So gehen Europacuprennen in Gstaad

  09.02.2024 Wintersport

Egal, ob man die Europacuprennen an den Hublen im Internet oder vor Ort in Saanen verfolgt hat: Es war ein spannendes Spektakel. Dazu gehörte die aufwendig präparierte Piste, die über beide Renntage hielt, und eine spannende Jagd nach Rekordzeiten der besten Skirennfahrer Europas. Und das alles bei strahlendem Sonnenschein.
JST


Die Piste hielt an beiden Renntagen, Theodor Braekken aus Norwegen und Fabian Ax Swartz aus Schweden siegten und die Helfer waren unermüdlich im Einsatz. Die beiden Europacuprennen an den Hublen, zum ersten Mal im Internet via Livestream zu verfolgen, waren ein voller Erfolg. Die Schweizer Skirennfahrer Matthias Iten und Tanguy Nef beschenkten sich und die Organisatoren mit Podestplätzen.

JENNY STERCHI

Wenn man ehrlich ist, sah die Rennpiste an den Hublen Anfang Januar noch so gar nicht nach Europacuprennen aus. Sie sah noch nicht einmal nach Skifahren aus. Der Schnee kam, sowohl technisch unterstützt als auch vom Himmel.

Ein Gemeinschaftswerk
Die letzten Zweifel waren ausgeräumt, als Ende letzter Woche Salz, Wasser und pausenloser Einsatz der Helferinnen, Helfer und des OKs den Hang in eine Piste verwandelte, die den Standards der Europacupstufe entsprach. Zahlreiche Teams aus ganz Europa waren angereist und befanden die Piste als perfekt, in Anbetracht der äusseren Bedingungen.

Der riesige Erfahrungsschatz und umfangreiches Material aus den drei Skiclubs Lauenen, Schönried und Turbach-Bissen sowie Ski Future liessen die Renntage zu einem echten Erfolg werden. «So machts Spass», sagte OK-Präsident Philippe Chevalier, nachdem die Startnummern sortiert und versorgt, die B-Netze demontiert und für den Abtransport bereit und die meisten Teams bereits abgereist waren. «Es ist ein tolles Team, das diese zwei Renntage möglich gemacht hat. Es funktioniert einfach, jeder weiss, was zu tun ist.»

Voll des Lobes
Die Fahrer, Trainer und Betreuer aus ganz Europa waren begeistert. «Es ist nicht nur die Piste, die uns bei diesen Bedingungen staunen lässt», erklärte ein Vertreter aus dem finnischen Team auf Anfrage. «Es ist auch die Organisation und die reibungslosen Abläufe, die unseren Fahrern hier gute Rennerfahrungen bescheren.»

Natürlich zeigten sich auch die Schweizer Athleten positiv gestimmt. «Toll, wenn die Anreise für einmal überblickbar, also vergleichsweise kurz ist», waren sich die jungen Schweizer Europacupfahrer einig.

Der spanische Trainer erklärte noch auf der Piste gegenüber OK-Mitglied und Renndirektor Mike von Grünigen, dass es zwei exzellente Rennen gewesen seien.

Das Podest in skandinavischer Hand
Die Herren aus Norwegen und Schweden standen an beiden Renntagen an der Spitze des Feldes. Am Montag als Sieger vom Platz gegangen, schaffte es der Schwede Fabian Ax Swartz am Dienstag noch auf Rang 3. Theodor Braekken aus Norwegen gab sich mit Rang 2 am Montag nicht zufrieden und holte sich am Dienstag schliesslich den Sieg. Aber immer mischte einer der Schweizer Cracks mit. Am Montag war es noch Matthias Iten, der mit Rang 3 den Podestplatz geholt hatte. Tanguy Nef, am Montag mit Rang 5 schon in Lauerstellung gebracht, setzte sich am Dienstag auf Rang 2 und holte sich schliesslich doch noch eine Glocke.


PATRIC BILL, OK-MITGLIED UND MEDIENVERANTWORTLICHER BEI SKIEUROPACUP GSTAAD-SAANENLAND, IM INTERVIEW

«Die Bilder mit einer minimalen Verzögerung ins Netz geschickt»

Patric Bill war die Kontaktperson für das Team, das den Livestream der beiden Slalomrennen realisierte. Fasziniert ist er von der Professionalität und gleichermassen grossen Flexibilität dieses Services.

JENNY STERCHI

Wie kam es zum Entscheid, die Gstaader Europacuprennen zum ersten Mal per Livestream zugänglich zu machen?
Sunrise möchte als Sponsor von Swiss-Ski die Rennen auf Europacupstufe vermehrt mit Liveübertragungen zugänglich machen. Von daher steht an jedem Europacuprennen eine solche Übertragung auf der Liste der Organisatoren. Am Ende muss jedes OK für sich entscheiden, ob es den Zuschauenden dieses Angebot machen möchte oder nicht. Natürlich hätten wir sehr gern ein grosses Publikum an den Hublen gehabt, statt die Skisportfans vor den Bildschirm zu holen. Aber es ist in jedem Fall eine gute Alternative, um die Europacupstufe für die Allgemeinheit sichtbarer zu machen.

Und wer hat die Umsetzung des Livestreams in die Hand genommen?
Dafür gibt es Unternehmen, in unserem Fall war es eine Firma aus der Zentralschweiz, die auf Sportübertragungen spezialisiert ist. Der Chef des Unternehmens kam zwei Wochen zuvor ins Saanenland für eine Begehung auf dem Hang. Dabei erstellte er einen Kameraplan für die Standorte der Kameras und prüfte die Netzstabilität der verschiedenen Handynetze vor Ort mit einem Laptop. Je nach Netzstärke gab es dann für die Übertragung eine Priorisierung. Dort wird nichts dem Zufall überlassen.

Wie viele Kameras wurden für diesen Livestream installiert?
Über die gesamte Rennstrecke wurden vier Kameras verteilt. Eine war unterhalb des Starts positioniert, zwei entlang der Strecke und eine im Zielbereich, auf dem Dach eines Containers. Zwei davon lieferten automatisch durchgehend Bilder und die zwei anderen waren von Hand geführt. Das gesamte Live-Bildmaterial ging via Handynetz nach Luzern. Dort wurde es in der Produktion bearbeitet. Nach Regie und Schnitt wurde das Material mit einer minimalen Verzögerung ins Netz und auf die Bildschirme der Zuschauenden geschickt.

Muss man sich das wie bei einer Fernsehübertragung vorstellen?
Nein, das ist nicht vergleichbar. Sicher ist die Qualität nicht gleich hoch wie im Fernsehen. Der Aufwand eines Livestreams ist allerdings wesentlich kleiner. Die Streaming-Anbieter sind deutlich mobiler, weil das Equipment weniger umfangreich ist. Während eine TV-Übertragung die Anreise mit einem Sattelschlepper erfordert, kommen Streaming-Teams mit einem Kleinbus und brauchen auch vor Ort extrem wenig Platz. Und verglichen mit den ersten Streamingversuchen in den Anfangsjahren, kann man heute die Übertragungen wirklich gut anschauen.

Musste für diese Aufzeichnung Elektrizität an die Piste geführt werden?
Wir mussten für die Kameras keine Kabel verlegen, weder auf der Piste noch im Zielbereich. Die gesamte Infrastruktur funktionierte akkubasiert.

War der Kommentator vor Ort?
Nein, der deutsche Kommentator war in Luzern. Er kommentierte den fertigen Schnitt für die Zuschauer im Internet. Es gab auch einen Kommentator, der das Renngeschehen ins Französische übersetzte. Der wiederum sass irgendwo im französischen Teil der Schweiz in einem Büro und bekam das Material ebenfalls online zugestellt. Das ist eigentlich unvorstellbar.

Sicher hat dieser Service Kosten verursacht. Wer hat diese übernommen?
Es ist ein sehr kostenintensiver Service, der jedoch derzeit vom Sponsor und von Swiss-Ski vorangetrieben wird. Demnach werden die Kosten für diese Produktion zunächst vom Organisator übernommen, jedoch mit einer Defizitgarantie durch Swiss-Ski im Rücken. Das heisst, dass der finanzielle Verlust, den augenblicklich sehr wahrscheinlich alle Rennveranstalter auf dieser Stufe mit dem Livestream-Angebot noch einfahren würden, verhindert werden kann.

Was glauben Sie: Bringt es den Europacupfahrern etwas, dass ihr Rennen übertragen werden kann?
Es ist auf jeden Fall ein Gewinn für jene Zuschauer, die nicht an der Strecke stehen können. Sicher ist es auch interessant für die jeweiligen Fangemeinden der einzelnen Fahrer, wenn sie nicht mitreisen können. Möglicherweise kann dieses Material auch für die Fahrer selber von Nutzen sein, zum Beispiel als Analysematerial.

Haben Sie bereits Rückmeldungen von Nutzern bekommen?
Ja, es gab Zuschauer, die überrascht waren von der guten Übertragungsqualität. Im Vergleich zum Zuschauer vor Ort, sieht der Konsument des Livestreams die gesamte Fahrt des Athleten.

 


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