Ausstellungs-Derniere «Vom Spätherbst in die Adventszeit»
08.11.2024 KulturSeit dem 27. Oktober findet im alten Dorfschulhaus in Wattenwil eine ganz spezielle Ausstellung statt: Der Simmentaler Kunstmaler Peter Bergmann stellt zum letzten Mal aus und lädt mit seinen Werken zu einem Gang quer durch sein Lebenswerk ein.
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Abo AngeboteSeit dem 27. Oktober findet im alten Dorfschulhaus in Wattenwil eine ganz spezielle Ausstellung statt: Der Simmentaler Kunstmaler Peter Bergmann stellt zum letzten Mal aus und lädt mit seinen Werken zu einem Gang quer durch sein Lebenswerk ein.
Ein wunderschöner Sonntagnachmittag im kleinen Bauerndorf Wattenwil im Gürbental – der Blick Richtung Eiger, Mönch und Jungfrau ist atemberaubend. Nicht weniger spektakulär ist die Bilderpracht im Ausstellungsraum im zweiten Stock des alten Dorfschulhauses.
Berührendes Zusammentreffen an der Vernissage
Mit unspektakulärer Ruhe sitzt der 87-jährige Kunstmaler Peter Bergmann auf einem Stuhl inmitten seiner Ölbilder. Von eindrücklichen Tierbildern mit Steinböcken, Kühen, Schafherden, Hühnern oder Raben, über Landschaftsbilder aus dem Saanenland und Frankreich bis hin zu verwelkten Sonnenblumen – Bergmanns Bilder strahlen eine grosse Kraft und gleichzeitig eine wohltuende Schlichtheit aus.
Die Vernissage ist ein erweitertes Familien- und Freundestreffen – die vielen Bekannten sind aus der ganzen Schweiz angereist, um Peter Bergmann zu seiner letzten Ausstellung zu gratulieren und die Ehre zu erweisen. Und so begrüssen Ehefrau Vreni und der Kunstmaler neben ihren beiden Töchtern Theres und Fränzi auch den älteren Bruder Godi, der für Peter speziell in jungen Jahren ein wichtiger Wegbegleiter und Türöffner war. Bei den sieben einzigartigen Kinderbüchern, die von Peter Bergmann erschienen sind, hat ihm Godi zudem im Lektorat und als Ratgeber wertvolle Unterstützung geboten. «Wenn ich seine Bücher durchblättere, kommt bei mir immer etwas wie Heimweh auf. Es ist vielleicht auch die alte Zeit, die er gemalt hat, so wie beim Fränzi, als es als Mädchen z Alp ging und das heute auch hier unter uns weilt», so Marianne Läng.
Ausstellung vorzeitig beendet und nun weitergeführt
Aber zurück zur Vernissage: Toni Bähler und Marianne Läng von der Fred und Cécile Zimmermann-Stiftung eröffneten mit herzlichen Worten. Bähler erinnerte sich lebhaft an die letzte Ausstellung Bergmanns, die vor vier Jahren pandemiebedingt vorzeitig beendet werden musste: «Dank dem, dass Marianne Läng und Lorenz Kestenholz alle Hebel in Bewegung setzten, die abgebrochene Ausstellung aus dem Jahre 2020 noch zu Ende zu führen, ist es soweit gekommen, dass die Ausstellung nun doch noch abgeschlossen werden kann.»
Marianne Läng, die heute in Wattenwil lebende Stiftungsrätin, ist ein grosser Fan von Bergmanns Kunst und hat diese bereits vor über 30 Jahren entdeckt: «Ich sah Peters Bild mit einer Alpenmatte im Spital Zweisimmen hängen – da ging mir das Herz auf und ich erkundigte mich, wer dieses Bild gemalt hatte», blickt die langjährige Bewohnerin des Simmentals zurück.
Daraufhin besuchte sie sämtliche Ausstellungen von Peter Bergmann und ist ihm so immer wieder begegnet. «Wir hier kennen alle sein Schaffen: Blumenwiesen, Tier und Mensch, die zusammen z Alp gehen. Alles berührt mich am Herzen, so auch das Wasser, das Peter enorm schön darstellt. Peter sieht jedoch nicht nur das Schöne, er ist gesellschaftskritisch und schaut genau hin und sieht, was wir mit unserer Umwelt machen», so die Stiftungsrätin.
Aus einer zufälligen Begegnung ist zwischenzeitlich eine herzliche Freundschaft entstanden, die dazu führte, dass sich Peter Bergmann von Marianne Läng zu dieser letzten Ausstellung nochmals nach Wattenwil bewegen liess: «Peter, danke vielmal für all dein Schaffen. Du hast eine Zeitepoche, die heute bald etwas verloren geht, festgehalten. Dafür danken wir dir von Herzen. Es ist deine letzte Ausstellung, wie du sagst und deshalb schaut seine Bilder an – es ist einfach wunderschön.»
Starke Familienbande
Peter Bergmann hatte gar nicht mehr damit gerechnet, in Wattenwil nochmals auszustellen – einmal müsse man ja aufhören: «Dank euch allen, die ihr ein Bild aufgehängt und es auch noch bezahlt habt, konnten wir als Familie überleben, was nicht selbstverständlich ist. Ich durfte stets das machen, was mir Freude bereitet, was nicht allen Menschen vergönnt ist. Und ich halte mir zugut, dass ich mit Vreni die Richtige geheiratet habe!»
Täglich steigt der 87-Jährige auch heute noch in seine «gfläckete Malerhosen» und malt: «Da ich immer noch von meinen ‹alten Sünden› lebe, werde ich nie arbeitslos. Bei den paar hundert Bildern, die ich habe, nehme ich immer mal wieder eines hervor und denke, wieso habe ich das nicht besser gemacht? Und so gehe ich nochmals ‹druber› und bin so mein bester Arbeitgeber!» Zusammen mit den Töchtern Theres und Fränzi ist Ehefrau Vreni die strengste Bilderbegutachterin, was für den Kunstmaler sehr wertvoll ist: «Kritik macht nur Sinn, wenn man sie annehmen kann – gwaltige Dank!» Der verdiente Applaus galt sowohl Peter als auch Vreni Bergmann, die der Kunstmaler immer in seine Mitte stellt. Bergmanns Familienbande sind stark – und so erhält seine Ehefrau eine wunderbare Liebesbekundung: «Ohne mein Vreni ginge nichts!», ist sich der Kunstmaler bewusst und geniesst die wohlmundende Züpfe und den Simmentaler Bergkäse, welche sein Vreni gebacken bzw. besorgt hat – derweil die beiden Töchter Theres und Fränzi für ein hervorragendes Kuchenbuffet sorgten.
Überraschungsmusik an der Vernissage
Und auch die Überraschung durch die gebotene Hausmusik war offensichtlich gelungen: Peter Bergmann hörte seinem langjährigen Lehrerkollegen Ruedi Junker, der vor Jahren am Chalberhöni unterrichtete, mit Marianne Baumer und Maria Gilomen, die als «Seeberg-Örgeler» auftraten, mit offensichtlicher Freude zu: «Ruedi, dass ihr heute hier spielt, ist für mich eine wunderbare Überraschung!» Sogar zum einen oder anderen Tänzli animierte die flotte Örgelimusik noch.
Die Bilderausstellung «Vom Spätherbst in die Adventszeit» von Peter Bergmann dauert noch bis zum 8. Dezember und ist jeweils am Sonntag geöffnet. Peter Bergmann wird an diesen Nachmittagen persönlich in Wattenwil vor Ort sein. Und was geschieht danach? «Ich bin in Oberwil neben dem Schulhaus daheim. Falls jemand vorbeikommen und meine Bilder anschauen will, freue ich mich sehr darüber – Anruf genügt!», so der urchige Künstler mit beeindruckend wachem Geist und unverkennbarem Schalk in den Augen.
LUZIA WYSSEN
EIN SIMMENTALER KÜNSTLER
Der gebürtige Oberwiler, Lehrer, Bergbauer und seit über 50 Jahren freischaffender Künstler Peter Bergmann ist einer der beliebtesten und populärsten Maler aus dem Simmental. Er ist ein echter Simmentaler. «Meine Mutter war eine Oberwilerin und mein Vater ist im Fermel aufgewachsen, wo meine Grossmutter ein Leben fast wie die Kelten führte. Jedenfalls war sie den Kelten näher als der Moderne, da mag ich mich noch gut erinnern», bestätigte Peter Bergmann.
Bekannt geworden ist Peter Bergmann mit seinen wunderschönen humorvollen Bilderbüchern, mit denen er zugleich das Interesse für die Kunst und die Natur weckt. Er machte in seinem Leben zusammen mit seiner Familie an verschiedenen Stationen Halt. «Wo man hingestellt wird, kann man aus jedem Stück Erde etwas Gutes machen», so der Künstler. Im Jahr 2000 wanderte er mit seiner Frau Vreni nach Frankreich in die Bresse aus. Dort lebten sie bescheiden mit zahlreichen Haus- und Nutztieren. Es war eine der schönsten Zeiten für die beiden und es entstanden Hunderte von grossformatigen, aber auch kleineren Werken. 2012 kehrten sie altershalber zurück in die Schweiz und leben seither im Elternhaus in Oberwil.
Quelle: Archiv «Anzeiger von Saanen», 28. Dezember 2018