Die Destination ist besser auf Wintersaison vorbereitet
05.12.2022 TourismusDie wichtigsten Leistungsträger für einen funktionierenden Wintertourismus sind bereit für die Saison. Wir haben nachgefragt, weshalb sie besser vorbereitet sind als vor einem Jahr, als die Pandemie die Planung erschwerte, und welche Herausforderungen vor dem Saisonstart ...
Die wichtigsten Leistungsträger für einen funktionierenden Wintertourismus sind bereit für die Saison. Wir haben nachgefragt, weshalb sie besser vorbereitet sind als vor einem Jahr, als die Pandemie die Planung erschwerte, und welche Herausforderungen vor dem Saisonstart noch zu meistern sind.
NICOLAS GEISSBÜHLER
Die drei offiziellen Skischulen des Saanenlandes sind sich einig: Sie sind bereit für den Winter, alle warten nur noch auf ordentlich Schnee. Die BDG ist ebenfalls auf Kurs, auch wenn sie sich aktuell noch in der Zwischensaison befindet. Betreffend Personalvakanzen konnte die BDG die meisten Stellen besetzen: «Wenige Stellen sind noch vakant und erfordern eine gewisse Flexibilität. Aber wir sind zur Zeit so gut aufgestellt, dass wir das ohne Probleme meistern werden», so Matthias In-Albon, Geschäftsführer der BDG, auf Anfrage. In den letzten beiden Wintern war die Planungssicherheit wegen Corona weniger gegeben: «Nach einem schwierigen letzten Winter haben wir dieses Jahr bewusst früher rekrutiert und einen stärkeren Fokus auf die Rekrutierung gelegt. Das hat sich bewährt.»
«Wohl nie genug Leute»
Die Schneesportschulen sind ebenfalls gut vorbereitet, auch wenn sie immer noch mehr Skilehrer einstellen könnten, sagte Michael Zimmermann, Skischulleiter der Skischule Gstaad, gegenüber dieser Zeitung. «Wir haben sicher genug Leute, um den Normalbetrieb sicherzustellen, doch für die Hochsaison könnten wir durchaus noch mehr gebrauchen. Da kann man eigentlich nie genug haben.» Dabei sei ihm aber die Qualität der Skilehrer:innen wichtiger als die Quantität, somit sei er zufrieden mit dem aktuellen Stand. Alle konnten viel aus den vergangenen zwei Saisons, die unter den Zeichen der Pandemie standen, lernen und sind dank diesen Erfahrungen bereit. Die Vorfreude auf einen «normalen» Winter ist gross. So erklärt das Alpinzentrum, dass es dank einem erfahrenen und eingespielten Team sehr gut vorbereitet ist: «Wir sind bereit und freuen uns auf die kommende Saison.»
Dem schliesst sich auch Fabrice Thormann, Skischulleiter von Snowsports Saanenland, an: «Wir sind bereit für die Saison. Wir konnten etwa zehn Prozent neue Skilehrerinnen und Skilehrer verpflichten und sind dadurch gut ausgestattet.»
Und in der Hotellerie?
Eine Hauptsaison ohne aufgestellte Rezeptionistin, umsichtiges Servicepersonal oder kreative Köche ist undenkbar. Christof Huber, Präsident des Hoteliervereins Gstaad-Saanenland, bestätigt aber, dass auch die Situation in der Hotellerie positiv aussieht: «Es gibt noch einige offene Stellen in der Hotellerie der Region, was eigentlich so kurz vor der Saison unüblich ist. Doch ich weiss durch den Austausch mit meinen Kollegen, dass die meisten Schlüsselstellen besetzt sind und auch sonst nur noch wenige Stellen zu besetzen sind. Dies ist auch dadurch zu erklären, dass wir viele treue, langjährige Mitarbeiter haben. So wird der Fachkräftemangel bei uns glücklicherweise etwas abgefedert.» Das Rekrutieren von qualifiziertem Personal werde dennoch zusehends schwieriger.
Stromknappheit macht dagegen manchen Sorgen
Andere Herausforderungen wie die bevorstehende Stromknappheit machen den Skischulen keine Sorgen. Michael Zimmermann von der Skischule Gstaad rechnet eher mit Einschränkungen wegen Stromknappheit gegen Ende Saison, falls überhaupt: «Wenn beispielsweise einzelne Anlagen eine Woche früher geschlossen werden als geplant, so können wir gut mit dem umgehen, wir sind da flexibel.» Auch Fabrice Thormann sagt, dass man gerade in den letzten beiden Wintern gelernt habe, flexibel mit unvorhergesehenen Änderungen umzugehen.
Die Hotels der Region führen laut Christof Huber seit längerer Zeit Gespräche, wie man am besten Strom einsparen kann, um möglichst nicht in eine Mangellage zu geraten. «Notfallpläne bestehen, doch bedeuteten diese, dass wir nicht betriebsrelevante Teile der Hotels zurückfahren müssen. Dies gilt es unbedingt zu verhindern, denn Einschränkungen sind schliesslich für alle negativ», so Huber. Zu den nicht betriebsrelevanten Teilen würden beispielsweise Wellnessbereiche zählen.
Auch für die BDG ist das Thema Strom von zentraler Bedeutung. Laut Einschätzungen des Bundes ist die Stromversorgungssicherheit nicht gravierend gefährdet, es könnte trotzdem Engpässe geben, vor allem gegen Ende Winter. «Bei den Bergbahnen erreicht der Stromverbrauch bereits im Dezember seinen Höhepunkt. In dieser Phase legen die Bergbahnen die Grundbeschneiung für den Winter und starten mit dem Betrieb. Danach sinkt der Verbrauch wieder deutlich», erklärt In-Albon. Gemäss der BDG konnte der Stromverbrauch in den vergangenen Jahren dank Effizienzmassnahmen signifikant optimiert werden. In-Albon fügt aber an: «Es braucht gerade jetzt weiter Bewegung – zum Beispiel die Nutzung von Abwärme, Fotovoltaik, Geo- oder Solarthermie und Speichertechnologien. Aber auch Lawinenverbauungen an Südhängen eignen sich hervorragend für ertragsstarke Solarkraftwerke».
Gästebuchungen wieder auf normalem Niveau
Sowohl alle Skischulen, wie auch der Hotelierverein bestätigten auf Anfrage, dass sich die Gästebuchungen wieder auf einem normalen Niveau befinden – also wie vor der Pandemie. Die Hotels und Skischulen sind bereits gut gebucht. Von der prognostizierten Rezession sei momentan nicht viel zu spüren, meint Christof Huber vom Hotellerieverein. Dies könne sich aber jederzeit ändern und beispielsweise die Sommersaison tangieren.
Die Mischung machts
Gemäss Skischulleiter Michael Zimmermann ist es wichtig, dass man beim Personal einen guten Mix findet: «Wir sind darauf angewiesen, dass wir neben den Einheimischen auch Personen mit Ferienwohnungen einstellen und so nur für einige wenige Skilehrerinnen und Skilehrer eine Unterkunft bereitstellen müssen. Denn diese sind schwer zu finden.» Er erzählt weiter, dass dies keineswegs nur ein Problem der Saanenlandes oder der Schweiz sei, sondern im gesamten Alpenraum die gleiche Problematik anzutreffen sei. Auch Fabrice Thormann sieht sich damit konfrontiert. Ihm sei es als Skischulleiter wichtig gewesen, Unterkünfte für seine Skilehrer:innen zu finden, dass diese sich nicht selbst darum kümmern müssen. «Wenn man nicht hier oben wohnt oder sich frühzeitig mit der Wohnungssuche auseinander setzt, ist es kompliziert, eine Wohnung zu finden», so Thormann.