Letzten Sonntag blieben die reformierten Kirchen in den Gemeinden des Obersimmentals und des Saanenlandes leer und wer die Predigt besuchen wollte, reiste nach Boltigen. Die Kirchgemeinde Boltigen hatte zum Bezirksfest des kirchlichen Bezirks Obersimmental-Saanen eingeladen. Im Anschluss ...
Letzten Sonntag blieben die reformierten Kirchen in den Gemeinden des Obersimmentals und des Saanenlandes leer und wer die Predigt besuchen wollte, reiste nach Boltigen. Die Kirchgemeinde Boltigen hatte zum Bezirksfest des kirchlichen Bezirks Obersimmental-Saanen eingeladen. Im Anschluss an den Gottesdienst in der Kirche fanden in der Mehrzweckhalle Reidenbach die Herbstversammlung der Bezirkssynode und ein gemeinsames Mittagessen statt. Die Synodalratspräsidentin Judith Pörksen Roder hielt die Predigt.
HANSUELI GAMMETER
Es dürfte allgemein bekannt sein, dass die Synode in Bern das Parlament der bernischen Landeskirche ist. Weniger bekannt ist, dass es auch auf Bezirksebene eine Synode gibt. Nach dem bernischen Kirchengesetz wird das Kirchengebiet in kirchliche Bezirke gegliedert und für jeden Bezirk besteht eine Bezirkssynode. Der kirchliche Bezirk ist verantwortlich für die Erfüllung gemeinsamer Aufgaben in der Region, fördert die regionale Zusammenarbeit und bestimmt, wer in den Synodalrat nach Bern delegiert wird. Unser Bezirk hat Anspruch auf drei Synodale.
Gottesdienst mit Judith Pörksen Roder
Pfarrerin Pörksen Roder rief in Erinnerung, dass das Jahr 2028 für die bernische Kirche ein Jubiläumsjahr sein wird: Am 7. Februar 2028 wird es genau 500 Jahre her sein, dass Bern die Reformation angenommen hat. Die Pfarrerin nahm dies zum Anlass, darüber zu predigen: Warum sind wir evangelisch-reformiert, was zeichnet unsere Kirche aus? Sie griff auf das bekannte Wort von Paulus im Römerbrief zurück, wo es heisst, wir alle seien der eine Leib von Christus und jeder Einzelne gehöre als ein Teil dazu. Jeden habe Gott mit ganz bestimmten Fähigkeiten ausgestattet, die er zum Wohl des Ganzen einzusetzen habe. Sie leitet daraus drei Aspekte ab, die unsere Kirche ausmachen: Wir sind eine demokratisch organisierte Kirche. Der Brief richtet sich an die Schwestern und Brüder, das heisst, auch die Frauen sollen eine wichtige Rolle in der Kirche einnehmen. Wir wollen eine Kirche in Bewegung sein, stets offen für Veränderung. Unsere Kirche kennt keine Hierarchien. Wir alle tragen Verantwortung, nicht nur die Pfarrer:innen (Priestertum aller Gläubigen). Nach der Predigt stellte Arno Walti seine Arbeit für den Bezirk vor. Er ist Einzel-, Paar- und Familientherapeut und leitet in einem 20-Prozent Pensum die Beratungsstelle Ehe-Partnerschaft-Familie in Zweisimmen. Zum Abschluss leisteten jede Pfarrerin und jeder Pfarrer des Obersimmentals einen Beitrag zum Fürbittegebet. Daniela Spasov sorgte an der Orgel für die festliche musikalische Begleitung des Gottesdienstes.
Versammlung der Bezirkssynode, gemeinsames Essen und gemütliches Beisammensein
In Reidenbach wurden die Gäste von der Alphorngruppe «Mittagsfluh» empfangen. Präsidentin Theresa Rieder begrüsste die Mitglieder der Bezirkssynode und die zahlreichen Gäste. Das Budget schliesst wie in den Vorjahren mit einem Defizit, für das Jahr 2026 werden es ca. 19’000 Franken sein. Bis nächstes Jahr sind noch genügend Mittel da und die Familien- und Eheberatung, die rege in Anspruch genommen wird, ist bis Ende 2026 gesichert. Weitere Ausgaben sind für die Vermittlung von Au-pair-Stellen und den heilpädagogischen KUW vorgesehen. Das Budget wurde einstimmig angenommen.
Darauf ergriff Frau Pörksen Roder das Wort und stellte die Projekte für das Jubiläumsjahr 2028 vor. Sie wurde von Florian Hitz begleitet, er ist Projektkoordinator 500 Jahre Berner Reformation. Die Projekte wurden in Zusammenarbeit mit den Kirchgemeinden entwickelt. Man ist sich einig: Das Jubiläum bietet der Kirche eine willkommene Gelegenheit, auf sich aufmerksam zu machen. Die Kirche soll als für das Zusammenleben wichtige Kraft in Erinnerung gerufen werden. Das Jubiläum soll auf allen Ebenen der Kirche gefeiert werden: in der Gemeinde, im Bezirk, im Kanton. Auch wenn kein ausgesprochenes Bedürfnis gemeldet wurde, das Jubiläum auch im digitalen Raum zu feiern, heisst das nicht, dass es dort nichts geben wird.
Wichtig ist, dass auch unsere ökumenischen Partnerinnen und Partner einbezogen werden: die römisch-katholische Kirche, die Täufer und weitere Freikirchen. Insbesondere den Täufern, die die Gebote Jesu besonders streng durchsetzen wollten und beispielsweise die Kindertaufe und den Kriegsdienst ablehnten und deshalb von der reformierten Kirche verfolgt wurden, soll eine wichtige Rolle zukommen. Die Reformation soll auch in den Schulen behandelt werden, immerhin ist es ihr Verdienst, dass die allgemeine Schulpflicht eingeführt wurde: Jeder Mensch sollte selber in der Lage sein, die Bibel zu lesen. Weiter soll es einen Film zum Thema geben.
In Zweisimmen wird es im Jahr 2028 ein weiteres Jubiläum zu feiern geben: Es wird 800 Jahre her sein, dass der Name Zweisimmen erstmals in einem Kirchenverzeichnis des Bistums Lausanne erwähnt wurde.
Bei einem feinen Mittagessen, vom Landfrauenverein Boltigen organisiert, und den Klängen der Familienmusik «Lasenberg» aus Erlenbach, feierten die Gäste bis in den Nachmittag hinein.