Ein klares Ja für die Energiewende!
08.12.2023 LeserbriefeMit grosser Sorge blicken wir auf den vergangenen Winter zurück, als eine mögliche Strommangellage drohte und behördliche Aufrufe für einen Kerzenvorrat passten ins desolate Bild. Die Schweiz produziert im Sommer Stromüberschüsse, doch im Winter sind wir zunehmend ...
Mit grosser Sorge blicken wir auf den vergangenen Winter zurück, als eine mögliche Strommangellage drohte und behördliche Aufrufe für einen Kerzenvorrat passten ins desolate Bild. Die Schweiz produziert im Sommer Stromüberschüsse, doch im Winter sind wir zunehmend auf Importe angewiesen. Diese Abhängigkeit darf nicht weiterwachsen.
Es ist unumgänglich, dass wir unser Augenmerk auf die Winterstromproduktion richten. Der Ausbau von Solaranlagen auf Dächern allein reicht nicht aus; Zahlen des Instituts für Umwelt und natürliche Ressourcen der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) beweisen, dass selbst wenn wir alle Dächer überbauen und erneuern würden, der Ertrag im Jahresschnitt nur knapp den Verbrauch decken würde. Zudem wird hauptsächlich im Sommer Strom produziert, im Winter liegen die Anlagen unter Schnee, welcher nicht abrutschen kann oder darf. Weiter sind die Dachneigungen und -ausrichtungen nicht immer optimal. Schliesslich benötigt jede Anlage neben einer Bewilligung auch einen Anschluss, der in dieser Stärke meist – insbesondere bei grossen Dachanlagen – neu erstellt werden muss. Aus all diesen Gründen macht es meiner Meinung nach Sinn, Solarfreiflächenanlagen in den Bergen zu errichten, dabei aber den Ausbau auf den Dächern fortzuführen. Gerade mit den alpinen Anlagen, welche im Winter wichtigen Strom liefern, können wir so eine ganzjährige Lösung schaffen.
Die Kosteneffizienz von Solargrossanlagen ist meines Erachtens nicht zu vernachlässigen und der Blick auf die Zukunft zeigt deutlich, dass Veränderungen unausweichlich sind. Der Klimawandel erfordert eine Dekarbonisierung in Gebäuden, Mobilität und Industrie, was den Strombedarf erhöht. Der Ausstieg aus Atomstrom und die Unsicherheit bei den Stromimporten aus den Nachbarländern machen die dezentrale Energieproduktion aus erneuerbaren Quellen notwendig.
Ich finde, ein klares Ja zur Unterstützung von alpinen PV-Anlagen ist ein Schritt in die richtige Richtung. Diese Anlagen produzieren pro Fläche im Winter das Drei- bis Vierfache im Vergleich zu Dachanlagen und tragen somit massgeblich zur Stromversorgungssicherheit bei, wie Studien der ZHAW zeigen. Die besonders hohen Erträge im April und Mai machen sie zu einem bedeutenden Faktor für die Energiewende.
Die Gemeindeversammlung hat die Verantwortung, einen Beitrag zur Energiewende zu leisten. Ich möchte in einer Region leben, die Teil der Lösung und nicht Teil des Problems ist, in einer Region, die traditionell eine Vorreiterrolle einnimmt und mutige Entscheidungen trifft.
Ich appelliere an Sie alle, heute mit einem überzeugten Ja die Weichen für eine nachhaltige Energieversorgung zu stellen.
STEFAN HAUSWIRTH, GSTAAD