Gsteiger Viehzüchter trotzen erfolgreich dem April und seinem Winterwetter

  22.04.2024 Gsteig

Mit den Wetteraussichten letzte Woche tauchte vor allem in Bauernfamilien die Frage auf: Wie werden es die Gsteiger bewerkstelligen, am Samstag ihre 100-jährige Viehzuchtvereinsgeschichte zu feiern? Eines sei vorweggenommen: Mit enormem Fleiss, dank unzähliger freiwilliger Helfer:innen und nicht zuletzt auch aufgrund mutiger Entscheidungen wurde das Beste aus der Situation herausgeholt.


Gsteiger Viehzüchter trotzen erfolgreich dem April und seinem Winterwetter

Am 20. April feierte der Viehzuchtverein Gsteig sein 100-jähriges Bestehen. Allen Wetterkapriolen zum Trotz gelang es dem achtköpfigen Organisationskomitee unter der Führung von Michael Perreten, unter winterlichen Vorzeichen eine würdige Jubiläumsschau auf die Beine zu stellen.

VRENI MÜLLENER
Das Wetter war kein Hinderungsgrund, am vergangenen Samstag ins Gsteig zu fahren und das Geschehen auf dem Schauplatz vor dem Dorf mitzuverfolgen. Im Gegenteil, bäuerliche Arbeiten im Freien auszuüben war fast nicht möglich, und so konnten sich die jubilierenden Züchter an hunderten von Besuchern aus nah und fern freuen.
Die Organisatoren setzten alles daran, diesen Tag durchzuführen, auch wenn die Wettervorhersagen alles andere als rosig waren. Das Festzelt wurde glücklicherweise noch bei trockenem Boden aufgestellt, aber kurz danach wurden ausserordentliche Massnahmen notwendig: Auf dem Schauplatz auf Naturboden wurde der Schnee maschinell befestigt. Als sich am Donnerstag abzeichnete, dass unter den zu erwartenden Bedingungen kein unfallfreies Aufführen von über 150 Kühen und 34 Rindern möglich sein sollte, wurde der Entscheid gefällt, Hofbeurteilungen, wie sie in der Coronazeit durchgeführt wurden, aufzugleisen. Die Schauorganisatorin, Marina Ast, krempelte alles um, teilte die Betriebe in zwei Gruppen ein und erstellte einen straffen Zeitplan. Zu zweit besuchten die Schauexperten am Vormittag die Höfe und liessen es sich nicht nehmen, jede beurteilte Kuh kurz zu kommentieren.

Die Jugend – die Zukunft des Vereins
Unzählige, vor allem junge Helferinnen und Helfer unterstützten die Betriebsleiter überall tatkräftig und so konnte auf dem Schauplatz um elf Uhr mit dem abgeänderten Programm gestartet werden. Dieses sah vor, nur die Rinder und die Finalanwärterinnen auf den Platz zu nehmen. In drei Kategorien nach Alter wurden die Rinder vorgeführt und rangiert. Nach der Mittagspause nahmen etliche Formationen Kinder–Kälbchen den Schauring in Anspruch. Dabei gab es köstliche Episoden zu beobachten: Das von mehreren Familien gewählte Thema «Frühling» brachte kurzfristig keine Veränderung, die drei «Skifahrer» passten eindeutig besser zur Wetterlage. Die Fragen des Moderators wurden mal klar und deutlich, mal scheu und leise beantwortet und Auskunft über die Vorbereitungen gegeben. Mit Freude wurden die gespendeten Glöcklein dem vierbeinigen Liebling oder um den eigenen Hals gehängt oder in der Hand ans Ziel getragen.

Jung und Alt
Rosa Colella, die Lehrtochter im Generationenbetrieb Gander, führte ruhig und einfühlsam die 14 jährige Viking Madrisa in den Ring. Mit 97403kg Milch in elf Laktationen, erreichte sie die höchste Lebensleistung im Verein. Markus Gerber, der Präsident von Swissherdbook überreichte ihrem stolzen Züchter und Mitbesitzer, Markus Gander die gespendete Glocke. Wenn die Kuh gesund bleiben darf, ist sie sicher eine Anwärterin, um in die Reihe der Kühe mit 100’000 kg Lebensleistung und mehr aufgenommen zu werden.

Im darauffolgenden Generationencup zogen neun Mutter-Tochter-Paare das Publikum in ihren Bann. Es war interessant zu sehen, wie sich jeweils die beiden in Farbgebung, Ausdruck und Bewegung ähnlich waren. Die Experten beurteilten Harmonie und Ausgeglichenheit der Paare und gaben acht auf die Nähe zum Zuchtziel. Diesen Cup gewann David Gander mit Gabriel Erin und Florino Romana.
Aus jeder der drei Rinderkategorien traten die erst- und zweitplatzierten im Final an. «Der Auftritt, der Schliff, das Becken so wie die Kopfpartie, die Feinheit im Sprunggelenk und der elegante Gang sind für mich die Gründe, warum dieses Gusti Rindermiss 100 Jahre VZV Gsteig wird.» Mit diesen Worten begründet Sandro Wölfli, der Richter der Rinder, seinen Entscheid für das SF Rind Florino Seraina von David Gander.

Das grosse Finale
Eine eindrückliche Parade von 26 ausgewählten Kühen wurde für den mit Spannung erwarteten Höhepunkt, die Misswahlen, präsentiert. Diese Kühe wurden am Vormittag auf den Höfen ausgewählt, die Züchter konnten sich selber auch noch für Titelanwärterinnen entscheiden. Nachdem 14 Anwärterinnen den Ring verlassen hatten, standen noch 12 zur Auswahl für die vier Titel, die zu vergeben waren. «Eigentlich hätten all diese Tiere einen Titel verdient», betonte Christof Staub. Ein perfektes Euter zeigt eine gute Verwachsenheit mit der Bauchwand, ein starkes Zentralband, eine gute Euterbodenhöhe und die Euterbreite muss stimmen. Mit Spannung erwartete das Publikum den Entscheid für die Kuh, die den Titel Miss Schöneuter erlangen würde. Bruno Fankhauser der THG konnte die Gratulation für Crisp Romance entgegennehmen. Vizemiss Schöneuter wurde Kadi Luisa der GG Markus und Jörg Gander. «Die Kuh, die heute den Misstitel in den heimischen Stall nimmt, legt mit ihrem Kopf, Hals, der Wideristpartie und ihrem breiten Becken eine enorme Ringpräsenz an den Tag.» Mit diesen Worten eröffnet Toni Perren, Gruppenleiter der Experten, den Höhepunkt dieser Jubiläumsschau und machte, mit akustischer Unterstützung des Publikums, Gulliver Amorana, von Robin Kohli zur Miss 100 Jahre VZV Gsteig. Der Vizemiss-Titel wurde Pablo Alenia von Michael Perreten zugesprochen.

Abzügeln nach Schneegestöber
Für das vorgesehene Abzügeln liessen sich die Organisatoren etwas Spezielles einfallen: Familie Gander zügelte ihre Kühe, die im Normalfall den Tag auf dem Schauplatz verbracht hätten, schön geschmückt vom Saali ins Dorf Gsteig und wieder zurück. Den Abschluss dieses intensiven Tages wurde am Abend im geheizten Festzelt gefeiert. Bei Speis und Trank und gemütlicher Unterhaltung liess man den Tag noch einmal Revue passieren. Erleichtert stellten viele fest, dass trotz winterlicher Kulisse, viel Wetterglück im Spiel war.

Die Geehrten:
Kühe Misspreise: Miss: Gulliver Amorana, Robin Kohli; Vizemiss: Pablo Alenia, Michael Perreten; Schöneuter: Apple Crisp Romance, THG Perreten-Fankhauser, Vizemiss Schöneuter: Kadi Luisa, Markus und Jörg Gander.
Miss Rind: Florino Seraina, David Gander; Vizemiss Rind: Thunderstorm Britney, Robin Kohli. Gewinner Generationencup: Gabriel Erin und Florino Romana, David Gander.


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