Pro Natura hat den Iltis zum Tier des Jahres erkoren. Auf der Roten Liste ist er als «verletzlich» eingestuft. Im Oberland aber weniger aufgrund des fehlenden natürlichen Wegnetzes, sondern eher aufgrund der immer spärlicheren warmen Rückzugsorte im Winter. ...
Pro Natura hat den Iltis zum Tier des Jahres erkoren. Auf der Roten Liste ist er als «verletzlich» eingestuft. Im Oberland aber weniger aufgrund des fehlenden natürlichen Wegnetzes, sondern eher aufgrund der immer spärlicheren warmen Rückzugsorte im Winter.
Der Iltis (Mustela putorius) ist von Pro Natura zum Tier des Jahres 2024 erkoren worden. Auf der Suche nach seiner Beute streift der heimliche Nomade nachts durch die Landschaft. Dazu braucht er den Schutz von Hecken, Gräben und Bächen – ein natürliches Wegnetz, das grösstenteils zerstört wurde. Damit sich der auf der Roten Liste als «verletzlich» eingestufte Iltis in der Schweiz erholen kann, braucht es ein schweizweites Netz der Natur, schreibt Pro Natura in einer Medienmitteilung.
Weniger Überwinterungsplätze im Oberland
Im Oberland sei das gedeckte Wegnetz weniger ein Problem, erklärte Biologe Darius Weber gegenüber Radio BeO. Hier seien es eher die fehlenden Überwinterungsplätze. Weil der Iltis ein vergleichsweise dünnes Fell habe, sei er auf warme Orte angewiesen. Diese habe er früher vor allem in den verteilten Häuschen mit Heu oder Stroh gefunden. Aber auch diese würden immer seltener.
Kaum aufzuspüren
Gemäss Pro Natura ist der Iltis zwar als «verletzlich» eingestuft, aber doch noch recht weit verbreitet. Einfach zu finden ist er laut Biologe Darius Weber trotzdem nicht. Dieser hat sich schon in seiner Dissertation 1987 mit dem Iltis in der Schweiz befasst. In seinem natürlichen Lebensraum habe er ihn noch nie entdeckt. «Lebendige Iltisse habe ich nur gesehen, wenn wir sie zur Besenderung eingefangen haben. Ein intensives Erlebnis, da die Tiere, wenn sie sich in Gefahr wähnen, ein übel riechendes Sekret absondern», lässt er sich in der Medienmitteilung zitieren.
Dünneres Fell als seine Verwandten
Nebst dem Geruch unterscheiden noch andere Merkmale den Iltis von seinen nahen Verwandten Marder und Hermelin: «Sein Fell ist bis auf die weisse Schnauze und die weissen Ohrränder dunkelbraun, jedoch so dünn, dass die Unterwolle gelblich durchschimmert», erklärt Weber. Wegen seiner spärlichen Behaarung – die ihn immerhin vor intensiver Bejagung bewahrt hat – reduziert der Iltis seine Aktivität im Winter stark und zieht sich dafür gern in alte Ställe oder Scheunen zurück.
Das Tier des Jahres heisst im Saanenland anders
Der Iltis sei früher im Saanenland recht häufig vorgekommen. Davon zeuge auch sein regionaler Eigenname. Dort wurde der Iltis «Putel» genannt, was wohl dem französischen «Putois» entspringt, erklärt Weber gegenüber Radio BeO. Der französische Name wiederum leitet sich vom lateinischen Namen Mustela putorius ab. Putorius bedeutet etwa «stinken» oder «übel riechen». Der Iltis riecht, wenn in die Enge getrieben, einem Stinktier ähnlich, unangenehm übel. Daraus leiten sich die meisten seiner Namen in europäischen Sprachen ab, etwa das englische «polecat» (von «foul»), das niederländische «Stinkmarter», das italienische «puzzola» (von «puzzo», Gestank) oder eben das Saanenländische «Putel». Auch das deutsche «Iltis» dürfte vom proto-indoeuropäischen «*uis» (Gestank) herleiten.
PD/SWO