Die Tourismus-Akademie von Gstaad Saanenland Tourismus (GST) lud letzten Freitag zu einem Workshop mit dem Thema Barrierefreiheit ein. Paraschwimmer Bastien Murith führte durch den Vormittag.
JONATHAN SCHOPFER
«20 Prozent der Schweizer ...
Die Tourismus-Akademie von Gstaad Saanenland Tourismus (GST) lud letzten Freitag zu einem Workshop mit dem Thema Barrierefreiheit ein. Paraschwimmer Bastien Murith führte durch den Vormittag.
JONATHAN SCHOPFER
«20 Prozent der Schweizer Bevölkerung gelten als langfristig behindert, und 97 Prozent der Betroffenen sind nicht damit geboren», führte Katrin Espiasse von Gstaad Saanenland Tourismus in die Thematik ein.
Unter dem Motto «Erleben, verstehen, verändern» nahmen verschiedene Interessierte, Mitarbeitende sowie die Oberstufenklasse aus Gsteig-Feutersoey am Workshop teil. Der Anlass markierte den Start einer neuen Serie von regelmässigen Sensibilisierungsveranstaltungen zum Thema Inklusion des GST, die in Zusammenarbeit mit Plusport organisiert werden. Geleitet wurde der Vormittag vom ehemaligen Skicrosser und heutigen Paraschwimmer Bastien Murith.
Barrieren gibt es überall
«Ob in Los Angeles, Zürich oder Gstaad: Die Hindernisse für uns Menschen mit Behinderung sind weltweit ähnlich», nahm Bastien Murith gleich vorweg.
Übrigens habe er sich oft mit seiner Grossmutter ausgetauscht: «Sie hat unterwegs mit ihrem Rollator die gleichen Probleme wie ich.» Der querschnittgelähmte Parasportler sprach offen über Barrieren, die vielen Menschen gar nicht auffallen: Stufen vor Geschäften, zu steile Rampen, oder zu schmale WC-Türen.
«Und ich bin eigentlich ein schlechtes Beispiel», schmunzelt der Freiburger, «weil ich dank Kraft und Technik mit vielem noch zurechtkomme».
Wie zugänglich ist das Saanenland?
Ein Mittel, um das herauszufinden, sei zum Beispiel die ginto-App. Die App zeigt schweizweit die Zugänglichkeiten von Restaurants, Läden oder WCs. In der Ferienregion Gstaad sind so über 100 Infrastrukturen ersichtlich.
Und jedes Unternehmen kann bei der OK:GO Initiative für mehr Sichtbarkeit der Zugänglichkeiten des Schweizer Tourismus-Verbands mitmachen. Die Infrastrukturen werden selbstständig systematisch erfasst und über die ginto-App für alle sichtbar gemacht.
Barrieren erleben
Nach dem Input hiess es für die Teilnehmenden: selbst ausprobieren. Mit Rollstühlen und Blindenstöcken erkundeten sie in Gstaad den Bahnhof, den Supermarkt und das Kirchgemeindehaus.
Ein Ticketschalter war schlecht signalisiert – besonders, wenn man die Umgebung nicht kennt oder sehbehindert ist. Eine Rampe neben einer Treppe war mit einer Länge von über 1,5 Metern und einer ungefähren Steigung von rund 8 Prozent zu steil, um sie mit dem Rollstuhl zu befahren.
«Jetzt gehe ich mit anderen Augen durch die Gegend», sagte ein Teilnehmer, der gerade eine Horizonterweiterung erfuhr, als das Sehen eingeschränkt wurde. Viele zeigten sich sensibilisiert für alltägliche Barrieren, die – wie Bastien Murith es ausdrückt – «viel Geduld beim Reisen erfordern.»
Mehr Infos über die Barrierefreiheit im Saanenland: www.gstaad.ch/sommer/planen-buchen/gstaad-barrierefrei