Tatort: Sein und Schein
04.03.2024 Kultur«Nüt als d’Wahrheit» erinnert an eine oft gehörte Aussage von Richtern in Kriminalfilmen. Der Jodlerklub «Bärgfriede» zeigte im Landhaus in Saanen jedoch keinen Film, sondern brillierte mit Konzert und Theater. Die Komödie – ein ...
«Nüt als d’Wahrheit» erinnert an eine oft gehörte Aussage von Richtern in Kriminalfilmen. Der Jodlerklub «Bärgfriede» zeigte im Landhaus in Saanen jedoch keinen Film, sondern brillierte mit Konzert und Theater. Die Komödie – ein Zweiakter von Vinzenz Steiner – inszeniert von den Regisseurinnen Patricia von Grünigen und Alice Hefti, fand am vergangenen Freitag beim Premierenpublikum grossen Gefallen. Einen wesentlichen Beitrag zum Erfolg des Abends leisteten auch die Jodler mit ihren berührenden und ebenso einfühlsamen Liedern.
EUGEN DORNBIERER-HAUSWIRTH
Die «Bärgfriede»-Jodler eröffneten mit dem Jodellied «Bärgandacht» von Reto Stadelmann. In seiner heiteren Begrüssung wies Benjamin von Grünigen, Präsident des Jodlerklubs, darauf hin, dass die «Kummerbuebe» Kummer hätten, weil einer ihrer Jodler krankheitshalber ausfiel. «So müsst ihr, liebes Publikum, nochmals mit uns vorliebnehmen.» Der vorgetragene «Älplergruess» von Klaus Rubin entschädigte für die Absenz der hochkarätigen «Kummerbuebe». Im Anschluss an das erheiternde Theaterstück verbargen die Jodler ihre Hände nochmals im Hosensack und überzeugten mit dem melodisch sorgfältig gestalteten Jodellied «E schöne Summermorge isch lieslig am Erwache» von Jürg Domke, ihrem langjährigen Dirigenten.
Brautmutter Sophie (Esther Bütschi). (FOTOS: EUGEN DORNBIERER-HAUSWIRTH)
Colin, ein entfernter Verwandter (Raphael von Ballmoos) mit Braut Leonie (Andrea Schär).
Im gutbürgerlichen Wohnzimmer
Szenenwechsel Theaterbühne: An einem sommerlichen Samstagmorgen im Juni – am Tag der Hochzeit von Leonie Rohrbach – kommt Hubert, Leonies Vater, mit einer Liste vorsichtig ins Wohnzimmer gelaufen, vergewissert sich, dass niemand da ist, und setzt sich dann auf das Sofa. Er wirkt etwas angespannt und nicht wahnsinnig glücklich. Er hat völlig unerwartet seinen Job in der Spielzeugfabrik verloren. Da seine Tochter Leonie kurz vor ihrer grossen – extrem teuren – Hochzeit steht, bringt er es nicht übers Herz, der Familie von seiner Kündigung zu erzählen. Um die Kosten der Hochzeit möglichst tief zu halten, sabotiert er heimlich die Planungen und Vorbereitungen der engagierten – ebenfalls extrem teuren – Hochzeitsplanerin. Damit beginnt am Tag der Hochzeit ein turbulenter Reigen an Lügen und Ausreden.
Untermieter David (Céderic Yersin).
Die Handlungen in Komödien zeichnen sich oft durch unerwartete Wendungen, Verwicklungen und Täuschungen aus. So ist das auch im Stück «Nüt als d‘Wahrheit». Die im Hochzeitsfieber taumelnden Akteure geraten in arges Schlingern. Brautvater Hubert stöhnt: «Mini Närve!» Sein Blick wandert langsam zum indischen Schnaps, welcher auf dem Salontisch steht. «Brautpaar hin oder her – aber jetzt brauche ich einen Schnaps!» Er holt ein Glas, schenkt sich ein, setzt sich wieder auf den Sessel und trinkt. Der Schnaps scheint enorm stark zu sein und es schüttelt ihn kräftig durch. Plötzlich ertönt ein heftiger Knall. «Herrgott! Was isch jetzt das gsy?» Wer wissen möchte, wie das Schauspiel ausgeht, kann dies an den weiteren Vorstellungen vom Mittwoch, 6. oder Samstag, 9. März in Erfahrung bringen.
Hochzeitsplanerin Tatjana (Silvia Hauswirth).
Meinung aus dem Premierenpublikum
Lotti und Peter Moor haben die Premiere besucht. Ihr Eindruck: «Erstaunlich, was Laien zustandebringen. Es ist sehr beeindruckend, zu sehen und auch zu hören, wie die Schauspielerinnen und Schauspieler ihre Rollen interpretierten. In den Vorträgen des Jodlerklubs ‹Bärgfriede› spürte man die Freude am Gesang, an der Musik. Die harmonische Reinheit und schlussendlich der Gesamteindruck waren schlicht grossartig.»
Grossvater Franz (Michael Bütschi).
DIE REGISSEURINNEN ZUR PREMIERE
Die beiden Regisseurinnen Patricia von Grünigen (links) und Alice Hefti.
Wenige Minuten nach der Premiere äusserten sich die beiden Regisseurinnen, Patricia von Grünigen und Alice Hefti, folgendermassen: «Wir freuen uns ebenso wie die vielen zufriedenen Gäste. Wir glauben, es ist uns gut gelungen. Unsere Darstellerinnen und Darsteller spielten ihre Rollen unseren Vorstellungen entsprechend sehr gut. Wir sehen keine Schwierigkeiten. Der Souffleur war mehr oder weniger arbeitslos.
Nach der Durchsicht von ca. 20 Theaterstücken entschieden wir uns, zusammen mit unserer Theaterkommission, für die Komödie ‹Nüt als d’Wahrheit›. Verschiedene Faktoren beeinflussten die Auswahl, so zum Beispiel die Anzahl der benötigten Schauspielenden, ob unsere Frauen und Männer die Rollen interpretieren können, zeitliche Dauer des Theaterstücks, Bühnenbild und so weiter.
Mit den Theaterproben begannen wir Anfang Januar dieses Jahres. Dank der Erfahrungen unserer Theaterleute war nicht mehr Zeit erforderlich. Auch dafür sind wir sehr dankbar.»