Durchgeknallter Jazz in Zweisimmen

  06.05.2022 Kultur

«Hildegard Lernt Fliegen» gastierte in der katholische Kirche von Zweisimmen. Mal wieder so ein Konzert, wo man sich im Voraus nicht entscheiden konnte: «Gehe ich da hin oder bleibe ich daheim in der warmen Stube?»

Ein Vorsondieren auf YouTube brachte auch keine Lösung. Die Fragmente, die man dort sah oder hörte, waren ziemlich wirr und haben vielleicht sogar einige davon abgehalten, das Konzert zu besuchen.

Um die 80 mutige Jazzfreundinnen und -freunde wagten den Schritt in die Kirche und bekamen dafür ein Konzert der Superlative geboten. Diesmal wurde, auf Bitte der Band, auf eine Bühne verzichtet, was die Musiker auf Augenhöhe mit ihren Zuhörerinnen und Zuhörern brachte. Der schwarze Hintergrundvorhang und die vom Lichttechniker Pascal Pompe projizierte eindrucksvolle Kulisse sorgten für eine veritable Abschaltungsstimmung. Was heisst hier Abschaltungsstimmung? Keine Chance. Dieses Konzert ging in einem Vollwachmodus über die Bühne.

Es gab keine Gelegenheit, sich zurückzulehnen. «Das durchgeknallte Jazz-, Groove- und Lärmsextett ‹Hildegard Lernt Fliegen› des Hypervokalisten Andreas Schaerer ist für ein aussergewöhnliches Konzerterlebnis gut.» Und so war es. Wir sind schon etwas gewöhnt bei Zweisimmen Jazz, aber bei diesem Konzert brannten einige Sicherungen durch. In ihrer totalen Expressivität hat die Musik etwas von einem bizarren Hörspiel – sie ist spannend, mitreissend und erzählt. Aber was? Keiner versteht ein Wort, aber trotzdem weiss jeder, worum es geht. Im ganzen Durcheinander passt trotzdem alles ineinander. Die Truppe funktioniert wie ein gut geöltes Uhrwerk und für das, was der Musiker Andreas Schaerer mit seiner Stimme und seinem Mund machen kann, ist das Wort «Sänger» nicht ganz ausreichend.

Was haben wir an diesem Abend gelernt? Was nehmen wir mit heim? Verlass dich nicht auf die Konzertaufnahmen von YouTube, denn: Im Livekonzert kommt alles anders. Wir haben einen phänomenal witzigen, vitalen und überraschungsträchtigen Abend erlebt, den mann/frau nur live erleben kann. Merci an die Band

JULES VAN ENCKEVORT


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