Von der Strasse aus gesehen war das «gelbe Haus» eher unscheinbar – von Farbe oder Schriften war nichts erkennbar. Nur die Paradiesdarstellung am Dachhimmel liess vermuten, dass unter der Farbschicht noch weitere Malereien und Schriften verborgen sein könnten.
...
Von der Strasse aus gesehen war das «gelbe Haus» eher unscheinbar – von Farbe oder Schriften war nichts erkennbar. Nur die Paradiesdarstellung am Dachhimmel liess vermuten, dass unter der Farbschicht noch weitere Malereien und Schriften verborgen sein könnten.
Wohlhabende Bauherren
Das Haus wurde sehr wahrscheinlich Anfang der 1740er-Jahre gebaut. «Das Bauholz lässt sich auf einen Holzschlag zwischen 1737 und 1740 datieren», erklärt Benz Hauswirth. Bauherr war Johannes Würsten (1704 bis 1785). Sein Vater Hans Würsten war Färbermeister. «Das war damals ein florierendes Gewerbe», so Benz Hauswirth. Viele der am Haus verwendeten Farben wurden in der Farb am Kauflisbach produziert.
Mitte der 1750er-Jahre liess Johannes Würsten den Anbau auf der rechten Seite des Hauses erstellen. «Er wurde als Stöckli bezeichnet oder als ‹Behausungle›», so Hauswirth. Johannes und seine Ehefrau Maria Perreten wohnten bis zu ihrem Lebensende darin.
Johannes Würsten war ein Grossbauer, er besass das «Heimet» in Saanen, weitere Liegenschaften in der Gruben, in der Oey und im Chalberhöni. Auch mehrere «Berge» (Alpen) gehörten zu seinem Besitz. Als wohlhabende Person bekleidete er zudem wichtige politische Ämter. Er war unter anderem einer von 100 Ausschützern (Mitglied der Landsgemeinde) sowie Baumeister (das entspricht heute etwa dem Liegenschaftsverwalter) für die ganze Landschaft Saanen. Die Pfarrhäuser lagen in seinem Aufgabenbereich, ebenfalls die Landhäuser, die Schulhäuser usw.
Auch seine Frau Maria stammte aus einer wohlhabenden Familie.
1780 trat Johannes Würsten einen Teil seiner Liegenschaften ab, nach seinem Tod 1785 erfolgte die Teilung seines Nachlasses. Das Stöckli ging an die älteste Tochter Maria-Magdalena Würsten, verheiratete Wehren. Deren Tochter heiratete Ulrich Matti – auch er stammte aus wohlhabendem Haus, sein Vater war Kastlan. Später ging das Haus an die Familie von Grünigen und schliesslich an seinen heutigen Besitzer Hans-Rudolf Baumberger.
ANITA MOSER
Die Buchstaben konnten zu ca. 70 Prozent rekonstruiert werden:
Zeile: Hoffend auf Gottes Gnad und (…) Sagen haben Susanne Schmid
Johannes und Maria Perreten/diese Wohnung hiehar thun erstellen
Zeile: Johannes von Sibenthal war Zimmermeister / geselle vo (…) geband sagen schoene ihre gebauwen am (…) Jahr / GOTT behütet uns gen
Zeile: Johannes Anno (…) Wachthmeister jede (…) und Ja/(……)/ Ehebar zu leben mögers lassen
Dokumentation Fischer & Partner AG, Restauratoren, Bern