Mit dem Bike nicht länger über den Zaun
16.10.2023Die Ferienregion Gstaad möchte neben dem weit verzweigten Wanderwegnetz auch attraktive Wege für Mountainbikerinnen und -biker bieten. Diesen Sommer wurden im Rahmen eines Pilotprojekts zu den bestehenden noch weitere Trails geschaffen, die eine Koexistenz ermöglichen.
IN KÜRZE:
• Im Saanenland wurden in diesem Sommer Trails für Mountainbiker und Wanderer realisiert.
• Als Pilotprojekt ermöglichen diese Trails gleichermassen Koexistenz und Naturschutz.
• Sämi Brütsch und Lukas Addor sind die Experten, die Gstaad Saanenland Tourismus für dieses Projekt eingestellt hat.
JENNY STERCHI
Das Bike über den Viehzaun heben - der unerfreulichste Höhepunkt einer Bike-Tour durch Wald und Wiesen des Saanenlands – ist zumindest auf den diversen Trails in der Region nicht mehr notwendig. Seit diesem Sommer stehen einige Routen zur Verfügung, die als Wanderwege bereits bestanden, aber durch Wegarbeiten nun zur Koexistenz von Wandernden und Bikebegeisterten einladen.
Trails als Ergänzung
«Wir wollen nicht zur ausschliesslichen Bikedestination werden», betont Jan Brand, Leiter Infrastrukturen und Projekte bei Gstaad Saanenland Tourismus (GST). «Gemäss der Destinationsstrategie bleiben wir beim genussorientierten Tourismus, der Vielfalt und Wandertourismus in den Fokus stellt.»
Und die Koexistenz-Trails seien dafür eine bedeutende Ergänzung. Die Platzproblematik lässt die Koexistenz von Wander- und Bikefreunden zur Basis der Bemühungen werden. «Wir können nicht einfach neue Wege erschliessen, die räumlichen Verhältnisse geben es in unserer Region nicht her», sagt Brand. Zugleich sei aber das Wohlwollen der Landeigentümer gegenüber den Arbeiten an bestehenden Wegen sehr erfreulich.
Werkzeug an die Hand
Unter fachkundiger Anleitung durch das Unternehmen Allegra und mit der grossen Erfahrung des Teams der Wanderwegmeister der Gemeinde Saanen wurden die Mitarbeitenden des Infrastrukturteams in die Spezifik beim Bau und bei der Instandhaltung von mehrfach genutzten Wegen eingeführt. Interessierte Wegmeister aus der Region waren ebenso dabei wie die beiden Mitarbeiter, die für diesen Sommer von GST für den Trailbau eingestellt wurden.
Sämi Brütsch und Lukas Addor sind seit dem späten Frühjahr damit beschäftigt, unter anderem am Eggli einige Wege auszubauen, auf denen so ein Miteinander von Wanderern und Bikern uneingeschränkt funktioniert. Bisher haben sie eine Wegstrecke von rund fünf Kilometern bearbeitet. Und was machen die beiden, wenn es Winter wird? «Sämi geht auf Reisen während der Wintermonate», weiss Jan Brand. «Lukas ist in einem Sportgeschäft im Einsatz. Natürlich hoffen wir sehr, dass sie auch im zweiten Jahr des Pilotprojektes, also im Sommer 2024, wieder dabei sein werden», blickt Brand voraus.
Starkes Team
Sämi Brütsch hat bereits viele Erfahrungen im Bereich Trailbau. Er ist eigentlich im Kanton Baselland daheim und war in der Vergangenheit am Bau verschiedener Bikeparks beteiligt. Er hat die Sicht dafür entwickelt, wie ein Weg angelegt sein muss, um sowohl den örtlichen Gegebenheiten als auch den Bedürfnissen von Mountainbikern und Wanderern gerecht zu werden.
An seiner Seite arbeitet auch Lukas Addor diesen Sommer an den Trails, die Biker und Wanderer unter anderem am Eggli entlangführen. Der Lauener ist gelernter Maurer und ergänzt sich dank seiner Kenntnisse bestens mit Brütsch. Beide haben auch während zweier Wochen den Bau der Trails für den Swiss Bike Cup beim Gstaad Airport tatkräftig unterstützt.
Trails als Vorteil
Wird ein Weg zum Trail ausgebaut, der Koexistenz ermöglicht, bringt das diverse Nebeneffekte mit sich, von denen verschiedene Seiten profitieren. Zum einen unterstützt die optimale Wegbreite die gleichzeitige Nutzung durch beide Interessengruppen. Der Einbau von moderaten Stufen macht zum anderen den Weg für Wandernde attraktiver, das Risiko auszurutschen ist kleiner. Zugleich ist der Biker an diesen Stellen dazu angehalten, das Tempo zu reduzieren. Vor einer Kurve sorgt die Massnahme dafür, dass nicht gedriftet und somit der Weg nicht zusätzlicher Erosion ausgesetzt wird. Im Allgemeinen begünstigt die niedrige Geschwindigkeit die entspannte Begegnung zwischen Wandernden und Bikern. Nicht zuletzt bietet es auch für die Landeigentümer einen nicht unwesentlichen Vorteil. «Ein gut gewarteter und befestigter Weg mit einer angenehmen Routenführung und genügend Raum für alle Nutzer verleitet kaum zum Querfeldeinlaufen oder zu fragwürdigen Abkürzungen», ist Jan Brand überzeugt.




