Neue Käserei im kleinen Rahmen eröffnet

  13.10.2020 Gstaad

Das neue Produktions- und Lagergebäude der Molkerei Gstaad ist fertiggestellt. Am 18. August wurde der erste Käse hergestellt. Am vergangenen Freitag und Samstag erhielten Behördenmitglieder, Genossenschafter und Partner Einblick. Der Tag der offenen Tür folgt, wenn sich die Corona-Situation entschärft hat.

BLANCA BURRI
Die neue Käserei der Molkerei Gstaad befindet sich an der Lauenenstrasse. Sie ist etwas zurückversetzt von der Strasse und fügt sich an das Gebäude der Bauwerk AG an. Obwohl 40 Meter lang, scheint es von aussen gesehen nicht mächtig. Die verspielte Fassade aus Schweizer Holz und schmalen Fensterpartien lassen es leicht wirken. Die Baukosten der hochmodernen Produktions- und Lageranlage belaufen sich auf 12 Millionen Franken. «Wir haben so viele Arbeiten wie möglich an einheimische Unternehmen vergeben», sagt Geschäftsführer René Ryser.

Grösser, als es aussieht
Die schiere Grösse wird einem erst beim Betreten des Gebäudes bewusst. In der Produktionshalle können bei Maximalleistung täglich 18’000 Liter Milch verarbeitet und im Käsekeller bis zu 25’000 Laibe gepflegt und gelagert werden. Zu Spitzenzeiten wurden bisher 15’000 Laibe darin gelagert. «Wir haben für die Zukunft gebaut», erklärt der Geschäftsführer. Nun könne man die Wertschöpfung weiterhin vor Ort behalten, denn die Produktion sei gewährleistet.

Das Ziel sei es, zu wachsen, aber das heisse noch lange nicht, dass man nun die Produktion überverhältnismässig hochfahren wolle. «Wir wollen, dass der Käsemarkt stabil bleibt.» Damit meint er, dass der Verkaufspreis des Gstaader Bergkäses solide bleibt. «Wenn wir mehr Käse produzieren und ihn unter dem Preis verkaufen müssen, werden auch bisherige Abnehmer günstigere Preise aushandeln.» Das würde sich auf die Margen schlagen, und das wolle die Molkerei nicht. Ziel sei vielmehr, erst mehr Kunden zu gewinnen und entsprechend der Nachfrage die Produktion hochzufahren. Das sei immer möglich, denn ein Teil der Milch werde an die Cremo AG verkauft. Wegen der hohen saisonalen Schwankung werde es nie möglich sein, die gesamte Milch in der Käserei zu verarbeiten.

Bisherige Anlage veraltet
Die bisherige Käserei in Obergstaad ist 30-jährig und somit am Ende der Lebensdauer. «Wir hatten zuletzt viele Störungen, was die Arbeit mühsam machte», schaut Ryser zurück. Für das Neubauprojekt brauchte es einige Anläufe. Ryser ist dankbar, dass es nun geklappt hat. Statt wie früher im ganzen Haus verstreut, sind die technischen Anlagen zentral installiert und die Produktion und die Lagerung in einem Gebäude gebündelt. «Früher haben wir die Laibe in Bulle gelagert. Auch gewisse Arbeitsschritte wie die Ummantelung mit Kräutern erfolgten auswärts.»

Neben Fabrikationsleiter Beat Hehlen arbeiten in der neuen Anlage neu vier Mitarbeitende. Gesamthaft teilen sich die fünf Mitarbeitenden viereinhalb Vollzeitstellen. Das ist eine Vollzeitstelle weniger als in der alten Anlage. Diese Person arbeitet neu im Käsereifungslager in Grund, wo Alp- und Hobelkäse gelagert wird.

Noch offen, wie weiter
Was aus dem alten Gebäude wird, ist noch nicht geklärt. Es sind einige Konzepte, Interessenten und Ideen vorhanden. «Es kommen momentan noch alle Varianten in Frage: «Ein Neubau, eine Renovation oder ein Verkauf», so René Ryser. Der gelernte Käser verspricht aber, dass am Lebensmittelladen in jedem Fall festgehalten wird.

Viele Verbesserungen
Die neue Anlage entlastet in vielen Bereichen. Die Warteschlange bei der Milchanlieferung auf der viel befahrenen Lauenenstrasse entfällt. Vor allem im Frühling, wenn am meisten Milch geliefert wurde, gab es mitunter gefährliche Situationen.

Früher mussten die Landwirte, welche reine Simmental-Milch ablieferten, immer in einem gewissen Zeitfenster erscheinen. Durch die Automatisation der Abläufe entfällt das. Die Steuerung der Milchannahme erkennt anhand der Lieferantennummer, in welchen der drei Tanks die Milch gepumpt werden muss.

Auch die Mitarbeitenden können von der neuen Anlage profitieren. Neu wird am Sonntag wenn möglich nicht mehr produziert. «Damit haben die Mitarbeitenden in der Regel am Sonntag frei.»

Gstaader Bergkäse
Das Hauptprodukt der Gstaader Molkerei ist der Gstaader Bergkäse. Mild, rezent, im Kräutermantel oder mit Weindrusen verkauft, gelangt er auch in die Regale der Grossverteiler. Diese Produkte basieren auf demselben Rohling. René Ryser: «Die Produktion ist sehr gut angelaufen, da muss ich den Lieferanten und Monteuren ein grosses Kompliment machen.» Natürlich habe es anfangs einige wenige Kinderkrankheiten gegeben, aber keine grossen.

Listerien vom Tisch
Im vergangenen Juni gab es einen bestätigten Listerienbefall von Gstaader Bergkäse im Kräutermantel. Deshalb mussten mehrere Tonnen Käse entsorgt werden. René Ryser: «Das hat uns extrem weh getan.» Der Schaden beläuft sich auf rund 350’000 Franken. Er wird von Versicherungen und von der Molkerei getragen. «Dieser Fall ist nun vom Tisch», ist sich René Ryser sicher. Das neue Gebäude habe man mit neuen Geräten ausgestattet. Zudem sei das Team sensibilisiert. Bereits seit Anfang August habe unter Auflagen wieder produziert und geliefert werden können. Ein Imageverlust konnte Ryser nicht feststellen: «Weil die Schweizer wegen Corona in der Schweiz blieben, haben sie ihren Lieblingskäse während des ganzen Sommers gekauft. Das hat uns geholfen», so der Geschäftsführer.

Tag der offenen Tür verschoben
Der Tag der offenen Tür musste aufgrund der Cornona-Vorschriften verschoben werden. «Das werden wir nachholen, sobald sich die Lage entspannt hat.»


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