«Die Flagge ist ein grosses Plus»

  03.08.2022 Lauenen

Traditionsgemäss findet anlässlich der 1.-August-Feier in Lauenen jeweils die Jungbürgerfeier statt. Neun junge, mündige Menschen wurden aufgefordert, ihre demokratischen Pflichten auszuüben. Eine Festansprache gab es nicht.

KEREM S. MAURER
«Sie sind jetzt mündig, stimm- und wahlberechtigt. Wir freuen uns darüber und bitten Sie, Ihre neuen Rechte zu nutzen», sagte Lauenens Gemeindepräsidentin Ruth Oehrli zu den acht anwesenden Jungbürgerinnen und Jungbürgern. Nur eine konnte aus terminlichen Gründen nicht an der Feier teilnehmen. Unsere Demokratie stütze sich auf Bürgerinnen und Bürger, die bereit seien, sich mit den öffentlichen Fragen der Gegenwart und der Zukunft auseinanderzusetzen, schliesslich bedeute Freiheit auch, Verantwortung zu tragen, heisst es sinngemäss im Jungbürgerbrief. So fragten sich die jungen Leute auch, was es denn bedeute, Schweizer Bürger zu sein. «Keine Ahnung, aber die Flagge ist ein grosses Plus», antwortete ein Jungbürger humorvoll. Die Festgemeinde lachte und applaudierte, die Stimmung war gelöst. Dann wurden die jungen Leute ernst. Einer fand, dass sich die Schweizerinnen und Schweizer wieder vermehrt auf ihre Errungenschaften besinnen sollten und forderte mehr Nationalstolz.

Eine offizielle Ansprache zum Schweizer Nationalfeiertag gab es in diesem Jahr in Lauenen nicht. Wie die Dorforganisation Lauenen auf Anfrage mitteilt, war der vor der Pandemie angefragte Festredner dieses Jahr kurzfristig verhindert und ein Ersatz konnte in der verbleibenden Zeit nicht mehr gefunden werden.

Blatterli war gestrichen
Neben der Jungbürgerfeier darf der Lampionumzug der Kinder mit den vorabschreitenden Treichlern als weiteren Höhepunkt bezeichnet werden. Bei schönem Sommerabendwetter starteten die Umzugsteilnehmenden auf dem Geltenhornplatz, marschierten bis zum Altersheim Sunnebühl und wieder zurück. Auf das Blatterli ging man in diesem Jahr nicht. Das Feuerverbot des Kantons untersagte das Abbrennen von Feuern im Wald und in Waldesnähe. Auch auf Feuerwerk musste verzichtet werden. Folglich entschied die Dorforganisation, sämtliche Feierlichkeiten auf dem Geltenhornplatz abzuhalten. Die Feier war sehr gut besucht, einheimische und Gäste trafen aufeinander und vermischten sich in der Festwirtschaft. «Sprechen Sie deutsch?», fragte eine Dame ihre Tischnachbarn. Als diese bejahten, erklärte die Dame, sie würde gerne Menschen aus der Ukraine kennenlernen. Nein, antworteten die Gäste, von so weit her seien sie nicht gekommen, auch wenn sie das erste Mal in Lauenen an der 1.-August-Feier teilnahmen.

Ja, die fromme Seele ahnt ...
Und was wäre eine 1.-August-Feier ohne das Singen der Nationalhymne? In der Festwirtschaft auf dem Geltenhornplatz wurden alle vier Strophen gesungen, die Texte dazu lagen als Computerausdrucke auf den Festtischen bereit. Wer kein Spickzettel ergattern konnte, half sich digital mit dem Smartphone aus. Der Jodlerklub Lauenen, der die Festlichkeiten musikalisch umrahmte, gab den Ton an. Dennoch war das Gesangsvolumen bescheiden, um nicht zu sagen mager. Da kritisiert man doch gerne die Fussballspieler der Schweizer Nati, die beim Singen der Nationalhymne vor dem Beginn eines Länderspiels den Mund nicht aufkriegen und unterstellt ihnen, nicht einmal den Text der Hymne zu kennen, also wirklich! Da ahnt die fromme Seele, dass man selber mindestens genau so textunsicher ist.


NEUN JUNGBÜRGER:INNEN IN

Amely Reichen, Michel «Cedric» Brand, Melanie Brand, Sandra Perreten, Ueli Perreten, Nadine Reichenbach, Nadja Trachsel, Sandra Trachsel (abwesend) und Sonja Trachsel.


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