Eine ungewöhnliche Aktion im Geiste Yehudi Menuhins

  12.07.2022 Schweiz

Die Freude des Festival-Teams, die Konzerte und Veranstaltungen in diesem Jahr wieder ohne Einschränkungen durchzuführen, wird vom Krieg in der Ukraine überschattet. Seit 2019 lebt das Festival im Geiste des Festivalgründers und Humanisten Yehudi Menuhin eine enge Partnerschaft mit der Stiftung SOS Kinderdorf und sieht jetzt die Möglichkeit, etwas für dieses Hilfswerk zu tun. Deshalb hat sich das Gstaad Menuhin Festival zu einer ungewöhnlichen Aktion entschlossen und entschieden, die Einnahmen aus dem Kartenverkauf für das Eröffnungskonzert vom 15. Juli dem Hilfswerk zur Verfügung zu stellen. Zudem haben die Gäste des Eröffnungsabends die Möglichkeit, sich im Anschluss an das Konzert an einer Kollekte zu beteiligen. Über die Gründe für diesen Entscheid und das Engagement der Stiftung berichtet Alain Kappeler, Geschäftsführer bei SOS Kinderdorf, im Interview.

JENNY STERCHI

Alain Kappeler, was bedeutet für die Stiftung SOS Kinderdorf die Zusammenarbeit mit dem Gstaad Menuhin Festival?
Die Charity-Partnerschaft zwischen Gstaad Menuhin Festival und SOS-Kinderdorf möchte dem Gedankengut von Yehudi Menuhin Respekt zollen und über die Musik auf die Not und das Leid von Kindern aufmerksam machen.

In diesem Jahr nutzen Sie den Erlös aus dem Eröffnungskonzert und die Kollekte für die Ukraine. Wie und wo genau wird das Geld eingesetzt?
SOS-Kinderdorf leistet Nothilfe in der Ukraine, in deren Nachbarländern und in der Schweiz. Zwischenzeitlich haben wir rund 6500 Kinder evakuiert oder aus gefährlichen Gebieten umgesiedelt. Zusammen mit Partnerorganisationen werden lokal Hilfeleistungen angeboten. Dazu gehören beispielsweise die Bereitstellung von Unterkünften sowie die Abgabe von Lebensmitteln, Hygieneartikeln, Medikamenten und anderen Hilfsgütern. Zudem leisten wir, wo nötig, psychosoziale Unterstützung. In der Schweiz unterstützen wir das Projekt des Vereins tipiti, der zehn Pflegefamilien evakuiert hat und ihnen in Rehetobel (Appenzell Ausserrhoden) und Gilly (Waadt) eine sichere Unterkunft bietet. Die 59 Pflegekinder sowie die 12 eigenen Kinder der Pflegefamilien werden dort dabei unterstützt, ihre Kriegserlebnisse zu verarbeiten, ihre Freizeit sinnvoll zu gestalten und die Sprache – je nach Standort Deutsch oder Französisch – zu lernen.

Der Krieg in der Ukraine gefährdet das Leben Hunderttausender Kinder und zwingt viele Familien zur Flucht. Was bedeutet es für die 59 Pflegekinder zusammen mit ihren Pflegefamilien in der Schweiz in Sicherheit zu sein?
Die Kinder, aber auch deren Begleitpersonen, haben Verlust und Traumatisierung erlebt. Sie mussten vieles zurücklassen. Ihre gewohnte Umgebung, ihre Freunde, vielleicht ein geliebtes Spielzeug oder ein Haustier. In einer solchen Situation ist es besonders wichtig, vertraute Menschen um sich haben.

«Not lindern, Talent fördern» – mit diesem Motto wird die Zusammenarbeit mit dem Menuhin Festival Gstaad auf der Webseite beschrieben. Haben Sie ein Beispiel, wie das funktioniert?
Da fällt mir die Geschichte von Gerardo aus dem SOS-Kinderdorf in Quito, Ecuador, ein. Als er ins Kinderdorf kam, war er sehr verschlossen. Er vermisste seinen Vater und rebellierte. Mit dem Interesse an der Musik und einem Musikziel vor Augen veränderte sich seine Einstellung zum Leben markant. Er fand wieder Motivation für die Schule, lachte oft und erledigte seine Hausarbeiten. Später wurde er als Posaunist Mitglied des Jugend Symphonie Orchesters Ecuadors.


ÜBER SOS-KINDERDORF

Die Stiftung SOS-Kinderdorf gibt in über 135 Ländern Kindern in Not ein liebevolles Zuhause und schützt gefährdete Kinder vor dem Verlust ihrer Familie. Die Stiftung SOS-Kinderdorf Schweiz ist ein privates, politisch und konfessionell ungebundenes Kinderhilfswerk und finanziert SOS-Programme in Entwicklungsländern. www.sos-kinderdorf.ch

ALAIN KAPPELER


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