Die Wassersituation beschäftigt die Hüttenwarte zunehmend

  21.07.2022 Natur

Der Winter war schneearm und die Temperaturen sind seit dem Frühling am Steigen. Die Wassersituation ist bei den regionalen SAC-Berghütten zurzeit nicht prekär, doch sorgt sie bei manchen Hüttenwarten für Sorgenfalten.

JOCELYNE PAGE
«SAC-Hütten droht Schliessung wegen Wassermangel», titelte kürzlich die «Sonntagszeitung». Als Beispiel nahm sie die Britanniahütte in Saas-Fee, die laut Hüttenwart Dario Andenmatten einer der trockensten Sommer der letzten Jahrzehnte gegenübersteht. Schneearmer Winter, versiegende Wasserfassungen, ausbleibender Regen, seit Frühling warme und immer weitersteigende Temperaturen: Die Berghütten müssen sich kurz- und mittelfristig mit der Sicherstellung der Wasserversorgung auseinandersetzen. Die Frage stellt sich: Wie sieht es mit den SAC-Hütten in der Region aus?

Quelle beliefert Grubenberghütte
Der SAC-Sektion Oldenhorn gehören zwei Hütten: die Grubenberghütte und die Geltenhütte. Erstere liegt auf 1840 Metern über Meer, am Fuss der Gastlosen-Kette. Die Problematik Wasserversorgung sei zurzeit kein Thema, sagt die Hüttenverantwortliche Deborah Reber auf Anfrage: «Da die Grubenberghütte nicht so hoch oben liegt, sind wir auch nicht auf Schmelz- beziehungsweise Gletscherwasser angewiesen.» Sie beziehe aus diversen Quellen Wasser und habe deshalb genügend Wasser. Während der Sommermonate komme das Pumpwasser aus Abländschen hinzu, welches für den Alpbetrieb benötigt werde.

Geltenhütte sensibilisiert schon heute
Auch die Geltenhütte oberhalb des Lauenensees auf 2002 Metern über Meer befinde sich zurzeit in keiner prekären Lage, wie die Hüttenwartin Susanne Brand auf Anfrage erzählt, die gemeinsam mit Helen Weber die Berghütte führt. Das Wasser werde aus einer Quelle bezogen, die bisher genügend Ressourcen liefern könne; erfahrungsgemäss werde die Versorgung erst gegen Herbst kritischer. Im Moment sei Duschen trotzdem nicht möglich, dies aus Energiegründen. «Normalerweise beziehen wir den Strom vom Wasserkraftwerk. Dieses befindet sich jedoch in Revision», erklärt Brand. Sie greift deshalb auf ein Notstromaggregat und Solarenergie zurück.

Wildhornhütte benötigt mehr Regen
Die Hüttenwarte Monika und David Schmid stehen einer ernsteren Lage gegenüber: Wenn es nicht bald regnet, wird es knapp in der Wildhornhütte oberhalb des Iffigensees auf 2303 Metern über Meer. Die Problematik: Sie hat keinen direkten Wasserzufluss mehr, da sich der Tungelgletscher in den letzten Jahren zurückgebildet hat und der dazugehörige Gletschersee plötzlich unterirdisch abgeflossen ist, wie David Schmid erklärt: «Wohin das Wasser fliesst, ist unklar. Man müsste das Seewasser einfärben, um dies herauszufinden.» Das Wirtepaar schöpft zurzeit Wasser aus einer alten Fassung, die aus der Zeit stammt, als die Berghütte erstellt wurde. Anfang Woche musste es allerdings auf die Wasservorräte zurückgreifen, konnte aber dank dem Regen wieder zum Normalbetrieb umschalten. Trotzdem habe der Niederschlag nicht genügend Wasser gebracht, damit sich die Situation entschärfe, erklärt Monika Schmid.

Die Wasservorräte der Wildhornhütte bestünden aus zwei Zisternen, die jeweils 12’000 und 16’000 Kubikliter Wasser fassten, erklärt David Schmid. Allerdings dürfe man nur die Hälfte des Tanks herauspumpen, sagt Schmid. «Die Zisternen befinden sich in den Gletschermoränen, die sich ständig bewegen. Würden wir das komplette Wasser abzapfen, laufen wir Gefahr, dass der Tank zerdrückt wird, weil der Druck durch die Moräne zu gross ist.» Es brauche deshalb unbedingt Regen, damit immer genügend Wasser in den Zisternen vorhanden sei.

Sparmassnahmen werden akzeptiert
An einem Tag mit Vollbetrieb rechnet Schmid mit einem Wasserverbrauch von rund 1000 Litern. Sobald auf das Wasser in den Zisternen zurückgegriffen werden muss, werde bei der Hälfte der Wasserhähne das Wasser abgedreht, die Stosshähne würden noch zur Verfügung stehen. «Und diese laufen nur, solange man sie drückt, damit nur das Minimum an Wasser fliesst, beispielsweise beim Zähneputzen», so Schmid.

Wie die Hüttenwarte von der Geltenhütte als auch von der Wildhornhütte angeben, haben sie bisher eine grosse Akzeptanz von den Gästen erhalten, wenn es um Sparmassnahmen geht. Trotzdem gebe es darunter den einen und die andere, die reklamieren, doch mittels Aufklärung sei der Unmut bald verflogen. «Auch wenn wir genügend Wasser haben, versuchen wir schon heute, die Gäste für den respektvollen Umgang mit den Ressourcen zu sensibilisieren», sagt Susanne Brand von der Geltenhütte. Dabei sei wichtig, den Fokus nicht allein auf das Wasser zu richten, sondern auch auf den Stromverbrauch oder die Müllentsorgung. «Für uns ist es selbstverständlich, dass jeder seinen eigenen Abfall wieder ins Tal hinunterträgt.»

Bisher rechnet keiner damit, den Betrieb der Berghütten aufgrund von Wassermangel früher einstellen zu müssen. «Wir nehmen es, wie es kommt», sagt David Schmid von der Wildhornhütte. Sollte es tatsächlich knapp werden, sei er entschieden gegen Wasserlieferungen per Helikopter. «Wir können nicht ständig nach Strategien suchen, um CO2-neutral zu werden, und am Ende belasten wir die Umwelt mit einer Fluglieferung Wasser zu unserer Hütte.»


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