E-Mountainbike-Boom aus wissenschaftlicher Sicht

  07.04.2022 Tourismus

Lara Brun, Tourismus-Studentin aus Spiez, untersuchte in ihrer Bachelorarbeit die Koexistenz von Wanderern, Mountainbikern und E-Mountainbikern auf den Wanderwegen in der Region Gstaad-Saanenland. Und legitimierte damit die Massnahmen, die Gstaad Saanenland Tourismus diesbezüglich bereits vor dieser Erkenntnis in der Praxis umgesetzt hatte.

Die E-Mountainbikes setzten in den vergangenen zwei Jahren einen Trend. Damit drängt sich die Frage nach den Konsequenzen einer wachsenden Nutzergruppe der Wanderwege auf. Lara Brun, Absolventin eines Tourismusstudiums an der HES-OS Wallis, untersuchte den Zusammenhang zwischen immer mehr werdenden E-Mountainbikes und wachsenden Anforderungen an die Koexistenz aller Wanderwegnutzer. In ihren Untersuchungen legte sie das Augenmerk auf die Region Gstaad-Saanenland.

Wissenschaftlicher Blick
Lara Brun ging dabei der Frage nach: das E-Mountainbike als Trendsportgerät – welche Konsequenzen bringt es mit sich, wenn es auf den Wanderwegen genutzt wird?

Besonders mit Beginn der Corona-Pandemie wurden die E-Mountainbikes immer beliebter. In den Alpen werden inzwischen nicht nur Mountainbikes zur Miete angeboten, sondern auch E-Mountainbikes. Ein Sportgerät, welches eine grosse Zielgruppe anspricht. «Der typische Kunde der Region Gstaad-Saanenland ist ein Genussgast. Das E-Mountainbike ist für diese Personen genau richtig. Man muss nicht der konditionell stärkste Mountainbiker sein und kann gleichwohl unsere doch sehr bergige Region auf zwei Rädern erleben», charakterisiert Patrick Bauer, Leiter Destinationsentwicklung & Nachhaltigkeit, das Potenzial des E-Mountainbikes.

Dass E-Mountainbikes anhaltend gefragte Artikel sind, bestätigen die hiesigen Velohändler.

Mehr E-Mountainbikes – mehr Probleme?
Das Thema der Bachelorarbeit von Lara Brun untersuchte die erhöhte Frequenz der E-Mountainbiker auf den Wanderwegen in der Region Gstaad-Saanenland. Durch die erhöhte Frequenz auf den Wanderwegen können ohne entsprechende Massnahmen mehr Konflikte entstehen. Dies wurde nicht nur mit der Online-Umfrage von Gästen oder Einheimischen bestätigt, sondern ist bereits aus anderen Regionen bekannt.

Generell ist die Koexistenz in der Region Gstaad-Saanenland ziemlich gut, aber nicht vollständig reibungslos. Die Wanderer könnten durch die Geschwindigkeit der Mountainbiker und E-Mountainbiker erschreckt werden. Die Mountainbiker und E-Mountainbiker empfinden die Überfüllung der Wanderwege als extrem störend.

Da vermehrt E-Mountainbiker auf dem Wegenetz der Region Gstaad unterwegs sind, braucht es gegenseitige Rücksichtnahme und Verständnis bei allen Nutzergruppen, nicht nur bei Bikern und Wanderern, sondern auch bei den Anwohnern sowie den Hoteliers oder den Sportgeschäften. Wenn alle Leistungsträger das nötige Verständnis aufbringen und jene diese Haltung auch weiterverbreiten können, wird es auf den Wanderwegen zu weniger Koexistenzproblemen kommen, so die Schlussfolgerung von Lara Brun. Denn eine der stärksten spürbaren Folgen der erhöhten E-Mountainbike-Frequenz sind teilweise auftretende Konflikte.

Praxis legitimiert
In ihrer Arbeit empfiehlt Lara Brun, diese Konflikte durch eine Kampagne zu vermindern. Die Nutzergruppen werden so sensibilisiert und alle auf den gleichen Wissensstand gebracht.

Für die Weiterentwicklung der Destination Gstaad-Saanenland im Bereich E-Mountainbike sollten alle Ladestationen in der interaktiven Karte integriert werden und speziell für E-Mountainbiker Hinweise auf den Wanderwegen angebracht werden.

Mit entsprechenden Massnahmen kann die Koexistenz auf den Wanderwegen verbessert werden. Und so bestätigt die Bachelorarbeit den eingeschlagenen Weg der Region und die Massnahmen, die Gstaad Saanenland Tourismus und die Gemeinden seit 2015 unter dem Motto «Share the trail – Respekt und Toleranz» ergriffen haben.

Im Sommer 2020 wurden sie zum «Trail Knigge»-Programm ausgeweitet und durch verschiedene begleitende Massnahmen erweitert. «Überaus präsent und sehr gut sichtbar sind die grossen ‹Trail Knigge›-Tafeln auf den stark frequentierten Wegen und bei den Bikeshops», präzisiert Bauer die Umsetzung in der Praxis. «Auch die Vermittlung der wichtigsten Regeln durch die Bikeshops an den Mieter eines Bikes und die verschiedenen Kommunikationskanäle gehören dazu.»

Weitere Massnahmen, was Signalisaton und Unterhalt des Wegenetzes betreffen, seien im Austausch mit den Gemeinden in Abklärung, damit die Region auch in Zukunft ein attraktives Wegenetz für all ihre Gäste anbieten könne.

LARA BRUN/JENNY STERCHI


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