Gibt es immer mehr Verwaltungsarbeit?

  20.10.2023 Saanen

Fast 40 Stelleninserate hat die Gemeindeverwaltung von Saanen im laufenden Jahr in dieser Zeitung bereits geschaltet, während Lauenen und Gsteig im gleichen Zeitraum zusammen nur gerade drei Mitarbeitende gesucht haben. In Saanen geht es dabei nicht nur darum, vakante Stellen zu besetzen, sondern es wurden auch neue Jobs geschaffen. Verwaltungsdirektor Roman Gimmel erzählt im Gespräch mit dieser Zeitung, warum so viele Mitarbeitende gesucht wurden und enthüllt dabei Erstaunliches. Und er beantwortet die Frage, ob es in der Gemeindeverwaltung von Saanen immer mehr Arbeit gibt. 


Gibt es immer mehr Verwaltungsarbeit?

Erstmals seit Roman Gimmel als Verwaltungsdirektor im Amt ist, sind alle Vollzeitstellen in der Saaner Gemeindeverwaltung besetzt. Sogar zwei neue Jobs wurden geschaffen. Gibt es in Saanen wirklich mehr zu tun als bisher?

KEREM S. MAURER

Wer im «Anzeiger von Saanen» nicht nur die Artikel liest, sondern auch die Stelleninserate anschaut, könnte bemerkt haben, dass die Gemeindeverwaltung von Saanen seit anfangs Jahr auffallend regelmässig Personal sucht. Ganze 38 Stelleninserate sind seit dem ersten Januar erschienen. Dabei wurden nicht nur vakante Stellen besetzt, sondern auch zwei neue Jobs geschaffen. Im selben Zeitraum suchte die Gemeindeverwaltung von Gsteig nur eine Fachperson (Wasserversorgung/Abwasser und Recycling) sowie eine Verwaltungsangestellte. Und Lauenen musste nur den Job eines Hausverwalters neu besetzen. Die hohe Anzahl der Stelleninserate für die Gemeinde Saanen war auch Verwaltungsdirektor Roman Gimmel nicht bekannt. Doch wirklich erstaunt ist er nicht.

Erstmals alle Vollzeitstellen besetzt
«Wir hatten in den letzten zwei Jahren neben anderen Schwerpunkten auch das Personalwesen auf der Liste», sagt der Verwaltungsdirektor und enthüllt für Aussenstehende Erstaunliches: «Als ich am 1. Januar 2022 in Saanen meine Tätigkeit aufnahm, verzeichnete Saanens Gemeindeverwaltung sage und schreibe vierzehn nicht besetzte Stellen, längere Ausfälle durch Krankheit oder Unfall inklusive.» Das entspricht bei einer Unternehmung, die etwa 190 Beschäftigte auf der Lohnliste führt, rund sieben Prozent aller Beschäftigten. Sämtliche Vakanzen zu besetzen sei eine der vordringendsten Aufgaben für die Jahre 2022 und 23 gewesen, weil: «Aufgaben gut meistern kann man nur, wenn man auch die Leute dazu hat», ist Roman Gimmel überzeugt und atmet durch, denn: «Mit Stand heute ist es uns erstmals gelungen, alle Vollzeitstellen in der Verwaltung zu besetzen.» Trotz Fachkräftemangel. «Es war uns ein Anliegen, dass wir dieses Ziel erreichen, ohne Personal bei anderen Gemeindeverwaltungen abzuwerben oder noch mehr Leistungen bei Dritten einzukaufen.»

Neue Jobs müssen bewilligt werden
Doch in Saanen wurden nicht nur vakante Stellen besetzt, sondern auch neue geschaffen. «Neu ist die Funktion Bereichsleitung HR und Sicherheitsbeauftragung SIBE sowie eine Direktionsassistenz», erläutert der Verwaltungsdirektor. Beide Jobs wurden mit 80 bis 100 Stellenprozenten ausgeschrieben. «Wir müssen jonglieren, weil wir im Sollstellenplan der Gemeindeverwaltung Saanen aktuell exakt 90,3 Vollzeitäquivalente haben, die wir auf sämtliche Aufgabenbereiche verteilen können», so Gimmel. Wenn es mehr Ressourcen braucht, muss dies vom Gemeinderat bewilligt werden. Schliesslich werden Gemeindeangestellte mit Steuergeldern finanziert.

Viele neue Aufgaben
Gibt es in der Gemeindeverwaltung denn immer mehr Arbeit? «Ja», sagt Gimmel. Er führt aus, dass die Gemeinde Saanen zum Beispiel erst ab diesem Herbst eine Standortentwicklungsstrategie oder bis heute kein gesamtheitliches Risikomanagement habe, weshalb sich die Gemeinde etwa den Vorwurf «im Blindflug» unterwegs zu sein, gefallen lassen müsse. Der Verwaltungsdirektor zeichnet nach: «Als ich hier angefangen habe, mussten wir Masken tragen. Als dies vorbei war, brach der Ukraine-Krieg aus und plötzlich standen 50 ukrainische Waisenkinder da!» Und dann sind da noch eine drohende Energiemangellage mit dem Solarexpress, die Herausforderungen im Gesundheitswesen mit den Hausärzten, der Gstaad International Healthcare GIH und der GSS. Dazu die Klimakrise und die Mobilität. «Immer, wenn die Zuständigkeiten für ein neues Thema noch nicht strukturell geregelt sind, landet es zunächst einmal auf den Pulten der Verwaltungsdirektion. Da sind tatsächlich viele neue Aufgaben dazugekommen», resümiert Roman Gimmel und ergänzt, er sei froh, dass der Gemeinderat die zusätzlichen Stellenprozente bewilligt habe.

Wie zufrieden sind die Verwaltungsangestellten?
«Es ist wichtig, dass wir die neuen Angestellten nicht nur rekrutieren, sondern – wie viele Mitarbeitende, die bereits sehr lange bei der Gemeinde arbeiten – auch halten und entwickeln können», erklärt Gimmel. Dies sei nicht immer einfach, denn ein Job auf der Verwaltung sei etwas anderes als eine Tätigkeit in der Privatwirtschaft. Man sei oftmals Drehscheibe zwischen Bürgern, Wirtschaft und Politik, was nicht jedermanns Sache sei. Um festzustellen, wie hoch die Zufriedenheit der Angestellten der Gemeindeverwaltung Saanen ist, würde demnächst eine völlig anonyme Mitarbeitendenbefragung von einer externen Firma durchgeführt. Die Ergebnisse dürfen mit Spannung erwartet werden.


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