Mit oder ohne CS – der Markt spielt weiter
02.05.2023 WirtschaftWas bedeutet die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS für den Bankenplatz Gstaad? Die lokal ansässigen Banken stehen der Entwicklung gelassen gegenüber, bedauern aber den Wegfall eines Mitbewerbers – und die UBS hüllt sich in Schweigen.
...Was bedeutet die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS für den Bankenplatz Gstaad? Die lokal ansässigen Banken stehen der Entwicklung gelassen gegenüber, bedauern aber den Wegfall eines Mitbewerbers – und die UBS hüllt sich in Schweigen.
KEREM S. MAURER
«Der Global Market Place Gstaad ist für die Credit Suisse seit jeher ein bedeutender Standort.» So liess sich Manuel Blanco, Leiter Private Banking der CS Gstaad, am 1. Juli 2022 in dieser Zeitung zitieren. Seitdem ist kein Jahr vergangen, aber vieles hat sich verändert. Der Finanzplatz Schweiz wurde kräftig durchgerüttelt, die CS wurde mit Bundeshilfe von der UBS übernommen. Victor Steimle, Verwaltungsratspräsident der Saanen Bank, sagte unlängst an der diesjährigen Generalversammlung seiner Bank in diesem Zusammenhang: «Man könnte meinen, es sei kein Stein auf dem anderen geblieben.»
Des einen Leid ist des anderen Freud
Während laut verschiedenen Medienberichten in jüngster Vergangenheit zig Milliarden Franken an Kundengeldern von der CS abgezogen wurden, freuen sich die anderen Banken über den Zuwachs von neuen Kundengeldern – auch im Saanenland. «Wir werden derzeit von vielen Kundinnen und Kunden – auch Neukunden – angesprochen und verzeichnen ein erhöhtes Kundenaufkommen», teilt die Medienstelle der Berner Kantonalbank auf Anfrage mit. Und mit Verweis auf ihren Geschäftsbericht 2022 fügt sie hinzu: «Wir durften uns bereits im letzten Jahr über einen Kundengeldzufluss, darunter auch Kundengelder, die von der CS stammen, freuen.» Ähnliches gilt für die Saanen Bank. Jürg von Allmen, Vorsitzender der Geschäftsleitung teilt mit: «Die Saanen Bank hat in den letzten Wochen einen Zuwachs von Kunden und Kundengeldern von der CS verzeichnet, ohne dies aktiv gesucht zu haben.» Es lasse sich nicht konkret sagen, inwiefern die Raiffeisenbank Obersimmental-Saanenland von der Übernahme der CS durch die UBS profitiert habe, sagt der Vorsitzende der Bankleitung, Dieter Leopold, vorsichtig. Vereinzelt hätten CS-Kunden zu ihnen gewechselt. «Es gibt vereinzelte Bewegungen, die unter Umständen darauf zurückzuführen sind», sagt Leopold und weist daraufhin, dass die Raiffeisenbank ein anderes Kundensegment abdecke als die CS, die im Simmental gar nicht vorhanden war.
Ist mein Geld auf der Bank sicher?
Eine Frage, die vor dem CS-Aus kaum jemand gestellt hatte, ist: Welcher Teil meines Geldes ist eigentlich im Falle eines Bankenzusammenbruches gesichert? Dieter Leopold weiss: «Das ist schweizweit geregelt. 100’000 Franken sind gesichert.»
Generell sei bei den Bankkunden eine gewisse Unsicherheit spürbar, stellt auch Jürg von Allmen fest. Er bezieht dies im Fall der Saanen Bank weniger auf die eigene Solvabilität (Eigenmittelausstattung) als auf das ganze nationale und internationale Finanzsystem. «Grundsätzlich stellen wir fest, dass speziell wieder überblickbare Strukturen, Transparenz und regionale Verankerung geschätzt werden», so von Allmen. Die Berner Kantonalbank ihrerseits hat laut der Medienstelle keine Beeinträchtigung des Vertrauens festgestellt.
Vertrauen ist gut – Kontrolle ist besser
Apropos Vertrauen: Dieser Begriff wird aktuell bei allen Banken sehr hoch gehandelt. «Vertrauen ist für uns seit vielen Jahren der wichtigste Wert», betont die Berner Kantonalbank. Auch Dieter Leopold betonte unlängst an der Generalversammlung seiner Bank: «Vertrauen ist das wichtigste Kapital, das wir als Bank haben können». Und auch Jürg von Allmen bezeichnete an der Generalversammlung der Saanen Bank das Vertrauen als «wichtigstes Gut einer Bank». Dazu brauche es allerdings auch – und da widerspricht ihm niemand – «gute interne und externe Kontrollmechanismen sowie eine offene und transparente Kommunikation».
Ohne CS – was nun?
Zum Schluss steht noch die Frage: Wie geht es in Gstaad ohne CS weiter? Noch hat sich nichts geändert. Die Credit Suisse selbst äussert sich auf Anfrage so: «Unsere Geschäftsstellen stehen für alle Bankgeschäfte mit dem gewohnten Service zur Verfügung. Wir sind weiterhin uneingeschränkt für unsere Kundinnen und Kunden da». Für Jürg von Allmen verfügen beide – CS und UBS – in Gstaad über «sehr gute Mitarbeitende und eine gute Positionierung». Er denkt nicht, dass sich in den nächsten Jahren etwas ändern wird, auch wenn die beiden neu unter einem Dach zusammengeschlossen sind. «Im Saanenland wird der Markt auch künftig spielen. Wir haben genügend Mitbewerber vor Ort, so dass dies nicht zu einem Nachteil der Kunden führen wird», ist er überzeugt. Und Dieter Leopold fragt: «Wer sagt denn, dass es die CS in Zukunft wirklich nicht mehr geben wird?» Aus volkswirtschaftlicher Sicht bedauert er, dass es die CS so nicht mehr gibt. Stichwort Klumpenrisiko der neuen Superbank, die die UBS im Begriff ist, zu werden.
Was der Zusammenschluss von CS und UBS für die Mitarbeitenden der beiden Banken bedeutet und ob oder wann eine der beiden Banken in Gstaad schliesst, wurde bislang nicht beantwortet. Die Medienstelle der UBS teilt dazu mit: «Wir stehen am Anfang einer umfassenden Integrationsplanung, um die Einzelheiten der zukünftigen Organisation festzulegen. Für die Beantwortung der vom ‹Anzeiger von Saanen› gestellten Fragen ist deshalb noch zu früh. Wir werden zeitnah und transparent informieren.» Es heisst abwarten oder – um es abschliessend mit Dieter Leopolds Worten zu sagen: «Wir beobachten die weitere Entwicklung».





