Dreharbeiten in der Kapelle Gstaad
21.07.2025 KulturPiraten, eine gestohlene Krone, Hochzeit – und das mitten in Gstaad: Die englische Autorin aus Château-d’Oex, Alisa McCarthy, dreht gemeinsam mit ihrer Familie einen Independent-Film. Eine zentrale Szene entstand in der Kapelle St. Niklaus.
...Piraten, eine gestohlene Krone, Hochzeit – und das mitten in Gstaad: Die englische Autorin aus Château-d’Oex, Alisa McCarthy, dreht gemeinsam mit ihrer Familie einen Independent-Film. Eine zentrale Szene entstand in der Kapelle St. Niklaus.
«Es ist ein Familienprojekt und auch ein Familienfilm»
Wer letzte Woche in Gstaad flanierte, konnte sich fühlen wie in einem Film. Und das nicht nur wegen der malerischen Kulisse, sondern auch, weil vor der Kapelle St. Niklaus plötzlich Piraten, Bohemiens und königliche Figuren auftauchten. Verantwortlich dafür: die junge Autorin und Schauspielerin Alisa McCarthy, die diesen Monat einen unabhängigen Film dreht. Sie nahm sich Zeit für ein Interview.
INTERVIEW: JONATHAN SCHOPFER
Alisa McCarthy, Sie drehen einen Film. Worum geht es darin?
Der Film «Oceanna bay» erzählt die Geschichte von zwei Inseln – mit Piraten, einer königlichen Familie und einer Gruppe von Bohemiens. Wir wollten bewusst einen Inselfilm in der bergigen Schweiz drehen.
Die Hauptfigur ist Mandy – ein junges Mädchen, das einst selbst zu den Piraten gehörte. Sie trägt schwer an den emotionalen Folgen ihrer Flucht von den Piraten. Die Handlung beginnt mit einem gestohlenen Kronjuwel, das unbedingt gefunden werden muss.
Und was drehen Sie in Gstaad?
Eine Hochzeit! Bei dieser Hochzeit wird Mandy enttarnt – die Leute glauben, sie stecke hinter dem Diebstahl.
Warum wählten Sie Gstaad als Drehort?
Wir kommen ganz aus der Nähe, aus Château-d’Oex. Also wollten wir für die Hochzeitsszene einen Ort, der gut erreichbar ist. Die Kapelle in Gstaad ist wunderschön hell – perfekt für die Atmosphäre der Bohemiens, die in der Geschichte für Leichtigkeit und Kreativität stehen. Ausserdem leben wir schon lange in der Region, haben gute Kontakte hier und lieben diesen Ort. Gstaad ist schon mein Happy Place.
Wer hat die Geschichte geschrieben?
Meine Mutter und ich. Es ist ein Familienprojekt und auch ein Familienfilm.
Wie wird der Film produziert?
Ganz unabhängig. Wir drehen den ganzen Juli über.
Kommt dieser Film in die Kinos?
Zuerst müssen wir ihn bei Swiss Films registrieren lassen. Das heisst, dass der Film gewissen qualitativen Standards entsprechen muss, damit er aufgenommen wird. Wenn das gelingt, möchten wir ihn an eine Streaming-Plattform verkaufen. Aber der erste Schritt ist: einen wirklich guten Film machen.
Ist das Ihr erstes Filmprojekt?
In dieser Grössenordnung – ja. Meine Eltern produzierten bereits eine 24-teilige Kinderserie mit Puppen, die unter anderem in den USA und Neuseeland ausgestrahlt wurde.
Gab es Hürden für dieses Filmprojekt?
Sehr viele. Einer der grössten Schritte war das Set-up aller notwendigen Plattformen – Website, Casting-Agentur usw. Um zum Beispiel über eine Casting-Plattform Schauspielerinnen und Schauspieler buchen zu können, mussten wir als Agentur registriert sein. Das war aufwendig, aber wichtig. Die meisten unserer Darsteller kommen aus der Schweiz, aber auch aus dem Vereinigten Königreich, Irland oder auch Deutschland. Wir wollten bewusst eine europäische, multikulturelle Mischung – aber auf Englisch, da der englischsprachige Markt sehr gross ist.
DREI FRAGEN AN BRENDAN MCCARTHY
Brendan McCarthy ist Produzent des Films und Vater von Alisa McCarthy.
INTERVIEW: JONATHAN SCHOPFER
Gab es für den Film ein Crowdfunding?
Nein, wir haben alles selbst finanziert. Es ist ein Gemeinschaftsprojekt aus Freundeskreis, Familie und persönlichem Engagement.
Hatten Sie mit so viel Unterstützung gerechnet?
Wir hatten keine Ahnung, dass sich so viele Menschen beteiligen würden. Es ist wirklich berührend zu sehen, wie viele freiwillig helfen, einfach aus Liebe zur Kunst.
Wer sind die freiwilligen Helferinnen und Helfer?
Viele kommen aus dem persönlichen Umfeld. Einige sind Mitglieder von Kirchen, andere kennen wir aus Musik- oder Theaterprojekten. Letzte Nacht kamen sieben Frauen, Freundinnen einer Schauspielerin, einfach so in die Kapelle und halfen mit, sie mit Blumen zu dekorieren. Wir machen das nicht wegen des Geldes, sondern weil wir etwas Schönes schaffen wollen. Wenn man sieht, wie viele Menschen sich dafür begeistern, dann weiss ich, dass es sich gelohnt hat.