Beschneiung läuft auf Hochtouren – und bleibt herausfordernd
01.12.2023 GstaadDie Schneekanonen der Wasserngratbahn und der Bergbahnen Destination Gstaad AG (BDG) sind diese Woche im vollen Einsatz. Dies freut die Beschneiungsteams, denn das Unwetter Mitte November war ein Dämpfer. Durch die verschmutzten Gewässer war es nicht möglich, die Schneekanonen und ...
Die Schneekanonen der Wasserngratbahn und der Bergbahnen Destination Gstaad AG (BDG) sind diese Woche im vollen Einsatz. Dies freut die Beschneiungsteams, denn das Unwetter Mitte November war ein Dämpfer. Durch die verschmutzten Gewässer war es nicht möglich, die Schneekanonen und -lanzen einzusetzen. Nun läuft alles, taktisch planen die Verantwortlichen die nächsten Schritte, um beispielsweise auf Wärmeperioden und erhöhte Strompreise zu reagieren. Besonders Letzteres bleibt eine Herausforderung.
Schneekanonen laufen nach Unwetterdämpfer auf Hochtouren
Am Wochenende öffnet das Skigebiet Saanersloch-Hornberg. Weitere Bereiche folgen, so auch ab Mitte Dezember der Wasserngrat. Dies bedingt präparierte Pisten, an denen die Bergbahnen Destination Gstaad AG und die Wasserngratbahn zielstrebig arbeiten. Und sie sind wieder auf Kurs, nachdem ihnen die starken Niederschläge und das Unwetter einen Strich durch die Rechnung gemacht haben.
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Im Sektor Ost der Bergbahnen Destination Gstaad AG (BDG) herrscht zurzeit emsiges Treiben. Jeweils zwei Tagesund zwei Nachtschichten kümmern sich um die Beschneiung und die Pistenpräparation im Skigebiet von Schönried bis Zweisimmen und St. Stephan, damit nach und nach das komplette Gebiet für die Wintersaison eröffnet werden kann. Bereits am Samstag läuft erstmals die Saanerslochbahn, bis zum Hornberg können Schneesportbegeisterte ihre ersten Schwünge geniessen. «Diese Woche haben wir sehr gute Verhältnisse angetroffen, um zu beschneien. Die Nächte waren kalt, klar und windstill», erklärt Ruedi Frutiger.
Er ist Leiter Beschneiung und Pistenpräparation Sektor Ost, zu seinem Team gehören in der Hauptsaison rund 35 Personen. Im Sektor West – die Skigebiete Wispile und Eggli Gstaad bis Videmanette – sorgt Beat Welten mit seinem rund fünfzehnköpfigen Team für knackige Pisten. Frutiger, der seit 20 Jahren bei der BDG ist, wird in dieser Saison für die Personaleinsatzplanung und wie bisher für die Pistenpräparation Sektor Ost zuständig sein. Julian Füssner wird sein Nachfolger in der Beschneiung.
Starke Niederschläge verschmutzten Beschneiungswasser
Frutiger und Füssner wirken zufrieden, gar erleichtert – die Beschneiung läuft auf Hochtouren, der Zeitplan stimmt. Noch vor zwei Wochen sah die Lage prekärer aus: Das Unwetter in der Woche vom 13. November machte ihnen einen Strich durch die Rechnung und brachte ihren Fahrplan ins Stocken. Durch die starken Niederschläge transportierte die Simme und die Saane grosse und besonders verschmutzte Wassermengen. Es galt abzuwarten, bis die Fliessgewässer genügend rein waren, um die Beschneiung wieder aufzunehmen. «Das Gestein und der Sand, der sich im Wasser befand, hätten unsere Filter verstopft und damit die Schneekanonen und Lanzen zerstört. Es ist deshalb von grösster Wichtigkeit, dass wir sobald wie möglich den grossen Speichersee auf dem Hornberg realisieren können, damit wir nicht mehr direkt von Fliessgewässern abhängig sind», erklärt Frutiger. Denn mit einem Fassungsvermögen von 38’000 Kubikmetern sei der heutige Speichersee innerhalb von 24 Stunden leer. Zuletzt müssen Frutiger und Füssner auch auf die Wassermenge in den Fliessgewässern achten: Die kantonale Wasserkonzession gibt vor, wie viel Wasser in der Saane und der Simme fliessen müssen, damit die Grundversorgung sichergestellt ist sowie Flora und Fauna geschützt sind. Fliesst wenig Wasser, darf die BDG auch wenig für die Beschneiung nutzen.
Aufgrund dessen muss das Team – bis der grosse Speichersee kommt – ein Wassermanagement verfolgen, woraus eine Priorisierung der Beschneiung entsteht: Die erste Priorität hat stets Saanersloch und Hornberg. Als Nächstes wird das Gebiet Horneggli beschneit und zuletzt garantieren die Fachpersonen, dass der Zugang vom Chübeli nach Zweisimmen genügend Schnee hat. «Es ist stets unser Ziel, dass wir eine saubere Schneesohle von 30 bis 40 Zentimeter haben», erklärt Frutiger. Dies gelte insbesondere für steile Pisten, bei Gleitstücken dürfe die Sohle auch rund zehn Zentimeter dünner sein.
Wasserngrat: Turpachbach beruhigte sich schnell
Das Unwetter beeinflusste auch die Beschneiung auf dem Wasserngrat, wie Geschäftsführer Ivo Paroni auf Anfrage sagt. «Nach den starken Niederschlägen mussten wir den Turpachbach mit dem Bagger freilegen.» Der Bach habe sich allerdings schneller beruhigt als beispielsweise die Saane, da nicht weitere Gewässer in den Turpachbach münden würden. Nun laufe alles auf Hochtouren, um am 15. Dezember die Wintersaison einzuläuten, so der Geschäftsführer.
Wärmeeinbrüche vorausschauend einplanen
Nun fliesst das Wasser wieder in reiner Form, das Unwetter ist überstanden. Jedoch ist und bleibt die Unbeständigkeit des Wetters durch den Klimawandel Realität, auf den das Beschneiungsteam der BDG vorausschauend reagiert. So nutzte es die kalten Temperaturen bis Donnerstag für die Beschneiung, stellte diese bei den Grenztemperaturen wieder ein, um den Speichersee aufzufüllen. Ab dem Wochenende laufen die Kanonen und Lanzen wieder auf Hochtouren, wie Ruedi Frutiger erklärt.
Die höheren Temperaturen stellen bereits vor der Saison eine Herausforderung dar: Früher senkten sich die Temperaturen im Herbst sukzessive, weshalb der Boden gefroren war und entsprechend eine gute Unterlage für die Pisten darstellte. Dies ist heute nicht mehr der Fall, weshalb das Beschneiungsteam erfinderischer werden musste. «Früher haben wir einfach eine erste Sohle darüber geschneit und los ging es. Wenn wir dies heute tun, isolieren wir die Wärme im Boden. Deshalb fahren wir heute mit den Pistenfahrzeugen über die erste Schneeschicht, damit die Raupen den Boden auflockern und dieser doch noch gefrieren kann. Glatt gestrichen wird erst in einem nächsten Schritt. Damit garantieren wir eine gute Unterlage», erklärt Frutiger.
Strompreise haben sich innert Wochenfrist verdoppelt
Vergangene Saison bereitete die Strommangellage und die daraus resultierenden exorbitanten Preisdifferenzen dem Unternehmen Kopfzerbrechen. Denn der Strom für die Beschneiung muss das Unternehmen am Spotmarkt einkaufen, wo kurzfristig lieferbarer Strom gehandelt wird (siehe AvS vom 14. Okt. 2022). Bei zu hohen Preisen musste die BDG die Beschneiung aufgrund der Wirtschaftlichkeit einstellen. Die Stromsituation ist nach wie vor sehr herausfordernd, gibt Ruedi Frutiger an. «Der Strompreis hat sich mit den kalten Temperaturen der letzten Tage für uns verdoppelt.» Entscheidend wird sein, wie sich der Strompreis in den nächsten Wochen entwickelt.
Wieso hält Kunstschnee länger als Naturschnee?
Steigen die Temperaturen oder gibt es Niederschläge, bleibt oftmals der Kunstschnee länger erhalten als der Naturschnee. Dieser ist aufgrund seiner Kristalle viel resistenter, wie Ruedi Frutiger, Leiter Beschneiung und Pistenpräparation Sektor Ost bei der BDG, erklärt. «Der Naturschnee fällt in Form von grösseren Flocken auf die Erde, die Kristalle sind sechseckig. Den Kunstschnee hingegen können wir maschinell herstellen, die Kristalle sind eher rund.» Je kleiner die Kügelchen seien, desto kompakter sei auch der Schnee und entsprechend weniger anfällig auf Wärmeperioden.




