Die preisgekrönte Kuh Stella benötigt die Hilfe einer Kuh-Psychologin
17.03.2025 KulturLachen, Schmunzeln und wohlklingender Jodelgesang: In Lauenen bot der Konzert- und Theaterabend einmal mehr beste Unterhaltung. Die Schauspielgruppe um Fabienne Reichenbach sorgte mit dem Einakter «En Chueh zum Verliebe» für zahlreiche Lacher, während das Chörli ...
Lachen, Schmunzeln und wohlklingender Jodelgesang: In Lauenen bot der Konzert- und Theaterabend einmal mehr beste Unterhaltung. Die Schauspielgruppe um Fabienne Reichenbach sorgte mit dem Einakter «En Chueh zum Verliebe» für zahlreiche Lacher, während das Chörli Lauenen unter der Leitung von Erika Reichenbach das Publikum mit traditionellen Jodelstücken begeisterte.
EUGEN DORNBIERER-HAUSWIRTH
Am vergangenen Samstag hiess es in Lauenen einmal mehr Vorhang auf für einen Konzert- und Theaterabend. Kathrin Bohren, Präsidentin des Chörli Lauenen, begrüsste in der Merzweckhalle mit witzigen Worten das sehr zahlreich erschienene Premierenpublikum. Fabienne Reichenbach präsentierte mit ihrer spielfreudigen Schauspielergruppe den pointenreichen Einakter «En Chueh zum Verliebe» von Lukas Bühler. Das Chörli Lauenen begeisterte die Zuhörenden mit sorgfältig erarbeitetem und wohlklingendem Jodelgesang. Die Leiterin des Chörli, Erika Reichenbach, dachte nach der flotten Zugabe wohl: «Wer sprechen kann, kann auch singen», rief sie doch den Männern im Publikum zu: «Ihr seid bei uns herzlich willkommen.»
Pointenreicher Schwank in einem Akt
Willkommen auf dem Erlenhof. Auf der rechten Seite des Anwesens befindet sich das Haus, links steht der Stall. In diesem muht eine Kuh heftig. Wildes Getrampel ist deutlich hörbar. Die Kuh Stella, die an der Viehschau den ersten Preis gewonnen hat, ist nicht zu beruhigen. Weder ein warmes Kirschenkissen, noch ins Futter eingestreute Löwenzahnblätter oder liebevolle Streicheleinheiten bringen der Top-Kuh Linderung. Stella bockt, was das Zeug hält. Das Verhalten Stellas kommt der Bäuerin Anni sehr ungelegen, denn sie will ihre Kuh zu einem guten Preis verkaufen. Auch Hildi, die Magd, hat bedenken, dass der Viehhändler die Kuh, die derzeit spinnt, kaufen wird. Weil alle Hausmittelchen wirkungslos sind, bestellt Anni kurzerhand eine Kuh-Psychologin auf den Hof. Und das Theater nimmt seinen Lauf…
«Dorfe, tanze, ässe»
Das Publikum hatte viel zu lachen und zu schmunzeln. Niemand wollte nach dem letzten Vorhang nach Hause gehen. Bei rassiger Tanzmusik der «Ländlerfründe Walopsee» und kulinarischen Köstlichkeiten aus der Theaterküche liess man den unterhaltsamen Abend ausklingen.
BÄUERIN ANNI (MANUELA ANNEN)
- Erinnert an die Bäuerin auf dem «Glunggehof» aus den Gotthelf-Verfilmungen «Ueli der Knecht».
- Dezidiertes Auftreten, umsichtig, hat fast alles im Griff.
- Geht ruhig und bedächtig am Stock, braucht diesen auch mal, um dem Knecht oder der Magd einen unmissverständlichen Wink zu geben.
MAGD HILDI (SANDRA REICHENBACH)
- Blüht in ihrer Rolle vollends auf. Sie freut sich auf ein Blind Date, ist so tief verliebt, dass sie bei diesen Gedanken ins Zittern kommt.
- Es schaudert sie nicht vor Angst, son- dern vor purer Vorfreude auf den
Mann, den sie gar nicht kennt.
- Sie spielt sehr gefühlsbetont, charismatisch und mit humorvoller Power.
KNECHT ISIDOR (MATHIAS TRACHSEL)
- Hat immer Flausen im Kopf, neckt die Magd und bleibt auch sonst niemandem eine Antwort schuldig.
- Die dandyhafte Art, das jugendliche Temperament spielt er köstlich.
- Ist er verliebt in die Magd, obwohl er sich über sie lustig macht.
VIEHHÄNDLER KURT (FERDI ZIEGLER)
- Ist von ganz anderem Schrot und Korn als der dandyhafte Datamensch.
- Er weiss, was er will. Lässt sich nicht in eine Rolle pressen.
- Begegnet der Bäuerin freundlich und geschäftstüchtig.
- Er ist begeistert von der schönen Kuh und bietet der Bäuerin gar 200 Franken mehr als abgemacht.
BLIND DATE HANSPETER (ROLF REICHENBACH)
- Eher schüchtern und weltfremd wirkend taucht er im Erlenhof auf.
- Versteckt hinter seinem Blumenstrauss stottert er daher, was er möchte.
- Er verzweifelt daran, mit der Kuhpsychologin verwechselt zu werden.
- Schnaps, das war sein letztes Wort – dann trugen ihn die Englein fort.
- Später, im Ungleichgewicht, begegnet er seinem «Dataziel».
PSYCHOLOGIN SOMMERHALDER (KATRIN LAMON)
- Überzeugt mit ihrem welschen Charme.
- Ihre akademischen Worte klingen fremd in den Ohren des Knechtes und der Magd.
- Sie erklärt, analysiert und will das Beste für die arme Kuh.
- Ihr welscher Akzent, den sie sich als waschechte Lauenerin kurzfristig aneignete, ist sehr bemerkenswert.
FRAGEN AN SCHAUSPIELERIN KATRIN LAMON
Sie sind in die Rolle der Kuhflüsterin geschlüpft.
Ja, zu Beginn wusste ich nicht so recht, was ich da soll und wie ich das darstellen kann. Aber auf einmal fand ich den Dreh. Und auf der Bühne geht es einfacher, als wenn man nur die Texte liest
Wie kamen Sie zurecht mit der Psychologensprache?
(Lacht) Eigentlich wusste ich selbst nicht, was ich da sage, ich verstehe doch diese Fachausdrücke auch nicht.
Ist es schwierig, sich den welschen Dialekt anzuzeigen?
Ich war ein halbes Jahr im Welschen und Lamon ist ein Geschlecht aus dem französischen Teil des Kantons Wallis. Weil ich eine französischsprechende Freundin habe, ist mir der welsche Sound nicht fremd.
Werden Sie in den kommenden Vorstellungen etwas ändern?
Ich möchte nicht viel ändern, vielleicht dies und jenes noch lustiger zum Ausdruck bringen.Wenn die Leute lachen, gibt man sich noch mehr Mühe, «s’Chalb» zu machen.
FRAGEN AN SCHAUSPIELER MATHIAS TRACHSEL
Sie «theäterlen» im dritten Jahr. Welche Rollen spielten Sie?
(Denkt nach und schmunzelt) Solche, in denen man den «Löl» macht.
Gefällt Ihnen die Rolle als Knecht?
Ja, die gefällt mir gut. Das Geplänkel mit der Magd mag ich.
Haben Sie improvisiert oder sich stets ans Drehbuch gehalten?
Vielleicht da und dort etwas abgeändert und selber hinzugedichtet.
Was werden Sie in den kommenden Vorstellungen anders machen?
Vielleicht noch einen schauspielerischen Zacken zulegen.
FRAGEN AN SOUFFLEUR KURT REICHENBACH
Wie oft waren Sie schon Souffleur?
Schon einige Jahre. Nach einer Pause stieg ich jetzt wieder in den Souffleurkasten.
Was ist das Besondere als Souffleur?
Ja, da muss man dauernd präsent sein, definitiv! Man ist der Einzige, der den Text nicht vergessen beziehungsweise aus den Augen verlieren darf. Deshalb bin ich auch bei den Leseproben dabei.
Müssen Sie oft eingreifen und zuflüstern?
Im Durchschnitt muss ich zwei- bis dreimal helfen. Oft bleiben die Schauspieler:innen bei den gleichen Texten hängen. Ich kenne diese und achte besonders auf diese Stellen, um sofort eingreifen zu können. Meistens klappt es so. Die Schauspieler:innen kennen ihre «Stolpersteine» und üben entsprechend zu Hause.
Studieren Sie das Drehbuch?
Natürlich, ich lese es durch, damit ich weiss, was da passieren wird. Weil die Drehbücher meistens in Dialekt geschrieben sind, müssen die Texte in unseren Dialekt umgeschrieben werden. Fremde Dialekte tönen in Lauenen eher weniger klangvoll, oder? (schmunzelt)