Alle stärken sich «Chez Erika» – seit 16 Jahren

  22.07.2022 Sport

Die Staffmitglieder brauchen einen klaren Verstand für ihre langen Einsätze am EFG Swiss Open Gstaad. Einen knurrenden Magen können sie dabei nicht gebrauchen. Erika Welten sorgt seit 16 Jahren dafür, dass die Staffküche alle wohlgenährt in ihre Schichten entlässt. Ein Besuch.

JOCELYNE PAGE
Es klimpert, es kracht, es klopft, es lebt. In der einen Ecke wird gelacht, in der anderen diskutiert, an der Ausgabe gefragt: «Willst du deine Gnocchi mit Tomatensauce?» Es ist Mittagszeit für die 300-köpfige Staffmannschaft des EFG Swiss Open Gstaad. Ballkinder, Platzanweiser, Fahrer, Court Keeper, Linienrichter und Co. sorgen täglich für einen problemlosen Ablauf des internationalen Tennisturniers. Ihre Aufgaben sind verschieden und umfangreich. Köpfchen ist überall gefragt, Aufmerksamkeit und Ausdauer sind ein Muss. Hinzu kommt die sengende Hitze, die sich auf Rekordhöhe befindet. Ein knurrender Magen ist deshalb mehr als unerwünscht. Doch Erika Welten und ihr Team sind zur Stelle: Seit 16 Jahren leitet Welten die Staffküche und versorgt die hungrigen Mäuler mit der richtigen Stärkung.

Aufhören steht nicht zur Debatte
Das internationale Tennisturnier habe damals jemanden gesucht, der Erfahrung in der Gastronomie hatte, erinnert sich Welten. «Das Gastgewerbe hat mir schon immer zugesagt. Ich verwöhne gerne Leute und bin für sie da.» Wer sie in der Staffkantine beobachtet, bemerkt augenblicklich, dass diese Leidenschaft in ihr brennt. Sie huscht zwischen Ausgabe und Küche hin und her, hilft ihrer Kollegin beim Sandwichstreichen, beantwortet Fragen des Staffs und ergreift beim Vorbeigehen schmutziges Geschirr – nie mit leeren Händen gehen, wie es so schön heisst.

Ans Aufhören denkt Erika Welten nicht. «Solange sie mich brauchen, bin ich gerne da. Es sind wundervolle Freundschaften entstanden, auf die ich nicht mehr verzichten möchte.» Insgesamt fünf Frauen unterstützen die gute Küchenfee täglich, um dem Staff Frühstück und Mittagessen zu servieren. Auch Ursula Rognon ist eine langjährige Kollegin von Welten – sie schöpft seit 15 Jahren aus den heissen Töpfen.

Von 7.30 bis 16 Uhr sind die Frauen in den Räumlichkeiten des Evangelischen Gemeinschaftswerks (EWG) im Einsatz. Weil die Küche und Kantine etwas abseits vom Geschehen sind, habe sich früher der Anschluss an die Staffcrew etwas schwierig gestaltet, erzählt Welten: «Mit der Zeit haben wir begonnen, nach unserer Schicht im Village etwas gemeinsam zu trinken oder zu Abend zu essen. Nach und nach sind immer mehr Leute dazugestossen und nun sind wir eine grosse Familie.»

Catering und Homemade
Für die Mittagsmahlzeit wird die Staffküche vom Landhaus in Saanen beliefert. Frühstück und Sandwiches zaubert das Küchenteam selbst. Besonders für die Fahrer bereitet das Küchenteam immer genügend Lunchpakete vor. «Sie haben unregelmässige Einsätze und müssen oft spontan los. Es reicht oftmals nicht, eine richtige Mahlzeit einzunehmen», sagt Welten.

Die Herausforderungen seien über die Jahre gleich geblieben: gleichmässiges Ausgeben der Menüs, damit alle genügend erhalten; Ballkinder, die ihren «Gspänli» die Essensbons unerlaubt weiterreichen; einzelne Feinschmecker, denen der aktuelle vegetarische Teller mehr zusagt als das Tagesangebot, für welches sie sich angemeldet haben. «Aber am Ende geht immer alles auf, die Stimmung ist gut und die Leute sind freundlich.» Dies ist spürbar: Alle fühlen sich wohl und gut aufgehoben «Chez Erika» – so der Name der Kantine, die mit einem grossen Plakat angeschrieben ist. «Der letzte Staffverantwortliche hat dieses Schild anfertigen lassen. Es hat mich sehr berührt», erinnert sich Welten mit einem breiten Lächeln.


Image Title

1/10

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote