Mit Besen, Stein und Stoppuhr
10.03.2025 SportNeben mentaler und körperlicher Stärke, einem guten «Gschpüri» und hinreichenden Kommunikationsfähigkeiten braucht es im Curling drei Sportgeräte: Curlingstein, Besen und Stoppuhr.
KEREM S. MAURER
Der Curlingstein – ...
Neben mentaler und körperlicher Stärke, einem guten «Gschpüri» und hinreichenden Kommunikationsfähigkeiten braucht es im Curling drei Sportgeräte: Curlingstein, Besen und Stoppuhr.
KEREM S. MAURER
Der Curlingstein – Herkunft
«Ailsa Graig Blue Hone» und «Ailsa Craig Common Green» heissen die Granitarten, die am häufigsten für die Herstellung von Curlingsteinen verwendet werden. «Ailsa Craig», was auf Deutsch soviel wie Elizabeths Felsen bedeutet, ist der Name einer unbewohnten Insel, die rund 16 Kilometer vor der schottischen Westküste liegt. Der etwas weichere «Common Green» wird als Mantel genutzt, während der «Blue Hone» mit der grösseren Dichte als Kern und Lauffläche dient. An seiner mächtigsten Stelle bleibt der Stein allerdings rau, damit die Steine in Bewegung geraten, wenn sie sich auf dem Eis berühren.
Der Curlingstein – Grösse und Gewicht
Ein Curlingstein wiegt knapp 20 Kilogramm, hat einen Durchmesser von nicht ganz 30 Zentimetern und ist dreizehn Zentimeter hoch. An der Unterund der Oberseite weist er eine Wölbung auf, um den Kontakt auf dem Eis zu minimieren und damit der Griff angeschraubt werden kann. Ein Curlingstein muss regelmässig gepflegt werden, damit er stabil übers Eis gleitet und nicht unnötig bremst.
Der Curlingstein – Lebensdauer
Ein Curlingstein hat eine hohe Lebensdauer, so wurden jene der Curlinghalle Gstaad seit deren Eröffnung 2006 vor Kurzem zum ersten Mal ersetzt. Stefan Karnusian vom Curling Club Gstaad, der als OK-Präsident für die Curling Mixed Doubles Schweizermeisterschaft amtete, weiss: «Ein Curlingstein kostet rund 800 Franken. Der reine Wert der Steine in der Curlinghalle Gstaad beläuft sich auf rund 70’000 Franken.»
Und was ist im Umgang mit einem Curlingstein besonders wichtig? Dazu noch einmal Stefan Karnusian: «Es ist absolut verboten, den Stein hochzuheben! Sollte er herunterfallen, zerstört er das Eis.»
Ist schon einmal ein Stein auf dem Eis zerbrochen?
Neal Schwenter, OK-Mitglied und selbst begeisterter Curler, erinnert sich: «Ich habe ein einziges Mal erlebt, dass ein Stein während eines Wettkampfs zerbrochen ist.» Für Stefan Karnusian ist das schwer vorstellbar, er erzählt: «Wir haben einmal zwei Curlingsteine absichtlich mit voller Wucht gegeneinander prallen lassen. Denen ist gar nichts passiert!»
Steine bleiben in der Halle
Curlingsteine werden, wenn sie nicht im Einsatz stehen, auf dem Eis geparkt und dürfen die Halle nicht verlassen. Denn, wenn ein Stein eine höhere Temperatur als das Eis aufweist, könnte er, während er im Haus liegt, Dellen im Eis verursachen. Der Stein bleibt also in der Halle und auf dem Eis, damit er immer die gleiche Temperatur hat, wie das Eis auf dem er gespielt wird.
Der Besen – auch zum Reinigen
Hätten Sie es geahnt?
Der Besen beim Curling war ursprünglich tatsächlich dafür da, das Eis für den Stein von Schnee, Laub und Steinen zu befreien. «Früher, als man Curling noch auf Natureisbahnen spielte, war dies ein wichtiger Punkt», sagt Stefan Karnusian.
Vom Reiniger zum Bahn-Beeinflusser
Mit der Zeit hat sich die Rolle des Besens verändert. Heute wird vor den Curlingsteinen gewischt, was das Zeug hält, obschon die Eisbahn, Rink genannt, heute perfekt präpariert ist. Neal Schwenter: «Durch das Wischen auf dem Eis wird durch Reibungswärme ein hauchdünner Wasserfilm erzeugt, auf dem der Stein besser vorwärts kommt.» Dadurch werden die Länge (also, wie weit der Stein gleitet), oder die Kurvenradien vergrössert, oder die Rotationsgeschwindigkeit des Steins verstärkt.
Bringt die Wischerei wirklich etwas?
«Die bringt sogar sehr viel», sagt Stefan Karnusian. Es gab Zeiten, in denen die Besen so konstruiert waren, dass die Beeinflussung des Curlingsteins viel zu gross wurde. «Etwas übertrieben gesagt, war es möglich, den Stein einen Zickzack-Kurs laufen zu lassen.» Das Resultat waren viele Überraschungssieger und der Verlust des Reizes am Sport. Folglich wurden die Besen standardisiert. Heute muss jedes Team an einem Wettkampf die gleichen Besen benutzen.
Besen – Beschaffenheit
Die heutigen Curlingbesen bestehen aus Carbon, die Borsten sind aus synthetischen Materialien wie Polyester oder Nylon. Darüber wird ein sogenannter Besenbezug gestülpt. Die Form ist oval und sie sind so beschaffen, dass sie die Bahn des Steins nicht mehr allzu sehr beeinflussen können.
Stoppuhr
Der Curlingstein muss hinter der ersten roten Linie (Hogline) abgegeben werden und hinter der zweiten Hogline zum Stehen kommen. Der Skip misst die Zeit, welche der Stein braucht, um die Distanz zwischen den beiden Hoglines zu überwinden. Dies gibt ihm Aufschluss darüber, wie schnell das Eis ist. Der Wischer dagegen misst die Zeit zwischen der Backline und der Hogline, um zu eruieren, ob der Stein zu lang oder zu kurz ist, und entsprechend, ob die Länge des Steins durch Wischen vergrössert werden muss.