Grosse Ehre und tiefe Freude
12.08.2025 LauenenNach drei Jahren ohne fixe Pfarrperson hat Lauenen wieder eine Pfarrerin. Carola Watts wurde ohne Gegenstimme mit herzlichem Applaus auf unbestimmte Zeit ins Amt gewählt.
KEREM S. MAURER
«Wir sind es nicht gewohnt, so viele Stimmberechtigte an einer ...
Nach drei Jahren ohne fixe Pfarrperson hat Lauenen wieder eine Pfarrerin. Carola Watts wurde ohne Gegenstimme mit herzlichem Applaus auf unbestimmte Zeit ins Amt gewählt.
KEREM S. MAURER
«Wir sind es nicht gewohnt, so viele Stimmberechtigte an einer Kirchgemeindeversammlung zu begrüssen», sagte Stephan Addor, Präsident des Kirchgemeinderats von Lauenen, anlässlich der ausserordentlichen Kirchgemeindeversammlung vom Sonntag. 36 Stimmberechtigte besuchten erst die Predigt von Pfarrerin Carola Watts und wohnten danach der offiziellen Kirchgemeindeversammlung bei. Haupttraktandum – und ausschlaggebend für das grosse Interesse – war die Wahl von Pfarrerin Carola Watts. Daneben wurde das Protokoll der letztjährigen Versammlung verlesen und Kirchgemeinderat Erwin Annen informierte über den Stand des Pfarrhausumbaus. «Interessierte können im Anschluss an die heutige Versammlung die Wohnung besichtigen, die Bauarbeiten sind abgeschlossen», sagte er.
Sie kam und ist geblieben
Pfarrerin Carola Watts stammt ursprünglich aus Baar im Kanton Zug. Nach etlichen Berufsjahren an der Kaufmännischen Berufsschule in Zug und Zürich, wo die heute 56-Jährige die Fächer Wirtschaft und Recht unterrichtete, entschied sie sich im Jahr 2018, ihrem Leben eine neue Richtung zu geben und absolvierte an der Universität Zürich das Theologiestudium.
Als Stellvertreterin für Pfarrerin Marianne Kellenberger kam Carola Watts nach Saanen und entschied sich im Anschluss, in der Kirchgemeinde Lauenen – die seit drei Jahren ohne fixe Pfarrperson auskommen musste – eine sechsmonatige Verweserschaft anzutreten. Diese begann am 15. Februar und endet am kommenden Freitag, 15. August. «Eigentlich sind wir im Frühling zusammengekommen, um ein Stelleninserat für die Pfarrstelle in Lauenen auszuarbeiten», erklärte Stephan Addor, dabei habe auch Carola Watts geholfen. Im Verlauf dieser Gespräche habe Carola Watts Interesse an der Pfarrstelle gezeigt, was den Kirchgemeinderat sehr gefreut habe. Man habe ein Päckchen geschnürt, das sowohl die Ansprüche der Kirchgemeinde Lauenen als auch die Wünsche von Carola Watts berücksichtige, so Addor. Letztlich habe man sich auf ein Stellenpensum von 65 Prozent geeinigt. Pfarrerin Carola Watts wurde ohne Gegenstimme und mit viel Applaus in ihr neues Amt gewählt. Sie wird dieses nach Ferien und Weiterbildungen am 1. Oktober auf unbestimmte Zeit antreten.
Die Kirche Lauenen lebt
«Es ist mir eine grosse Ehre und eine tiefe Freude, dass ich in dieser wunderschönen Gemeinde bleiben und wirken darf», sagte die sichtlich berührte, frisch gewählte Pfarrerin nach der Wahl. Sie freue sich auf viele Begegnungen mit den Menschen, auf das Gemeinsam-unterwegs-Sein – nicht nur an fröhlichen Festen sondern auch in schwierigen Zeiten. Watts betonte, dass eine Kirche von Beziehungen zu Gott, zu den Menschen untereinander und zu der ganzen Welt lebe. «Diese Beziehungen will ich mit Ihnen leben, gestalten und vertiefen», sagte sie und sprach allen, die in der Kirchgemeinde Lauenen während der Abwesenheit einer fixen Pfarrperson geholfen haben, ihren Dank aus. Die letzten Jahre ohne Pfarrperson seien kräftezehrend gewesen, aber: «Wir haben es geschafft und können heute sagen: Die Kirchgemeinde Lauenen ist am Leben!»
Fünf Fragen an Pfarrerin Carola Watts
INTERVIEW: KEREM S. MAURER
Carola Watts, welchen Bezug zur Region Obersimmental-Saanenland haben Sie?
Wir haben schon seit längerer Zeit ein Ferienhaus in Zweisimmen. Ich habe mich von Beginn weg in die Schönheit dieser Gegend verliebt. Mein Mann und ich haben uns entschieden, Anfang dieses Jahres fix nach Zweisimmen zu ziehen.
Sie haben erst vor einigen Jahren den Weg als Pfarrerin eingeschlagen?
Stimmt. Bevor ich Pfarrerin wurde, war ich als Juristin in einem weltlichen Beruf unterwegs. Seit einigen Jahren gibt es die Möglichkeit eines Quereinstiegs in den Pfarrberuf. Diesen Weg habe ich 2018 eingeschlagen.
Spielen Sie mit dem Gedanken, nach Lauenen umzuziehen?
Nein. Wir haben unser Eigenheim in Zweisimmen. Hier in Lauenen habe ich ein Amtszimmer mit sehr guten Möglichkeiten, wo ich arbeiten, Menschen empfangen und Gespräche führen kann. Das passt sehr gut.
Ein Wort zu Ihrem neuen Wirkungsort?
Ich durfte während der letzten sechs Monate hier viele unterschiedliche Menschen kennenlernen, die mir gegenüber sehr offen und guten Willens sind. Ich bin zuversichtlich, dass ich hier gut wirken kann und ich freue mich, eine Pfarrerin für alle Lauenerinnen und Lauener zu sein.
Gefällt es Ihnen in Lauenen?
Oh ja, sehr! Ich habe mich vom Fleck weg in diesen Ort und in diese Kirche verliebt. Mir wurde schnell klar, dass ich hier bleiben und für die Menschen da sein will. Als ich den Kirchgemeinderat bei der Ausarbeitung der Stellenausschreibung unterstützt habe, dachte ich, ich wäre ja blöd, wenn ich mich nicht auf diese Stelle bewerben würde!