Die südafrikanische Sopranistin Golda Schultz und der amerikanische Pianist Jonathan Ware harmonierten perfekt in der Kirche Rougemont und begeisterten mit einem vielfältigen Programm das Publikum. Die Standing Ovation war wohlverdient.
KERSTIN BÜTSCHI
Die Kirche Rougemont füllte sich am Sonntagnachmittag langsam. Das Gstaad New Year Music Festival lud zu einem Konzert ein, in welchem die südafrikanischstämmige Golda Schultz als Sopranistin im Zentrum stand. Schultz startete ihre berufliche Karriere jedoch als Journalistin, wie sie selbst auf ihrer Website schreibt. Doch dann wechselte sie zum Gesang und an der Bayerischen Staatsoper gelang ihr der Durchbruch. Heute singt sie weltweit als Solistin oder mit renommierten Orchestern und Dirigenten. In Rougemont stand sie mit dem Pianisten Jonathan Ware auf der Bühne.
Von klassisch bis zeitgenössisch
Das Konzert begann mit Franz Schuberts «Viola D. 786». Das Lied basiert auf einem Gedicht, welches ein Freund Schuberts komponierte und das von einer kleinen Blume erzählt, welche früh erblühte und vom Frost überrascht wurde. Diese Welt der Gefühlte brachte die Solistin nicht nur mit ihrer Stimme hinüber, sondern auch mit ihrer emotionalen Mimik und Gestik. Im Zentrum des Abends standen jedoch die Werke von Giacomo Puccini. Und wenn von Puccini die Rede ist, darf die Oper «La Bohème» nicht fehlen. Golda Schultz sang «Quando m’en vo», auch bekannt als «Musettas Walzer». Die Arie ist geprägt von einer verführerischen und neckischen Stimmung, die die Figur Musetta in der Oper auszeichnet. Schultz gelang es, dieses Selbstbewusstsein und den Charme auf die Bühne der Kirche Rougemont zu bringen.
Am Liedernachmittag entführte Golda Schultz auch in die Welt von Amy Beach, einer amerikanischen Komponistin, die es Ende des 19. Jahrhunderts zu Ruhm und Ehre schaffte. Bei Franz Lehárs «Vilja-Lied» aus der Oper «Die lustige Witwe» animierte die Solistin das Publikum zum Mitsingen und war sichtlich erfreut, als die ersten zögerlichen Stimmen aus den Publikumsrängen ertönten. In der zeitgenössischeren Welt schloss Golda Schultz mit zwei Stücken aus bekannten Musicals aus den Siebzigerjahren von Stephen Sondheim, welcher den Gesangstext der «West Side Story» schrieb, ab und begeisterte damit noch einmal mehr mit ihrer breiten Stimmlage.
Harmonie pur
Golda Schultz brillierte in bester Begleitung. Der preisgekrönte Pianist Jonathan Ware tritt international als Solist auf Konzertbühnen auf, ist aber auch beliebter Liedbegleiter. Ware spielte zwei Stücke allein: zum einen ein Intermezzo aus Puccinis Oper «Manon Lescaut», zum anderen «La Maja y el ruiseñor» des spanischen Komponisten Enrique Granados.
Dass die beiden schon gemeinsam auf der Bühne gestanden waren, war ab der ersten Sekunde spürbar. Ein Blick reichte, damit beide wussten, wann und wie es auf der Bühne weiterging. Die Standing Ovation war also wohlverdient.