Alcarràs – die letzte Ernte

  07.10.2022 Vorschau

Alcarràs ist der zweite Spielfilm der spanischen Regisseurin Carla Simón aus dem Jahr 2022.

Die Familie von Patriarch Qumet betreibt schon seit Generationen eine Pfirsichfarm in Alcarràs, einem kleinen Dorf in Katalonien. Aber weil der Grossvater damals die Pacht nur per Handschlag besiegelt hat, erhält die Grossfamilie nun die Kündigung zum Ende des Sommers. Der neue Eigentümer will die Bäume abholzen und stattdessen Solarpanels installieren. Mit denen lässt sich mehr Geld bei gleichzeitig viel weniger Aufwand verdienen. Qumet ist das aber egal. Er bleibt bockig und absolviert diese letzte Ernte, als würde im letzten Moment doch noch ein Wunder geschehen. Nur verdonnert er mit dieser sturen Haltung nicht nur sich selbst, sondern auch seine Frau Dolores und seine drei Kinder zu einem Sommer des Stillstands, in dem es aber langsam an allen Ecken und Enden zu brodeln beginnt.

Regisseurin Carla Simón ist selbst auf einer Pfirsichfarm in eben jenem Dorf Alcarràs aufgewachsen. Allerdings wurde ihre Familie nie derart vor vollendete Tatsachen gestellt. Die Trauer um ihren Grossvater hat Simón dazu gebracht, das Erbe ihrer Familie und ihr Engagement für die Landwirtschaft zu schätzen und den Ort in einem Film zu porträtieren. Diesen Mix aus persönlichen Erfahrungen und einer fiktiven Zuspitzung merkt man dem Film auch an: Alcarrás begeistert vor allem dann, wenn er aus Sicht der Kinder erzählt wird. Deutlich lässt sich spüren, dass hier eine Filmemacherin am Werk ist, die ihre kindlichen Sommer selbst zwischen Pfirsichbäumen erlebt hat. Carla Simón engagierte für ihr Projekt ausschliesslich Laiendarsteller:innen aus der Region von Alcarràs. Es war ihr wichtig, die katalanische Sprache einzufangen und Menschen zu zeigen, die selbst Erfahrung mit der Landwirtschaft haben. Simón liess auf jedem Dorffest nach passenden Darsteller:innen suchen. Eigenen Angaben zufolge lud sie über 7000 Personen zum Vorsprechen ein. Die Hoffnung, tatsächliche Familienmitglieder für den Film zu casten, erfüllte sich jedoch nicht.

Die übergreifende Geschichte mit dem Aufstellen erster Solaranlagen, dem drohenden Auseinanderbrechen der Familie sowie den wütenden Bauern, die ihr Obst den Grossbetrieben aus Protest vor die Tore kippen, ist ebenfalls aus dem wahren Leben gegriffen, wenn auch nicht aus ihrem eigenen. Das Thema ist brandaktuell, das Schicksal der Familie geht einem nahe und auch formal ist der Film bis zum Einsatz der grossartig ausgewählten Laiendarsteller:innen makellos. Und die katalanische Sonne, die fängt niemand so schön und lebendig ein wie Carla Simón.

Beim Internationalen Filmfestival in Berlin gewann das trügerisch-sommerliche Familie-in-der-Landwirtschaft-Drama «Alcarràs» den Hauptpreis – den Goldenen Bären der Berlinale.
Lassen Sie sich diesen Film nicht entgehen. Wir freuen uns auf Sie!

PD/FILMPODIUM SAANENLAND

Wir zeigen den Film am Montag, 10. Oktober, um 20.30 Uhr im Ciné-Theater Gstaad. Nichtmitglieder sind herzlich willkommen und zahlen an der Abendkasse.


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