Das Wandern ist des Saaners Lust
29.09.2025 RegionWandern ist, gefolgt vom Biken, die Lieblingsbeschäftigung von Einheimischen und Gästen. Damit die Wanderwege ihre hohe Qualität behalten, betreiben die Gemeinden seit vielen Jahren einen grossen Aufwand. Seit drei Jahren unterstützt Gstaad Saanenland Tourismus die ...
Wandern ist, gefolgt vom Biken, die Lieblingsbeschäftigung von Einheimischen und Gästen. Damit die Wanderwege ihre hohe Qualität behalten, betreiben die Gemeinden seit vielen Jahren einen grossen Aufwand. Seit drei Jahren unterstützt Gstaad Saanenland Tourismus die Gemeinden mit einer sogenannten «Trail Crew»
KEREM S. MAURER
Würde man alle Wanderwege der Schweiz aneinanderhängen, entstünde laut Wanderwege Schweiz, dem Dachverband für das Wandern, ein Weg mit einer Länge von rund 65’000 Kilometern. Das ist mehr als eineinhalbmal rund um die ganze Welt, am Äquator gemessen. Auf diesem Weg wandern jährlich vier Millionen Schweizer:innen. Das ist bei mittlerweile neun Millionen Einwohnenden fast die Hälfte der Bevölkerung. Mehr als 300 Kilometer – plus 60 Kilometer Grünwege – liegen in der Destination Gstaad und auch hier ist das Wandern die Lieblingssportart von Einheimischen und Gästen während des Sommerhalbjahrs. Gefolgt vom Biken. Damit das Wandern in der Genussdestination ein Genuss ist und bleibt, wird ein grosser Aufwand betrieben. Doch wer sorgt eigentlich dafür, dass die Wanderwege «bi üns obna» so gut im Schuss sind?
Gegenseitige Unterstützung
Grundsätzlich sind Unterhalt, Ausbau und Absicherung von Wanderwegen Aufgaben der Gemeinden, auf deren Gebieten die Wege liegen. Zuständig sind die jeweiligen Wegmeister mit ihren Teams. Auch Gstaad Saanenland Tourismus (GST) ist sich dieser bedeutenden Arbeit der Gemeinden bewusst. Und jetzt kommt die sogenannte «Trail Crew» des GST ins Spiel. Der Punkt ist nämlich, dass GST nach eigenen Aussagen eine «gleichbleibend hohe Qualität» des Wegnetzes für Wanderer und Biker in der ganzen Region für Gäste und Einheimische sicherstellen will – auch über die Gemeindegrenzen hinaus. Und weiter erläutert Philipp Becker, Leiter Infrastrukturen bei der Gemeinde Saanen: «Die Unterhaltsarbeiten im Wegnetz haben zugenommen und hinsichtlich neu zu erstellender Biketrails am Horneggli, will sich GST neues Know-how in Sachen Wegbau erarbeiten.» Um diese beiden Punkte quasi auf einen Schlag zu verbessern, wurde die Trail Crew ins Leben gerufen. Sie besteht seit mittlerweile drei Jahren.
Kapazität ergänzt Erfahrung
«Die Trail Crew besteht aus zwei Mitarbeitenden von Gstaad Saanenland Tourismus, die zusammen mit den Wegmeistern der Gemeinde Saanen gewisse Arbeiten im Wegunterhalt ausführen», sagt Flurin Riedi und Philipp Becker präzisiert: «Die Gemeinde kauft die Leistungen bei GST ein. In dem Sinne laufen die beiden Gruppen nebeneinander unter der Federführung der Gemeinde.» Während die Gemeinde ihre langjährige Erfahrung einbringt, liefert GST zusätzliche Ressourcen. Diese Zusammenarbeit funktioniere über weite Strecken sehr gut, betont Philipp Becker und Flurin Riedi unterstreicht: «Dieses Zusammenspiel hat sich bewährt.»
Gsteig, Lauenen und Zweisimmen sind (noch) nicht dabei
In Gsteig, Lauenen und Zweisimmen ist diese Zusammenarbeit allerdings noch nicht so weit. Kari Graa, Liegenschaftsverwalter der Gemeinde Gsteig, teilt auf Anfrage mit: «Wir haben eine private Firma engagiert, die sich seit zwei Jahren um den Unterhalt und den Bau von Wanderwegen kümmert. Punkto Wanderwege arbeiten wir nicht mit dem GST zusammen.» Ähnlich klingt es aus Lauenen. Brigitte Klenk, Ressort Verkehr (und Ressort Bildung a.i.), sagt es so: «Die Gemeinde Lauenen unterhält ihre Wanderwege selbst. Bis jetzt gab es noch keine gemeinsamen Projekte mit der Trail Crew des GST.» Auch in Zweisimmen wird das Wegnetz laut Simon Feuz, Leiter Infrastrukturen in der Gemeinde Zweisimmen, nach wie vor durch die dortigen Wegmeister unterhalten, eine Zusammenarbeit mit dem GST gebe es nicht. In Zweisimmen sei jedoch der Biketrail auf dem Rinderberg reaktiviert worden, doch diese Arbeiten seien mit der Bergbahnen Destination Gstaad AG (BDG) koordiniert worden, sagt er, und: «Mich hat bis jetzt niemand für eine Zusammenarbeit angefragt.»
Zusammenarbeit soll ausgebaut werden
Dieses Modell soll – wenn es nach Flurin Riedi geht – mit Überzeugung weitergeführt und bei Bedarf schrittweise auch auf die anderen Gemeinden der Destination Gstaad ausgeweitet werden. «Dies nicht zuletzt mit dem Ziel, GST als das Kompetenzzentrum Mountainbike für die gesamte Region weiter aufzubauen und zu etablieren», so Riedi. Wie sich die Trail Crew in den nächsten Jahren entwickeln werde, sei nicht zuletzt auch von allfälligen Investitionen im Mountainbikebereich abhängig. Allerdings scheint klar zu sein, dass die Anforderungen an ein attraktives Wegnetz für Wanderer und Biker zugenommen haben. Und diesen wollen sich die Gemeinden und Gstaad Saanenland Tourismus gemeinsam annehmen – nicht zuletzt auch deshalb, weil die entsprechende Entwicklung als wichtiges Ziel in der Tourismusstrategie 2025+ definiert wurde.
BUNDESGESETZ SCHÜTZT WANDERWEGE
Wanderwege sind vom wachsenden Nutzungsdruck durch Umzonung, Wohnungsbau, Verkehr und Landwirtschaft betroffen. Oder sie werden aufgrund von Naturereignissen aufgehoben. Ursprünglich mit einer natürlichen Oberfläche versehen, werden sie zunehmend mit Asphalt- oder Betonbelägen versiegelt. Damit verlieren sie ihren Erholungswert. Das Bundesgesetz über Fuss- und Wanderwege (FWG) schützt die Wege davor, mit Hartbelag versehen, stark befahren oder ganz aufgehoben zu werden. Laut Artikel 7 FWG muss unter Berücksichtigung der örtlichen Verhältnisse für angemessenen Ersatz gesorgt werden. Kompromisslösungen sind im begründeten Fall möglich. Diese Ersatzpflicht ist oft herausfordernd, denn es gilt die Ansprüche von Grundeigentümern, Bauern, Naturschutzverbänden, Verkehrsbetrieben, den Kantonen, Gemeinden und weiteren Interessenverbänden zu berücksichtigen. Bei Diskussionen unterstützt eine Vollzugshilfe, die vom Bundesamt für Strassen Astra und den Schweizer Wanderwegen erarbeitet wurde.
KMA