country Night Gstaad, dort habe ich die gesamte Organisation in den Händen. Davon möchte ich mich noch nicht trennen. Aber die Sommer mit beiden Engagements waren jeweils sehr intensiv. Mit meiner Nachfolgerin Selina Flückiger kann ich das Tennisturnier mit gutem Gewissen verlassen.

Spielen Sie eigentlich selber Tennis?
Ja, vielleicht heute nicht mehr so viel. Aber früher war ich aktiv in diesem Sport, habe Interclubturniere gespielt.

Vielleicht ist ja dafür zukünftig wieder mehr Zeit?
Vielleicht. Ausserdem freue ich mich auf meinen Garten und darauf, in den Sommermonaten Zeit für mich und meine Familie zu haben. Und möglicherweise werde ich auch den einen oder anderen Match anschauen, denn dafür reichte die Zeit selten während meines Engagements fürs Turnier.


MEIN BEWEGENDSTER MOMENT

Am 2. Juli 2013 klingelte das Telefon im Tennisbüro. «Roger Federer kommt nach Gstaad, der Manager hat es eben kommuniziert», klang es aus dem Hörer. Er war in Wimbledon früh ausgeschieden und auf der Suche nach Spielpraxis. Kaum machten wir die Meldung offiziell, war die Roy-Emerson-Arena innert Kürze von Donnerstag bis Sonntag ausverkauft. Um noch mehr Plätze zu generieren, entschieden wir kurzfristig, die Tribüne zu vergrössern. Auch die so geschaffenen zusätzlichen Billetts waren im Nu weg. Er ist auch bei uns früh ausgeschieden, aber die Ränge waren dennoch und dank ihm voll.

HEIDI RAAFLAUB


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