Zum Geburtstag eine musikalische Zeitreise

  09.11.2023 Kultur

Seinen zehnten Geburtstag feierte Soroptimist International Club Gstaad-Saanenland mit viel Musik und Gesprächen, die sich nicht ausschliesslich um Frauenthemen drehten. Das von Lehrkräften vorgetragene musikalische Gut begeisterte und riss am Samstagabend ebenso mit, wie die Vorträge der Musikschülerinnen und -schüler am Sonntagmorgen.

JENNY STERCHI
«Eine wunderbare Gegend und ganz tolle Musik heute Abend», schwärmte eine Soroptimistin eines Zürcher Clubs, die für das Zehn-Jahr-Jubiläum des hiesigen Clubs angereist war.

Unter dem Motto «Back to the Future» bot der Club mit diesem Konzertabend eine musikalische Reise durch die Zeit. Gestartet bei den Klassikern und einem 200 Jahre alten Schweizer Abendlied über Kompositionen, entstanden zu Beginn des vorigen Jahrjunderts, bis hin zu Werken noch sehr junger Musikschöpfern.

Mozarts Energie
Mit Querflöte, Violine, Cello und Musik von Franz Joseph Haydn sollte das Konzert beginnen. Krankheitsbedingt fiel dieser Teil aus. Doch mit Mozarts «Parto, parto» war der Auftakt des Abends mehr als gelungen. Rita Walker auf der Klarinette, Daniela Spasov am Klavier und Beatrice Villiger mit ihrer Stimme wirkten wie Partner, die sich energiegeladen und durchaus auch laut durch das Stück bewegten – ein Sinnbild für das Zusammenwirken der Soroptimistinnen im Saanenland.

Spass mit Beethoven
Jacques Hostettler und Nicolas Suter, beide Lehrkräfte im Fach Marimba, entführten das Publikum mit einem Stück der japanischen Komponistin Keiko Abe in eine fremde und durchaus spannende Welt. Es war unterhaltsam zu beobachten, wie die beiden ihre Instrumente während des Spiels scheinbar bestaunten. Beinahe argwöhnisch schienen sie zu verfolgen, ob die Töne immer am gleichen Ort sassen. Bei Beethovens «32 Variations en do mineur WoO 80» waren die beiden Marimbakünstler an allen Orten ihres weitläufigen Instrumentes gleichzeitig und entlockten Melodien, die einen witzigen Trickfilm hätten untermalen können. Auch hier liessen sich Parallelen zum Clubleben ziehen. Die Soroptimistinnen oder Sorores, wie sie sich auch nennen, sind an mehreren Projekten gleichzeitig beteiligt.

Klarinettenkomödie
«Immer kleiner» – so der Name des Stückes von Adolph Schreiner – nutzte sein gesamtes Unterhaltungspotenzial. Rita Walker, die sich virtuos durch das Werk bewegte, folgte im Verlauf den Anweisungen des Komponisten, nämlich die Klarinette von Abschnitt zu Abschnitt auseinanderzubauen. Mit Spannung erwarteten die Zuhörenden, was passiert, wenn der Teil mit den Klappen entfernt wird. Walker entlockte auch dann noch die passenden Töne. Am Ende blies sie die Luft nur noch durch das Mundstück, was zwar die Tonvielfalt sehr einschränkte, aber umso mehr Unterhaltung bot.

Mit dem Blick auf den Club der Soroptimistinnen dürfte klar werden, dass auch dort Humor hilft, um wirken zu können.

Sie könnens
Und so zeigten auch die anderen Lehrkräfte, was mit ihren Instrumenten alles möglich ist. Hanspeter Janzi holte brillante Töne aus der Posaune im Duett mit dem Marimbafon, die sich zu wunderbar harmonische Klängen formierten.

Gyorgi Spasov betätigte in sagenhaftem Tempo die Tasten seines Akkordeons und Beatrice Villiger kämpfte sich erkältungsbedingt mit einer Bluesstimme durch Ferdinand Hubers «Lueget vo Bärg u Tal». Und wusste selbst dann noch zu begeistern.

Daniela Spasov, die als Lehrkraft der Musikschule Saanenland-Obersimmental für das Fach Klavier viele Kinder in die Geheimnisse der schwarzen und weissen Tasten einführt, begleitete sowohl ihre Lehrkollegen als auch Schülerinnen und Schüler. Und nichts schien sie aus dem Konzept bringen zu können.

Feuerwerk des Schlagwerks
Eine Mischung aus den verschiedensten Schlagzeuginstrumenten und drei junge Herren, die sie professionell zu spielen wussten, sorgte für ein finales Klangfeuerwerk und einen nicht enden wollenden Schlussapplaus.

Dankbare Präsidentin
Anita Huwiler, derzeit Präsidentin des Soroptimist International Clubs Gstaad-Saanenland, fasste das Tätigkeitsfeld des Clubs zusammen und erinnerte an die Idee der Soroptimist-Bewegung. Nämlich sich für die Rechte der Frauen stark zu machen, Frauen aus allen Bereichen des Lebens miteinander zu vernetzen, benachteiligten Frauen zu Hilfe zu kommen und Geld zu sammeln für Hilfsprojekte, egal, ob in der Schweiz oder anderswo auf der Welt. Sie freute sich über die Zusammenarbeit mit der Musikschule, die diesem Jubiläum eine handgemachte musikalische Note verliehen habe.

Die Gratulantinnen Catherine Schuppli, Unionspräsidentin Soroptimist International Switzerland, und Franziska Brändli, Gründungspräsidentin des Clubs Gstaad-Saanenland, überbrachten Geburtstagsgrüsse und unterstrichen dabei die Bedeutung und die Möglichkeiten des Service Clubs.

50 plus 10 Jahre Kultur, Musik und Solidarität
Die Musikschule Saanenland-Obersimmental musste ihr 50-jähriges Bestehen pandemiebedingt ausfallen lassen. Grund genug für die Soroptimistinnen aus dem Saanenland, an ihrem zehnten Geburtstag der Musikschule eine Bühne zu bieten und damit auf die 50 Jahre des musikalischen Ausbildungsangebotes aufmerksam zu machen. Während am Samstagabend die Lehrkräfte musizierten, zeigten am Sonntagmorgen die Kinder und Jugendlichen, wie sehr sie von genau diesen Lehrerinnen und Lehrern profitieren. «Die Einnahmen aus beiden Konzerten gehen an den Instrumentenfonds der Musikschule Saanenland-Obersimmental», erklärte Anita Huwiler jeweils im Vorfeld beider Konzerte. Ausserdem würden Sponsorenbeiträge auch genutzt, um möglichst vielen Kindern den Zugang zur Musik und zum Musikmachen zu ermöglichen. Da die Kosten für die Lektionen nicht eben günstig seien, wie Schulleiter Michael Bach bemerkte, sei diese Unterstützung besonders dann wichtig, wenn die finanzielle Lage der Familie eigentlich keine Musikschullektionen zuliesse.


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