BC Gstaad Damen im Viertelfinale der Bowls-Weltmeisterschaften in Australien
26.09.2023 SportVom 28. August bis 10. September fanden an der australischen Goldküste die World Bowls Championships 2023 statt. Fünf Mitglieder des Bowls Club Gstaad reisten mit dem Schweizer Bowlsteam nach Australien.
Das Schweizer Bowlsteam reiste frühzeitig an, um auf ...
Vom 28. August bis 10. September fanden an der australischen Goldküste die World Bowls Championships 2023 statt. Fünf Mitglieder des Bowls Club Gstaad reisten mit dem Schweizer Bowlsteam nach Australien.
Das Schweizer Bowlsteam reiste frühzeitig an, um auf den diversen perfekten Anlagen mit den ganz kurz geschnittenen, gewalzten und daher sehr schnellen Naturrasenbahnen die ungewohnten Bedingungen kennenzulernen.
Swiss Bowls hatte vorgängig an vier Tagen Spielbahnen reserviert. An den offiziellen Trainings mit allen Nationen vom Samstag, 26. August bis Montag, 28. August war das Team vollzählig auf verschiedenen Plätzen beim intensiven Training. Insgesamt wurde an fünf verschiedenen Spielorten, in Bowls Clubs mit jeweils drei bis vier Greens à je acht Rinks gespielt.
Die Partien im Einzel wurden im Format «up to 21» – wer zuerst 21 Bowls erzielt – ausgetragen. Im Pairs wurden drei Bowls pro Spieler auf 18 Ends gespielt, im Triples mit je zwei Bowls über 18 Ends und im Fours mit je zwei Bowls über 15 Ends. In allen Kategorien wurde in vier Gruppen – mit bis zu elf Teilnehmenden – eine Round Robin ausgetragen, nur die beiden Ersten einer Sektion qualifizierten sich für die Viertelfinals. Gleichzeitig wurden in verschiedenen Para-Bowls-Disziplinen um Medaillen gekämpft.
Woche 1: Dienstag, 29. August bis Sonntag, 3. September
Women’s Singles
Laura Butler(-Merz) vom Bowls Club Gstaad hatte einen souveränen ersten Tag. Nebst den zwei Siegen gegen Japan (21:10) und Macau China (21:13) konnte sie das sehr wichtige Gruppenspiel gegen die Mitfavoritin aus Malaysia mit 21:15 zu ihren Gunsten entscheiden. Nach einer knappen Niederlage (18:21) gegen die nachmalige Weltmeisterin Tayla Bruce (New Zealand) folgte dann das Schlüsselspiel gegen Anne Nunes (USA, wie die Schweizerin nur ein verlorenes Spiel), in welchem Laura schon das Messer am Hals hatte (4:17 bei 21 up). Sie zog den Kopf aus der Schlinge und dominierte die letzten Ends zum sensationellen 21:18-Sieg.
Nach dem dramatischen Sieg gegen die USA am Vortag liess Laura am dritten Tag nichts mehr anbrennen, konnte gegen Samoa (21:9), Singapur (21:14) und Niue (21:7) gewinnen, womit sie als Zweitplatzierte hinter New Zealand souverän in den Viertelfinal einzog – mit sieben Siegen und nur einer Niederlage und einer Scoredifferenz von +60.
Lauras Gegnerin im Viertelfinal war mit Ellen Ryan (AUS), die zweifache Commonwealth-Games-Siegerin. Das restliche Swiss-Bowls-Team unterstützte Laura von der Tribüne aus. Zu Beginn konnte sie gut mithalten und war zeitweise auch in Führung. Im weiteren Verlauf des Spiels gelang Ellen Ryan dann alles, sie spielte perfekte Take-Outs und Draws und siegte letztendlich mit 21:11. Laura spielte nach der Halbfinaqualifikation am Australien Open erneut ein super Singlesturnier und platzierte sich mitten in der Weltelite. Um sie herum wimmelte es nur so von Medaillengewinnerinnen von Grossanlässen. Herzliche Gratulation, Laura, zu den fantastischen Resultaten!
Gold: Tayla Bruce (New Zealand); Silber: Kelly McKerihen (Kanada); Bronze: Katherine Rednal (England) und Ellen Ryan (Australien)
Women’s Fours
Das Schweizer Vierer-Damenteam mit Caroline Lehmann, Andrea Locher, Simone Kunz (alle BC Thun) und Skip Marianne Künzle (BC Gstaad) verlor gegen Südafrika (8:20), Fiji (9:14), Jersey (6:25), die neuen Weltmeisterinnen England (7:21) sowie Malaysia (12:25), konnte dann aber zum Abschluss der Gruppenphase die Türkei mit 20:14 bezwingen und so den letzten Gruppenrang abgeben. Die Schweizer Damen schlossen ihre sechs Spiele mit einer Shotbilanz von –57 ab.
Gold: England; Silber: Australien; Bronze: Schottland und Neuseeland.
Men’s Pairs
Das Herrendoppel bestand aus den beiden Mitgliedern des BC Gstaad, Beat Matti und Markus Merz. Das erste Spiel gegen Papua Neu Guinea ging mit 13:22 verloren, auch weil dem gegnerischen Skip in der Spielmitte ein perfekter Shot von zwei für die Schweiz zu fünf für Papua Neu Guinea gelang. Gegen Israel verlor das Swiss Bowls Pairs klar mit 7:26 Shots, wobei den Israelis mehrere ideale Take-Outs gelangen. Im Spiel gegen die hoch favorisierten Schotten mit Jason Banks und Ian McLean hielten die Schweizer lange gut mit. Sie lagen mit zwei Shots zum 13:13-Ausgleich, ehe McLean eine Wunderkugel gelang und es plötzlich 11:18 stand. Die Partie ging dann mit 12:19 verloren. Im Spiel gegen die Falkland Islands lief dann alles für die Schweizer, welche mit 31:3 ihren ersten Sieg erringen konnten. Gegen das starke Malaysia stand es nach vier Ends 4:0 für die Schweiz. Doch nach 15 Ends hatte sich das Blatt gewendet (11:16), die Schweizer mussten Risiken eingehen und verloren am Schluss mit 11:24. Gegen Niue konnte der zweite Sieg mit 19:9 «eingerollt» werden.
Die positiven Ergebnisse des Vortages beflügelten offenbar unser Pairs-Team: Beat und Markus konnten im ersten Spiel des nächsten Tages völlig überraschend das Schwergewicht Südafrika gleich mit 17:9 besiegen. Im Spiel gegen Cook Islands konnten die Schweizer nach einem 0:4-Rückstand in sieben Ends nacheinander je einen Shot verbuchen, bevor sich der Gegner dann einige Multiples erspielen konnte. Die Partie ging dann mit 11:18 verloren. Das abschliessende Spiel gegen Schweden war dann von wechselndem Wind geprägt. Die Schweizer unterlagen mit 8:17.
Das Swiss Bowls Pairs belegte in der Zehnergruppe den siebten und insgesamt den 23. Rang von 37 Nationen, mit einer Shotbilanz von –17.
Gold: Irland; Silber: Australien; Bronze: Kanada und Malaysia.
Men’s Triples
Im Swiss Bowls Triples spielten Christian Haldimann (BC Gstaad), Tom Schneiter (BC Thun) und Thomas Wälti (BC Jungfrau). Diesem Team wollte es nicht recht laufen – ein Sieg sollte nicht gelingen. Gegen Südafrika (15:31), Hong Kong China (14:29), Neuseeland (6:39), USA (4:26), Botswana (11:28), Papua Neu Guinea (14:24) und Irland (11:24) gingen leider alle Spiele klar verloren, was nach sieben Spielen den letzten Gruppenrang mit einer Shotbilanz von –126 bedeutete.
Gold: Australien; Silber: Schottland; Bronze: Irland und England.
Woche 2: Dienstag, 5. bis Sonntag, 10. September
Women’s Pairs
Die Schweizer Damen spielten im Doppel mit Marianne Künzle und Laura Butler (BC Gstaad). Gegen die Niederländerinnen setzte es zu Beginn eine ärgerliche 8:14-Niederlage ab. Das Spiel (im Livestream) gegen die grossen Favoritinnen Kristina Kristic und Ellen Ryan (Australien) ging nach hervorragendem Spiel und langzeitiger Führung (14:9 nach 14 Ends) nur knapp mit 16:18 verloren. Leider folgten gegen Fiji (13:18) und Hong Kong China (13:20) weitere Niederlagen. Das Spiel gegen Japan endete 16:16 unentschieden. Gegen die Rixon-Schwestern und nachmaligen Finalistinnen aus Malta setzte es eine knappe 15:18-Niederlage ab. So auch gegen Zimbabwe mit 15:17. Das abschliessende Gruppenspiel gegen die hoch dekorierten Sophie Tolchard und Amy Pharaoh (England) konnte dann erfreulicherweise mit 13:12 gewonnen werden. Das zeigt, wie nahe unser Pairs-Team der Weltspitze eigentlich ist.
Die Tabellensituation hatte sich durch diesen Sieg aber nicht wirklich verbessert und das Team schloss auf dem zweitletzten Gruppenplatz ab (vor Japan).
Gold: Malaysia; Silber: Malta; Bronze: England und Schottland.
Women’s Triples
Im Schweizer Dreier-Damenteam waren keine Gstaaderinnen im Einsatz. Es wurde gebildet von Caroline Lehmann, Andrea Locher und Simone Kunz (alle BC Thun). Wie bei den Herren lief es auch dem Swiss Bowls Damen Triples gar nicht nach Wunsch. Sie verloren gegen Kanada (6:38), Jersey (8:18), Cook Islands (9:23), Neuseeland (6:29), Zimbabwe (9:27), Japan (12:23) und Wales (12:28) und belegten damit nach sieben Spielen den letzten Gruppenrang mit einer Shotdifferenz von –124.
Gold: Australien; Silber: Neuseeland; Bronze: Irland und Kanada.
Men’s Singles
Markus Merz (BC Gstaad), der Vater von Laura Butler, war für die Schweiz im Herren-Einzelwettkampf am Start. Gegen Namibia ging die Startpartie mit 16:21 verloren, wie dann auch das Spiel gegen Jersey (12:21). Gegen Cook Islands konnte Markus seinen ersten Sieg mit 21:13 erringen. Gegen Macau China (17:21) und USA (11:21) gab es Niederlagen, bevor gegen Thailand (21:16) und Falkland Islands (21:7) die beiden nächsten Siege folgten. Gegen die beiden Weltklassespieler Ian McLean (Schottland, 15:21) und Izzat Shameer Dzulkeple (Malaysia, 11:21) setzte es zum Abschluss wieder zwei Niederlagen ab. Mit drei Siegen aus den neun Spielen und einer Shotbilanz von –17 belegte Markus Merz den achten Gruppenrang.
Gold: Ryan Bester (Kanada); Silber: Gary Kelly (Irland); Bronze: Aaron Wilson (Australien) und Ian McLean (Schottland).
Men’s Fours
Das Swiss-Bowls-Herren-Viererteam bildeten Christian Haldimann, Tom Schneiter, Thomas Wälti und Beat Matti als Skip. Auch diesem Team konnte kein Sieg gelingen. Gegen Neuseeland (6:27), Zimbabwe (14:20), Südafrika (17:19), Singapur (10:17), Fiji (7:21), Cook Islands (10:17) und Indien (10:26) gingen leider alle Spiele verloren.
Auch der inoffizielle Match über zwölf Ends gegen das disqualifizierte Kenia (wegen Visumproblemen zu spät angereist) ging mit 12:14 verloren. Diesem Schweizer Team fehlte es an Konstanz, so wurde gegen den Viertelfinalisten Cook Islands eine 10:4-Führung nach neun Ends noch kläglich verspielt.
Nach sieben Spielen bedeutete dies den letzten Gruppenrang, mit einer Shotbilanz von –73. Nur Frankreich war in dieser Disziplin von allen 33 Nationen mit 0 Punkten, –116, noch schlechter klassiert.
Gold: Australien; Silber: Schottland; Bronze: Irland und Neuseeland.
Overall
Bei den Damen wurde die Overallwertung (Punkte aus allen vier Disziplinen) von Neuseeland, vor England und Australien, gewonnen. Die Schweiz belegte den guten 23. Rang von 40 Nationen, auch dank der Viertelfinalqualifikation von Laura Butler.
Bei den Herren siegte Australien vor Irland und Schottland. Die Swiss-Bowls-Herren landeten auf dem 31. Rang von 42 Nationen.
In der Gesamtwertung Damen und Herren positionierte sich das Swiss Bowls Team auf dem 25. Rang von 42 klassierten Nationen. Auch weil die Schweiz, im Gegensatz zu anderen Ländern, in allen Disziplinen vertreten war. Im Gesamtklassement holte Australien vor England, Neuseeland und Schottland am meisten Punkte.
Fazit
Die kleine Bowlsnation Schweiz und der Bowls Club Gstaad können stolz sein, mit Laura Butler in einem WM-Viertelfinal vertreten gewesen zu sein. Daneben gab es vereinzelte schöne Erfolge, auch gegen grosse Nationen wie beispielsweise des Damen-Pairs gegen England oder des Herren-Pairs gegen Südafrika. Die Siege von Markus Merz gegen Cook Island und des Damen Fours gegen die Türkei waren ebenfalls erfreulich. Es muss festgehalten werden, dass alle Siege von Swiss Bowls mit Mitgliedern erzielt wurden, welche in Australien leben und dort ganzjährig unter regelmässigen Wettkampfbedingungen spielen können. Für die nur in den Schweizer Hallen auf mobilen Anlagen Spielenden war es schwierig, bei den wechselnden Wind- und Terrainverhältnissen ihr Spiel genügend variieren zu können sowie die nötige Konstanz in ihren Abgaben zu bewahren. Um den Bowlssport auch in der Schweiz auf ein höheres Niveau bringen zu können, müssten unbedingt ganzjährige Trainingsmöglichkeiten und Aussenbahnen geschaffen werden.
Am Sonntag, 10. September erfolgte im Broadbeach Bowls Club die Schlussfeier. Bei einem rauschenden Fest mit Livemusik tanzten, lachten und diskutierten die Teilnehmenden aus allen Nationen, von allen Kontinenten, zusammen und brachten damit die völkerverbindenden Spiele zu einem würdigen Abschluss.
Was bleibt, sind die Erinnerungen an die verschiedenen schönen Clubs, mit den vielfältigen sozialen Angeboten, an die Begegnungen mit zufriedenen Menschen, an neue Kontakte aus aller Welt und die lehrreichen Erfahrungen auf den Spielfeldern. Das Swiss Bowls Team hat Einladungen aus Ländern rund um den Globus erhalten, um in den verschiedensten Ländern Bowls zu spielen. Es wäre grossartig, wenn auch in der Schweiz eine permanente, international konforme Anlage erstellt werden könnte, um die anderen Nationen auch zu uns zum freundschaftlichen Spiel einladen zu können.
Komplette Resultate aller Disziplinen: https:// world2023.bowls.com.au.
Weitere Impressionen: https://www.worldbowls. com/2023-world-championships
World Bowls Champion of Champions 2023 vom 12. bis 17. September in Robina, Gold Coast, Australien
Direkt anschliessend an die Teamweltmeisterschaften fanden auch noch die WM des Champion of Champions – der Singles, welche jährlich stattfindet und an welcher nur aktuelle Landesmeister zugelassen sind – im Club Robina an der Gold Coast statt. Für die Schweiz am Start waren die beiden Qualifizierten Marianne Künzle (BC Gstaad) und Thomas Wälti (BC Jungfrau). Beide schlugen sich hervorragend und haben gezeigt, dass Schweizer Bowlsspielende gar nicht so weit von der Weltspitze entfernt sind. Die Spiele wurden im neuen Format «best of 3 sets» über je fünf Ends gespielt – als Versuch, die Spiele schneller, mit häufigeren Entscheidungen zu machen. Thomas Wälti, mit 0 Punkten von der Team-WM (Triples und Fours) am Start, zeigte beachtliche Leistungen und konnte aus sechs Spielen zwei Siege verbuchen: gegen Argentinien und gegen Israel, welches europäisch klar vor der Schweiz liegt. Bei den Herren gewann Daniel Salmon (Wales) den Titel Champion of Champions 2023.
Marianne Künzle konnte an der WM (Pairs und Fours) schon zwei Siege einfahren. Sie startete fulminant und konnte gleich im ersten Spiel einen Überraschungserfolg gegen Schottland buchen. Nach einem Bye musste sie sich aber von der Philippinin schlagen lassen. Es folgten dann wieder zwei Siege gegen Cypern und Niue, bevor ein Rückschlag mit der Niederlage gegen die Türkin folgte. Die überraschende Viertelfinalqualifikation schien nun gefährdet, wenn auch noch möglich. Es folgten wieder zwei Siege, zuerst gegen die favorisierte starke Kanadierin, die sich für den Viertelfinal qualifizierte, und gegen Namibia. Es schien nun wieder alles möglich im letzten Spiel gegen die überragende Gruppenleaderin aus Malaysia, welches dann aber verloren ging. Am Schluss resultierte ein toller dritter Gruppenrang. Marianne konnte sich, als eine der beiden besten Gruppendritten, doch noch für den Viertelfinal qualifizieren. Dort verlor sie jedoch gegen die nachmalige Finalistin Lucy Beere (Guernsey) in zwei Sätzen (4:5, 1:6). Den Titel Champion of Champions 2023 sicherte sich bei den Damen Anne Nunes (USA), welche an der WM noch von Laura Butler dramatisch besiegt wurde.
https://results.mc.worldbowls.com/ event/55c6ac0b-56b0-48fb-bee3- 31d096bf6c86
Rückblick auf die Weltmeisterschaften 2023 des Bowls Club Gstaad
Es ist hoch erfreulich, dass der Bowls Club Gstaad an allen drei World Bowls Events 2023 in der KO-Phase vertreten war: mit Markus Merz an den World Bowls Indoor Championships als einem der besten Gruppendritten im Achtelfinal, mit Laura Butler an den World Bowls Championships 2023 als Gruppenzweite im Viertelfinal und auch mit Marianne Künzle an den Champion of Champions als eine der besten Gruppendritten im Viertelfinal. Leider gingen dann alle KO-Spiele verloren und Swiss Bowls bleibt an internationalen Meisterschaften nach wie vor ohne Medaille. Trotzdem herzliche Gratulation an unsere Aussie-Schweizer:innen zu den hervorragenden Ergebnissen!