Damenpodest in brasilianischer Hand und Herrenpodium mit Überraschungen

  12.07.2022 Sport

Am Swatch Beach Pro Gstaad holen sich die Weltmeisterinnen Duda/ Ana Patricia aus Brasilien den Sieg. Bei den Herren triumphieren, getragen vom Publikum, die Chilenen Marco und Esteban Grimalt. Chile stand nie zuvor im Final des Gstaader Turniers. Insgesamt zog das Turnier 25000 Besuchende nach Gstaad.

JENNY STERCHI
Gegen die Brasilianerinnen war auch in diesem Jahr kein Kraut gewachsen.

Weltmeisterinnen triumphieren auch in Gstaad
Neu formiert kämpften sich Eduarda «Duda» Santos Lisboa und Ana Patricia Silva Ramos zum Sieg. Bereits im letzten Jahr triumphierte «Duda» an der Seite ihrer damaligen Partnerin Agatha. In diesem Jahr holte sie sich Ana Patricia an ihre Seite. Gemeinsam krönten sie sich bereits im Juni in Rom mit dem Weltmeistertitel. In Gstaad setzten sie sich wieder an die Spitze, obschon sie von Carol Solberg und Bárbara Seixas gefordert wurden.

Nach einem ersten Gewinnsatz schien für das Duo Duda/Ana Patricia der zweite Satz schon fast gewonnen. Carol/Bàrbara jedoch drehten das Resultat in buchstäblich letzter Minute und hielten ihre Siegchancen intakt. Im dritten und entscheidenden Satz jedoch packten Duda/Ana Patricia alles aus. Mit drei energiegeladenen Service-Assen in Folge, bei denen der Laie um keinen Preis die Arme hingehalten hätte, erkämpften sie sich den ersten Matchball. Nachdem dieser von Carol/Bàrbara abgewehrt wurde, verwandelten sie den zweiten und bejubelten ihren Sieg. «Gegen unsere Trainingspartnerinnen zu spielen, ist nicht ganz einfach. Aber ein Sieg gegen ein starkes brasilianisches Team ist immer wertvoll», erklärte Ana Patricia noch auf dem Centercourt.

Australierinnen mit Fernwehbonus
Im Spiel um Bronze ging es ebenso knapp zu und her. Den Australierinnen Taliqua Clancy und Mariafe Artacho del Solar glückte der Start. Der erste Satz ging mit 22:20 an sie. Ihre Gegnerinnen, die Lettinnen Tina Graudina und Anastasija Kravcenoka, machten jedoch keine Geschenke. Mit einem gewonnenen zweiten Satz (24:22) erzwangen sie den dritten Satz. Bereits im letzten Jahr auf Rang 4 platziert, wollten die Damen aus Lettland in diesem Jahr unbedingt aufs Podest. Doch die Damen aus «Downunder» liessen sich den Podestplatz nicht mehr nehmen und entschieden, lautstark von der Zuschauermenge bejubelt, den dritten Satz klar mit 15:9 für sich. Ein historischer Erfolg, denn genau vor 20 Jahren standen mit Natalie Cook und Kerri Potharst zuletzt australische Athletinnen auf dem Gstaader Podest.

Mal ein anderes Herrenpodest
Nachdem sich die amtierenden Weltmeister und Publikumslieblinge Anders Mol und Christian SØrum vor den Finalrunden aus gesundheitlichen Gründen aus dem Gstaader Turnier zurückgezogen hatten, war der Raum für Überraschungen offen.

Esteban und Marco Grimalt, Cousins und seit 2011 Spielpartner, aus Chile holten sich zum ersten Mal in der Turniergeschichte den Sieg. Schon die Paarung für den Final hatte Premierencharakter. Nie zuvor spielten Teams aus Tschechien und Chile im Endspiel in Gstaad.

Vor voll besetzten Tribünen boten Perusic/Schweiner aus Tschechien und Grimalt/Grimalt aus Chile Beachvolleyball der Extraklasse. Dynamisches Spiel, spannende Rallys und sportliches Fairplay begeisterten die Zuschauermassen.

Den ersten Satz entschieden die Cousins aus Chile 21:19 für sich. Die Herren aus Tschechien wehrten sich eindrücklich, doch mit kontinuierlich starken Services und Angriffsbällen sorgten die Chilenen für den Zweisatzsieg. «Es ist wunderschön, dass wir nach der Verletzung von Esteban wieder so stark aufspielen können. Gstaad ist einfach das schönste Turnier der Welt, es gibt nirgends bessere Stimmung», sagte Marco Grimalt im Siegerinterview. Angesprochen auf die gewonnene Kuhglocke, freute sich der Chilene: «Das passt gut. Wir leben auf einer Ranch. Wir haben immer wieder mit Kuhglocken zu tun.»

Das Bronzespiel war gefüllt mit Emotionen auf allen Seiten. Das Publikum begeisterte sich für beide Seiten im Duell zwischen Bruno Schmidt/Saymon aus Brasilien und Varenhorst/van de Velde aus den Niederlanden. Einige umstrittene Schiedsrichterentscheide, die in einer Strafe gegen Saymon gipfelten, versetzten nicht nur das brasilianische Team, sondern auch das Publikum in Aufruhr. Für die Herren aus Südamerika wirkte es wie ein Katalysator und sie gewannen den ersten Satz daraufhin mit 22:20 denkbar knapp. Den zweiten Durchgang entschieden Varenhorst/van de Velde mit 21:16 deutlich für sich.

Im dritten Satz gab es nach einer Knieverletzung von Saymon und einer dramatischen Diskussion um das Medical Time-Out die Entscheidung. Die Niederländer behielten die Nerven und gewannen den Satz 15:12.

Das überarbeitete Reglement sah neben Anpassungen beim Medical Time-Out auch die Abschaffung des Videobeweises «Hawk Eye» vor.

Ein Mixed Turnier mit Unterhaltungswert
Neben Ex-Beachvolleyballern, Promis und Sportpersönlichkeiten konnten sich im Lauf der Turnierwoche auch Gäste am Stand von Swiss Volley mit ihrer Schlagkraft für das erste Swatch Mixed Turnier qualifizieren.

Claudia Laciga, Beachvolleyballtrainerin und Ehefrau von Ex-Profispieler Martin Laciga holte sich zusammen mit Mattey Ceni, dem Turnierbesucher mit der meisten Kraft am Ball, den Sieg in der ersten Ausgabe des Swatch Mixed Turnier in Gstaad. Auf der Suche nach einer Spielpartnerin für Ex-Beachvolleyballer Nico Beeler qualifizierte sich Nina Uhlmann aus Unterseen für den Zuschauerstartplatz. Sie hat laut eigenen Angaben noch nie Beachvolleyball gespielt, Volleyball an sich spiele sie jedoch regelmässig. Beide standen dem Team Laciga/Ceni im Final gegenüber. Und sowohl Uhlmanns als auch Cenis Fähigkeiten im Sand verblüfften.

Das Finalspiel füllte die Pause auf dem Centercourt aus, die zwischen den Halbfinal- und Finalmatches der Damen entstanden. Es war ein Beachvolleyballfest, vielleicht nicht gerade auf höchstem technischem Niveau, aber dennoch sehenswert, amüsant und mit Unterstützung der spontanen Ballkinder ein echter Hingucker.

In den Halbfinalrunden standen sich Schweizer Beachvolleyballgrössen wie Paul Laciga, Mirco Gerson und Laura Caluori gegenüber. Snowboarder Pat Burgener griff ebenfalls ins unterhaltsame Turniergeschehen ein.

Im Sand konnte er nicht überzeugen, dafür umso mehr am Abend auf der Bühne im Beach Village. Neben seinen sportlichen Leistungen besticht er auch als Singer/Songwriter. Er begleitete sich mit Gitarre und Mundharmonika und bescherte den zahlreichen Besuchern einen gemütlichen Sommerabend.

Und einmal bei den Musikern angekommen, war auch Marius Baer in Gstaad zu Gast. Er, der im Mai am Eurovision Song Contest die Schweiz vertreten hat, präsentierte am Samstag im «Gstaadion» seine ganz eigene Variation des Schweizerpsalms.

Danach ist davor
Der Sand ist schon beinahe wieder abtransportiert, die Beach-Shirts hängen bereits gewaschen auf der Wäscheleine und die 46 OK-Mitglieder sind zurück bei ihrer Arbeit oder auf dem Weg in die Ferien. Turnierdirektor Ruedi Kunz jedenfalls hat gut Lachen, denn die Zuschauerzahlen, das Wetter und der unermüdliche Einsatz der 500 Helferinnen und Helfer liessen das 22. Swatch Beach Pro Gstaad zu einem weiteren unvergesslichen Turniererlebnis werden.

 


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