Ein heisses Jubiläumsturnier
08.07.2025 Gstaad
Ein heisses Jubiläumsturnier
Hohe Temperaturen, ausverkauftes Gstaadion und erstmals zwei Schweizer Damenteams im Halbfinal. Die 25. Ausgabe des Swatch Beach Pro Gstaad war auf ganzer Linie erfolgreich.
Das Wetter ...
Ein heisses Jubiläumsturnier
Hohe Temperaturen, ausverkauftes Gstaadion und erstmals zwei Schweizer Damenteams im Halbfinal. Die 25. Ausgabe des Swatch Beach Pro Gstaad war auf ganzer Linie erfolgreich.
Das Wetter hielt bis zum Schluss und brachte sowohl Athleten als auch das Publikum mächtig ins Schwitzen. Auf den ausverkauften Tribünen sassen die Beachvolleyballfans dicht an dicht, ohne dass der Applaus und der Jubel darunter litten. Auch die Regentropfen während des Herrenfinals konnten die Beach volleyballfans nicht stoppen.
Schweizer Sensation
Zum allerersten Mal in der Geschichte des Gstaader Turniers spielten zwei Schweizer Damenteams in den Halbfinals. Während Anouk und Zoé Vergé-Dépré dort auf die Lettinnen Tina/ Anastasija trafen, bekamen es Tanja Hüberli und Leona Kernen mit den späteren Turniersiegerinnen Kristen Nuss und Taryn Brasher, die im letzten Jahr noch Taryn Kloth hiess, zu tun. Die Niederlagen der beiden Schweizer Damenteams führten zu einem Schweizer Duell um Bronze.
Das entschieden die Schwestern Anouk und Zoé Vergé-Dépré in zwei Sätzen (21:17; 21:11) für sich. Die beiden, die als Team Zouk bezeichnet werden, kamen immer besser in Fahrt und konnten am Ende die Kuhglocken in Empfang nehmen. Für Anouk Vergé-Dépré war es ein sehr emotionaler Moment. «Ich habe als Kind auf den Zuschauerrängen gestanden, die Spielerinnen bestaunt und gedacht, dass ich das auch gern einmal machen würde», beschrieb sie im Interview sichtlich gerührt ihre Erinnerungen. «Der Wunsch, in Gstaad zu spielen, hatte sich schon vor einiger Zeit erfüllt. Aber jetzt tatsächlich eine Glocke zu bekommen, ist fantastisch.» Zuletzt hatten 2012 Nadine Zumkehr und Simone Kuhn in Gstaad Bronze für die Schweiz geholt.
Titel verteidigt
Die US-Girls Kristen Nuss und Taryn Brasher holten sich nach dem Sieg im letzten Jahr erneut den Titel. Sie bezwangen in einem sehenswerten Final die Letinnen Tina Graudina und Anastasija Samoilova in zwei Sätzen (21:18; 21:19).
Bei den Herren holten sich die Kataris Cherif Younousse und Ahmed Tijan nach mehreren Anläufen in den Jahren zuvor endlich den Turniersieg. «Wir haben schon ein paar Mal in Gstaad gespielt und wurden immer vom grossartigen Publikum durchs Turnier getragen. Endlich hat es bis zum Ende gereicht. Herzlichen Dank an die Zuschauerinnen und Zuschauer», sagten die beiden beim Interview auf dem Platz im Anschluss an den Final. Sie bezwangen die schwedischen Newcomer Hölting Nilsson/Andersson E. in zwei spektakulären Sätzen (21:19; 22:20).
Die jungen Skandinavier waren gewinnend durch das Turnier marschiert. Die Silbermedaille ist der erste Podestplatz in dieser Turnierkategorie. Sie machten mit einem schnellen, direkten und frischen Beachvolleyball Freude und verunsicherten damit vermutlich auch einige der in der Weltspitze etablierten Teams.
Die Bronzemedaille bei den Herren holten sich die Niederländer Stefan Boermans und Yorick de Groot, der sich zugleich damit ein Geburtstagsgeschenk machte. Auch sie standen schon mehrfach im Gstaader Sand und besiegten am Sonntag die Brasilianer Andre/George.
Jubiläumsprogramm
Aber es gab auch einige Glocken ausserhalb des Wettbewerbs zu verteilen.
Nora Willi, zurückgetretene Präsidentin von Swiss Volley, kämpfte während ihrer Amtszeit immer an der Seite des Gstaader Turniers und stand auf allen Ebenen als Fürsprecherin für das traditionelle Turnier ein. Ihre Nachfolgerin Daniela Aeschlimann war ebenfalls vor Ort und liess es sich nicht nehmen, eine weitere Glocke zu verteilen. Swiss Volley nutzte die 25. Ausgabe des Gstaader Turniers, um dem OK um Turnierdirektor Ruedi Kunz für das Engagement und die Ausdauer zu danken. Als Zeichen des Dankes gab es – genau, eine Kuhglocke, initiiert von Swiss Volley.
Die Jubiläumsausgabe wurde zugleich genutzt, um die Schweizer Beachvolleyballerin Esmeé Böbner aus dem Leistungssport zu verabschieden. Die Olympia-Fünfte hatte im letzten Jahr in Gstaad an der Seite von Zoé Vergé-Dépré dem Gstaader Publikum viel Vergnügen bereitet. Niemand anderes freute sich so schön über jeden gewonnenen Punkt im Match. Für viele kam ihr Entschluss, die Karriere zu beenden, unerwartet. Mit einer kleinen Parade vorbei am OK und unter grossem Beifall von den Tribünen wurden ihr die besten Wünsche für das Leben nach dem Spitzensport gewünscht.
Auch das OK hatte sich für den Turnierdirektor etwas Besonderes überlegt. Die Fallschirmspringer, die mittlerweile traditionell die Bälle für die letzen Runden vom Himmel her bringen, waren ausgestattet mit zwei Bannern, auf denen «Merci Ruedi» und «Merci Mäggi» geschrieben stand. Denn ohne seine Frau Mäggi hätte Ruedi Kunz es laut eigenen Angaben vermutlich nicht geschafft.
Promis zu Besuch
Ehemalige Beachvolleyballer waren ebenso geladen wie sportartfremde Athletinnen und Athleten. Wer aber glaubt, dass Skifahrer und Eishockeyspieler im Beachsand verloren sind, der irrte. Skirennfahrerin Wendy Holdener machte ebenso wie Skicrossathlet Ryan Regez und Eishockeycrack Janis Moser eine gute Figur am Netz und an der Linie. An Polysportivität nicht zu übertreffen, versuchten sie am Donnerstagabend im Spielmodus vier gegen vier und an der Seite etablierter Beachvolleyballprofis zu punkten.
Auch wenn die Profizeiten von Sascha Heyer, Paul Laciga und der Australierin Kerri Pottharst schon etwas zurückliegen, sehenswert waren die Spielzüge immer noch. Und dank der bunten Mischung auf dem Feld war es ein überaus unterhaltsamer Programmpunkt am Jubiläum.
Maskottchengeburtstag
Es war der 19. Geburtstag für Mus Musculus, das blaue dinoartige Fabelwesen, das 2006 in Vorbereitung auf die WM im Jahr darauf auf die Beach-Welt gebracht wurde. Inzwischen gehört es fest zum Gstaader Turnier, sorgt für Unterhaltung in den Spielpausen und ist auf vielen Selfies dabei.
Sein Geburtstagsfest hielt viele kleine und grosse Gäste und Glitzertattoos bereit. Unmittelbar daneben war eine kleine Fotoausstellung aufgebaut, welche die letzten 25 Jahre des Turniers dokumentierte. Fotos vom OK machten deutlich, dass die Zeit zwar nicht spurlos an den Mitgliedern vorbeigegangen ist, sie aber immer noch da sind. Mit dieser Kontinuität hat sich das Gstaader Turnier zum ältesten Turnier gemausert. Die 26. Ausgabe des Swatch Beach Pro Gstaad wird vom 1. bis 5. Juli 2026 stattfinden.
JENNY STERCHI