«Wir haben noch jedes Mal um die vordersten Plätze gekämpft»
15.04.2024 InterviewVor 30 Jahren, nämlich 1994, war Gstaad schon einmal Austragungsort der internationalen Bergführer-Skimeisterschaften. Damals konnte Armin Oehrli als OK-Präsident 502 Bergführer begrüssen und 740 Personen nahmen in der Tennishalle das Abendessen ein. Das war ...
Vor 30 Jahren, nämlich 1994, war Gstaad schon einmal Austragungsort der internationalen Bergführer-Skimeisterschaften. Damals konnte Armin Oehrli als OK-Präsident 502 Bergführer begrüssen und 740 Personen nahmen in der Tennishalle das Abendessen ein. Das war Rekord auf der ganzen Linie. Heuer ist Armin Oehrli zwar wieder im Organisationskomitee, doch nur noch als «Joker», wie er lachend erzählt. Im Interview spricht Armin Oehrli über den Bergführerberuf und erklärt, was Nicht-Bergführer an diesem Anlass auf keinen Fall verpassen sollten.
KEREM S.MAURER
Armin Oehrli, im nächsten Jahr folgt mit der 50. Ausgabe ein geschichtsträchtiger Jubiläumsanlass. Wurmt es Sie, dass heuer die 49. Ausgabe der internationalen Skimeisterschaften der Bergführer in Gstaad stattfindet und nicht das Jubiläum?
Nein, ich habe nicht das Gefühl, dass es eine Rolle spielt, ob jetzt die 49. oder die 53. Ausgabe durchgeführt wird. Wichtig ist der Anlass an sich. Dass man zusammenkommt, die alten Kollegen trifft und sich austauschen kann.
Vor 30 Jahren fand dieser Anlass schon einmal in Gstaad statt. Was bedeuten die internationalen Skimeisterschaften der Bergführer für Gstaad und die Region?
Es kommen wahrscheinlich nicht mehr annähernd so viele wie damals. Aber jene, die kommen, lernen die Region kennen. Wir haben Werbematerial von Gstaad Saanenland Tourismus, das wir den Teilnehmenden mitgeben können.
So erkennen sie, wie das Saanenland mit anderen Regionen zusammenhängt. Zudem fällt der Anlass in eine eher ruhige Zeit und wir hoffen, dass wir insgesamt 500 bis 600 Übernachtungen generieren.
Sie rechnen mit etwa 300 Teilnehmenden Bergführer:innen mit Partner:innen?
Das wären schon viele. An den letzten Rennen waren es jeweils nur noch 180 oder 220. Die Zahlen gehen stark zurück. Leider machen die Jungen nicht mehr so mit.
Was kann denn unsere Region einem erfahrenen Bergführer bieten, 4000er gibt es hier ja keine?
Nein, aber es geht zum Beispiel um die Haute Route. Klar, die berühmteste ist die Haute Route Chamonix–Zermatt. Doch wir haben die Berner Haute Route von Les Diablerets bis nach Kandersteg. Und wenn man noch eine Woche dranhängt sogar bis zum Grimselpass. Das ist eine super Tour. Nicht so bekannt wie jene im Wallis, aber zum Skifahren und hüttenmässig mindestens genauso gut.
Gibt es einen Turnus, wann welche Region die Skimeisterschaften ausführen darf?
Ja, innerhalb des Alpenraums war dies bis zur Pandemie geregelt. Die Österreicher hatten die erste Austragung durchgeführt – deshalb dürfen sie nächstes Jahr auch das Jubiläum ausführen –, danach kamen die Schweizer dran, dann die Franzosen, Italiener. Auch Deutschland hat sie viermal durchgeführt. Aber seit der Pandemie funktioniert der Turnus nicht mehr. Die letzten zwei Austragungen haben schon in der Schweiz stattgefunden. Jetzt kommt die dritte zu uns.
Warum führen Bergführer eigentlich eine Skimeisterschaft durch?
(Lacht) Just for fun, weil wirs können! Nein, weil gerade im Alpenraum das Skifahren einen grossen Teil des Bergführerberufs ausmacht. Viele sind auf Ski unterwegs, so kam man auf die Idee, sich beim Skifahren zu messen. Seit bald 20 Jahren gibt es jeweils auch eine Bergführer-Klettermeisterschaft und es gibt sogar eine Kombination mit Klettern und Skifahren.
Das wäre doch etwas für Sie?
Ja, ich habe auch schon teilgenommen. Aber da gibt es sehr wenige Teilnehmer. Zum Klettern kommen vielleicht 60, zum Skifahren etwa 180 – und nur vielleicht 25 machen beides. An der Kombination nehmen fast nur Schweizer teil.
Bereitet man sich während des Jahres auf diese Meisterschaften vor?
Nein, man bereitet sich eigentlich nicht gross darauf vor. Man arbeitet das ganze Jahr als Bergführer, kommt an den Anlass und geht an den Start. Im Teilnehmerfeld gibt es auch ehemalige Europacup- und Weltcupfahrer, die sind dann regelmässig vorne mit dabei.
Muss man sich für eine Teilnahme an diesen Meisterschaften qualifizieren?
Nein, man muss Bergführer und Mitglied bei einem Verein sein und den Beitrag bezahlen. Teilnehmende über 60 Jahre fahren einen kürzeren Riesenslalom.
Gehen Damen und Herren getrennt an den Start?
Ja, Damen und Herren sind getrennt und alle zehn Altersjahre gibt es eine eigene Kategorie. Wir machen ein Aufstiegsrennen mit Fellen an den Ski, einen Riesenslalom und einen Fun-Event.
Was hat es mit diesem Fun-Event auf sich?
Der wird heuer zum ersten Mal durchgeführt, weil viele dies lustig finden. Dieser Event ist für jene, die keine Rennen fahren, aber trotzdem dabei sein wollen. Mal schauen, ob sich jemand dafür anmeldet.
Gibt es auch so etwas wie einen Tagessieger oder eine Tagessiegerin?
Ja, natürlich. Und auch einen Sieger in der Mannschaftwertung. Die Bergführervereine treten gegeneinander an.
Kann der Sieg ins Saanenland geholt werden?
Wir haben bei den Mannschaften noch jedes Mal um die vordersten Plätze gekämpft. Kategoriensiege haben wir schon viele errungen und in den letzten Jahren holten wir jedes Mal sieben bis acht Podestplätze. Wir sind gut dabei, obschon wir wie andere Vereine auch mit einem Nachwuchsproblem kämpfen.
Was sollte ein Nicht-Teilnehmer und Nicht-Bergführer an diesem Anlass nicht verpassen?
Der Apéro am Freitagnachmittag auf dem Kapälliplatz mit dem Einmarsch –also dem Umzug – der Teilnehmenden vom Sportzentrum her ist sehr schön. Die Berner, Walliser, Bündner, Tiroler und die Südtiroler kommen ziemlich ursprünglich in ihren Bergführeruniformen daher. Auch die Italiener mit ihren Alpinihüten mit der grossen Feder dran. Aber das machen auch nicht mehr alle. Uniformen und Trachten tragen ist nicht mehr so in. Und wer will, kann am Samstag den Bergführern beim Skirennen zuschauen. Die Rennen finden bei der Cabane, Glacier 3000, statt, wenn das Wetter mitspielt.
PROGRAMM
Freitag, 26. April
Vormittag: gemeinsame Skitour Nachmittag: festlicher Umzug vom Sportzentrum zum Kapälliplatz mit musikalischer Begleitung. Anschliessend offizielle Begrüssung.
Samstag, 27. April
Die Skirennen werden im Skigebiet vom Glacier 3000 ausgetragen. Gestartet wird in den Kategorien Riesenslalom, Aufstiegsrennen, Telemark und Fun.
Krönender Abschluss der Internationalen Skimeisterschaften der Bergführer bildet der Galaabend mit Rangverkündigung im Festivalzelt.
OK-Präsident Arnold Hauswirth freut sich, dass dieser traditionelle Anlass wiederum im Saanenland stattfindet. Er sagt: «Nicht nur der sportliche Ehrgeiz an den Rennen steht im Vordergrund, sondern auch der Meinungsaustausch unter Bergprofis und vor allem auch das gemütliche Beisammensein.»
MEDIENMITTEILUNG/KMA
DAS OK
Das Organisationskomitee der 49. Internationalen Skimeisterschaften der Bergführer vom 25. bis 28. April in Gstaad:
Präsident: Arnold Hauswirth
Sponsoring, Marketing,
Ehrengaben/Preise und
Gästebetreuung: Walter Rieder und Armin Oehrli
Rennleitung, Piste, Zeitmessung: Gusti Oehrli und Ueli Grundisch
Finanzen, Anmeldungen,
Administration, Anlaufstelle für
Teilnehmende: Peter Sollberger
Bauten Infrastruktur (Apéro, Schneebar, Abend): Daniel Oehrli
KMA