Das Projekt Speichersee kommt zur Mitwirkung
09.02.2023 TourismusDie Bergbahnen Destination Gstaad AG (BDG) möchte auf dem Hornberg einen grösseren Speichersee realisieren, der bisherige wird zugeschüttet. Kommende Woche startet die Mitwirkungsauflage.
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«Diese Wintersaison hat gezeigt, dass wir auf ...
Die Bergbahnen Destination Gstaad AG (BDG) möchte auf dem Hornberg einen grösseren Speichersee realisieren, der bisherige wird zugeschüttet. Kommende Woche startet die Mitwirkungsauflage.
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«Diese Wintersaison hat gezeigt, dass wir auf eine bessere, effizientere Beschneiung angewiesen sind. Dies können wir nur durch einen grösseren Speichersee gewährleisten», erklärt Matthias In-Albon, Geschäftsführer der Bergbahnen Destination Gstaad AG (BDG). Das Fassungsvermögen des heutigen Speichersees auf dem Hornberg bringt diverse Schwierigkeiten mit sich, weshalb die BDG an schneearmen oder von Wetterkapriolen geprägten Wintern wie diesem an ihre Grenzen gelangte. Die Bergbahnen wollen deshalb mit einer schlagkräftigeren Beschneiung zukünftig mehr Schneesicherheit und damit auch mehr Planungssicherheit erlangen.
Der Status quo
Der heutige Speichersee auf dem Hornberg fasst 34’000 Kubik Wasser. Mit dem heutigen Fassungsvermögen wird der See bis zu zehnmal komplett umgewälzt, das bedeutet: Der Speichersee wird während einer Wintersaison insgesamt zehn Mal gefüllt und entleert. Zudem überschneidet sich oftmals der ideale Zeitpunkt fürs Füllen des Sees mit dem des Niederschlags von natürlichem Schnee. In der Folge müssen Strassen geräumt und gesalzen werden: Die Schneehaufen – angereichert mit Dreck und Salz – schütten die Schneeräumungsmaschinen in die umliegenden Flüsse, deren Wasser so nicht zur Beschneiung verwendet werden kann. Die BDG muss deshalb abwarten, bis sauberes Wasser nachfliesst. Dabei verstreicht wertvolle Zeit und das Zeitfenster zum Beschneien kann sich sogar schliessen, wenn die Temperaturen steigen und die Luftfeuchtigkeit zunimmt. «Und auch wenn wir direkt Wasser hochpumpen, löst dies unser Problem nicht. Denn durch den Pumpvorgang erwärmt sich das Wasser um mehrere Grad, folglich müssen wir es im Speichersee zum Abkühlen stehen lassen. Dabei verlieren wir ebenfalls wertvolle Zeit», erklärt Jannik Sager, Leiter Projekte und Infrastrukturen bei der BDG.
Eine weitere Schwierigkeit: die Strompreise. Aufgrund der Energiekrise waren die BDG mit finanziellen Herausforderungen konfrontiert. Zeitweise lag der Preis bei 70 Rappen pro Kilowattstunde. «Es ergab sich ein neues Zeitfenster, auf welches wir achten mussten: Genau dann Wasser hochpumpen, wenn die Strompreise tief waren», erklärt der Geschäftsführer. Mit einem grösseren Speichervolumen könne der See – wenn genügend Wasser in der Saane fliesst – zu günstigeren Tarifen gefüllt werden.
Die neuen Möglichkeiten
In einem grösseren Speichersee sieht die BDG deshalb die Lösung: Das neue Fassungsvermögen von 178’000 Kubik ermöglicht laut den Verantwortlichen eine komplette Erstbeschneiung des gesamten Sektors Ost vor der Saison, dies ohne zusätzliche Pumpleistungen. «Eine Unterlage aus Kunstschnee überlebt eine ganze Saison, folglich können wir die Schneesicherheit gewährleisten», erläutert In-Albon. Zusätzliche 20’000 bis 30’000 Kubik Regenwasser der Gebäude auf dem Hornberg will die BDG in einem Retentionsbecken sammeln.
Neben den neuen technischen Möglichkeiten und der prognostizierten Wertschöpfung haben sich die Bergbahnen auch ästhetische und ökologische Ziele gesetzt. Während der bestehende Speichersee zugeschüttet wird, soll der neue, grössere See und das Retentionsbecken naturnah in die Landschaft eingefügt werden. «Der Speichersee soll einem natürlichen Bergsee ähneln. In Zusammenarbeit mit Landschaftsarchitekten haben wir beispielsweise die Ufergestaltung der vorliegenden Topografie angepasst», erklärt Jannik Sager. In einem Umlageverfahren sollen die Grasnarben nach dem Aushub und Bau des Speichersees wiederverwendet werden. Mit Blick in die Zukunft solle der Speichersee nicht nur Wanderer einen schönen Anblick bieten, sondern auch der Alpwirtschaft dienen. «Vergangenen Sommer kämpften die Sömmerungsbetriebe vermehrt mit Wasserknappheit. Der Speichersee könnte dabei Abhilfe schaffen», so Sager.
Der Zeitplan
Die Bergbahnen rechnen mit Kosten von zehn Millionen Franken, vom ersten Vorprojekt bis hin zu Realisierung und Fertigstellung, wie Geschäftsführer In-Albon angibt. «Der Speichersee ist das Herzstück des Skigebietes und notwendig für den Bau der neuen Horneggli-Bergbahn. Denn eine Top-Infrastruktur braucht eine entsprechende Beschneiung. Die Wichtigkeit des Projekts rechtfertigt deshalb die hohen Kosten.» Am Dienstag, 14. Februar startet die Mitwirkungsauflage von 30 Tagen. Die Publikation wird im amtlichen Anzeiger veröffentlicht. Im 2023 will die BDG den Mitwirkungsbericht anfertigen, der durch die kantonalen Behörden geprüft wird, um anschliessend die Überbauungsordnung und das Baugesuch öffentlich aufzulegen. Wenn alles nach Plan läuft, sollen die Bagger am 1. Mai 2024 auf dem Hornberg mit dem Aushub beginnen, der Speichersee soll während des Sommers gebaut werden.