Die heissesten Karossen unter dem Hammer

  04.07.2022 Gstaad

Nach 14-jähriger Abwesenheit ist das internationale Auktionshaus Bonhams nach Gstaad zurückgekehrt: Über 50 Sammlerautos sind am Sonntag im Gstaad Palace versteigert worden. Das höchste Gebot lag bei 1,95 Millionen Franken für den Ferrari F40 von 1991.

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«190’000 Swiss Francs. Now we have 195’000, thank you Sir! 195’000. Now 200’000 online, 200’000! 200’000 against you! 200’000 contre vous, 200’000 Schweizer Franken!», moderiert der Auktionator Maarten ten Holder mehrsprachig die Versteigerung eines Ferrari 512 TR, Baujahr 1994. Die Bieterinnen und Bieter diskutieren, tuscheln und verfolgen die Auktion. Der eine und die andere hebt die Hand, um ein Gebot abzugeben. Hektik und Spannung liegen in der Luft. Und plötzlich schlägt ten Holder den Hammer: Niemand überbietet das letzte Gebot von 230’000 Franken, das Sammlerstück ist verkauft.

Rund 200 Autofans haben am Sonntagnachmittag am The Gstaad Sale teilgenommen – vor Ort im Gstaad Palace, per Telefon oder online. Das internationale Auktionshaus Bonhams organisierte die Versteigerung von über 50 einzigartigen Sammlerstücken aus der Automobilwelt. Aston Martin, Maserati, Porsche, Ferrari, Rolls-Royce, Lamborghini: Das Angebot war vielfältig, so auch die Jahrgänge der Autos. Das älteste Modell war ein Alvis Speed 20 SC DHC mit Baujahr 1934. Ein zwei Jahre alter Porsche 911 GT2 RS Clubsport stand als neustes Objekt zur Versteigerung. Unter den Autos fanden sich auch Schätze der Schweizer Karosseriebauindustrie der 1950er-Jahre und Exemplare des ehemaligen Schweizer Unternehmens Monteverdi, welches eigene Strassensportwagen und Luxusfahrzeuge herstellte (siehe Kasten).

Ein Ferrari macht das Rennen
Nach der rund dreistündigen Auktion stand am Ende fest: Der Ferrari F40 von 1991 machte das Rennen. Er wurde für 1,95 Millionen Schweizer Franken verkauft und hatte damit das höchste Gebot an der Versteigerung erzielt. Somit verdrängte er den Lamborghini Reventon Roadster von 2010, der im Vorfeld mit einem Schätzwert von 1,85 bis 2,2 Millionen Franken als das Auktionshighlight gehandelt worden war. «Weltweit existieren lediglich 15 Exemplare dieses Supersportwagens», erklärte Lysander Jessenberger, Kommunikationsspezialist von Bonhams, gegenüber dieser Zeitung. Das Modell in Gstaad fand jedoch keine Käuferin oder Käufer. Denn im Gegensatz zu anderen Objekten, die ohne Vorbehalt verkauft wurden, hatte dieses Luxusauto einen definierten Reservepreis
– einen Mindestpreis für den Zuschlag. Wird dieser nicht erreicht, verbleibt das Sammlerstück beim Verkäufer.

Alle zwei Jahre
Der Ferrari F40 war auch der Favorit von Andrea Bodmer. «Das Auto ist sehr lässig und ist definitiv ein Highlight für mich», sagte die Head of Zurich von Bonhams im Vorfeld der Auktion. Bis vor 14 Jahren organisierte das internationale Auktionshaus jährlich eine Ferrari-Versteigerung im Gstaad Palace. Mit dem neuen Format «The Gstaad Sale» will es nun zurückkehren. «Vor drei Jahren haben wir wieder mit Versteigerungen in der Schweiz begonnen und dies erfolgreich. Da kam die Idee auf, in Gstaad wieder eine Auktion zu veranstalten», erklärte Bodmer. Das Gstaad Palace sei dabei als Austragungsort nicht hinterfragt worden. «Es ist eine super Location, denn schöne Autos passen zum Palace und umgekehrt», sagte sie mit einem Lächeln. Alternierend mit einer ebenfalls von Bonhams veranstalteten Versteigerung im Schloss Bonmont in Chéserex oberhalb des Genfersees soll in Gstaad nun wieder alle zwei Jahre eine Auktion von Sammlerautos stattfinden.

Rückkehr sorgt für Freude
«Die Nachricht hat mein Herz höher schlagen lassen», sagte Andrea Scherz über die Rückkehr der Autoversteigerung. Schon damals hatte der General Manager und Inhaber des Gstaad Palace die Ferrari-Auktion von 1998 bis 2008 mit Bonhams organisiert. «Die Versteigerung war sozusagen mein Baby.» Dass Bonhams nun mit einer vielfältigen Auswahl an Automarken und Jahrgängen angereist sei, habe die Veranstaltung noch aufregender gemacht. «Alleine die Anlieferung der Luxusautos und die Installation vor Ort war spektakulär», erzählte Scherz. Schliesslich im Saal bei der Auktion mitzufiebern und zu verfolgen, für welchen Preis gewisse Objekte versteigert wurden, sei enorm spannend gewesen.


MADE IN SWITZERLAND

An der Auktion The Gstaad Sale hat es eine spezielle Auswahl an Autos gegeben, die Schweizer Handwerkskunst vorweisen. Die Karosserie des ersten Alfa Romeos der Nachkriegszeit – 1900C Super Sprint Barchetta – wurde von der Carrosserie Ghia Aigle in Locarno hergestellt. Das Besondere: Die Karosserie ist in einem Stück gebaut und das Design ist von den Booten des italienischen Unternehmens Riva inspiriert. Der Bentley Mark VI ist eines der begehrtesten und seltensten Fahrzeuge des Schweizer Kutschenherstellers Graber. Unter den Auktionsmodellen gab es auch Autos des ehemaligen Schweizer Unternehmens Monteverdi, so der 375S Coupe von 1969 und der 375/4 von 1974. Peter Monteverdi war ein Schweizer Privatrennfahrer, Autobauer und Gründer der Automarke. Ab 1967 konstruierte er mit seinem Unternehmen in Binnigen eigene Strassensportwagen und Luxusfahrzeuge. Zudem baute Peter Monteverdi für die Schweizer Armee eine eigens geschaffene Serie von Geländefahrzeugen. Er verkaufte dieses Projekt an den Schweizer LKW Hersteller Saurer. 1992 entstand die letzte Monteverdi-Kreation.

QUELLE: BONHAMS/MONTEVERDI


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