Seit dem Sommer 2021 besuchen Mitglieder der Klimagruppe Simme-Saane jedes Jahr das westliche Ende des Plaine-Morte-Gletschers. Anhand der bei unserem «Referenzfelsen» entstandenen Fotos, dokumentieren wir auf einfache Weise das rapide Dahinschmelzen. Bei unserem neusten ...
Seit dem Sommer 2021 besuchen Mitglieder der Klimagruppe Simme-Saane jedes Jahr das westliche Ende des Plaine-Morte-Gletschers. Anhand der bei unserem «Referenzfelsen» entstandenen Fotos, dokumentieren wir auf einfache Weise das rapide Dahinschmelzen. Bei unserem neusten Besuch am 26./27. Juli konnte man meinen, dass der Gletscher zum ersten Mal seit unseren Beobachtungen wieder etwas gewachsen ist.
Ausgangspunkt für den Besuch des Gletschers war auch dieses Jahr die SAC-Wildstrubelhütte (2788m). Die gegenwärtige Vielfalt und Menge an Bergblumen bei schönstem Wetter sorgten für eine sehr abwechslungsreiche Bergwanderung zur Hütte. Nach der Mittagspause folgte der Aufstieg weiter zur Wysshorelücke (2851m). Diese erreicht man nun auf einer neuen Route, welche vermutlich angelegt wurde, weil der direkte bisherige Pfad über das Schneefeld steinschlaggefährdet ist. Die neue Route ist zwar an vielen Orten so weit als möglich mit Ketten gesichert. Aber ohne die Hilfe und Unterstützung der anderen Teilnehmer hätte sich der Verfasser dieses Berichtes die Benutzung der neuen Route nicht zugetraut.
Die Aussicht auf den weiter unten gelegenen Glacier de la Plaine Morte (2700m) ist fantastisch! Für einen Moment lang dachte ich nicht mehr an den Rückweg zur Hütte und dass wir diese Route am nächsten Morgen noch einmal begehen mussten. Die Vorstellung, dass man sich tatsächlich mit der Planung einer Drahtseilbahn über diesen Gletscher befasst, um unter anderem dereinst zwei Skigebiete irgendwie miteinander zu verbinden, gibt zu denken.
Am nächsten Morgen dann der erneute Aufstieg zur Wysshorelücke, wieder auf der neuen Route (mit welcher ich mich unterdessen ein wenig angefreundet hatte). Es folgte der Abstieg hinunter zum Gletscher. Der Steinhügel mit unserem «Referenzfelsen» obendrauf wurde letztes Jahr wegen der Gletscherschmelze Teil des «Festlandes». Nun war der Hügel wieder eine Insel, umgeben von Schnee. Anhand der mitgebrachten Vergleichsbilder aus dem Vorjahr dürfte der Schnee je nach Ort den Gletscher noch mit ungefähr eineinhalb bis zwei Metern bedecken.
Ein guter, natürlicher Schutz, welcher sich aber während den gegenwärtig sehr warmen Sommertagen zumindest teilweise wieder in Wasser verwandelt.
Auch der sich südöstlich unweit von unserem «Referenzfelsen» im Gletscher befindende Steinhügel ist dank des vielen Neuschnees zur Abwechslung wieder einmal etwas kleiner geworden. Entlang der Spuren eines Pistenfahrzeugs konnten wir ihn gefahrlos besuchen und – oben angelangt – das einzigartige 360-Grad-Gletscherpanorama bewundern.
Mit Jean Julien Wimmer war ein junger Bauingenieur mit dabei. Dank ihm sind beim diesjährigen Besuch zwei neue «Steinmandli» in Gletschernähe entstanden. Eines markiert unseren «Referenzfelsen», das zweite, grössere einen schönen Aussichtspunkt.
In Anbetracht der vielen Überschwemmungen und Felsstürze im Tessin, Graubünden und Wallis und dank des vielen Neuschnees im vergangenen Winter ist die Gletscherschmelze etwas in Vergessenheit geraten. Es sieht diesbezüglich zur Zeit ein ganz wenig besser aus. Wir werden nächstes Jahr den Glacier de la Plaine Morte wieder besuchen und sehen, wie gut es ihm geht.
KLIMAGRUPPE SIMME-SAANE/WERNER KOBI