Eine Woche wie «richtige» Alpinisten
31.07.2025 SportWer schon einmal in der Bächlitalhütte war, kennt wohl die kinderfreundlichen Klettermöglichkeiten in Hüttennähe oder die griffigen Gratklettereien am Alpli- und Diamantstock. Beides wurde vorletzte Woche von neun Kindern und vier J+S-Leitern des SAC-Oldenhorns ...
Wer schon einmal in der Bächlitalhütte war, kennt wohl die kinderfreundlichen Klettermöglichkeiten in Hüttennähe oder die griffigen Gratklettereien am Alpli- und Diamantstock. Beides wurde vorletzte Woche von neun Kindern und vier J+S-Leitern des SAC-Oldenhorns ausgiebig erkundet und genossen.
Das jährliche Lager KIBE (Kinderbergsteiger) fand vom 14. bis 19. Juli in diesen wunderbaren Granitfelsen am Grimselpass statt.
Noch bei strömenden Regen wurde am Montagmorgen das letzte Material in die doch etwas schweren Rucksäcke gepackt. Ab da meinte es Petrus aber besser und die gut gelaunte Gruppe wurde nie ernsthaft nass – nicht einmal die zu Hause vergessene Regenhose fehlte ernsthaft!
Hingegen wurde es doch ab und zu kühl – abseits der Sonne und bei zügigem Wind auf knapp 3000m ü.M. kann man durchaus auch im Sommer eiskalte Hände bekommen! Umso beeindruckender ist es zu sehen, wie viel Interesse, Motivation und Durchhaltewille die Acht- bis Zwölfjährigen an den Tag legten. Der grössere Teil von ihnen hing bis dahin nie in einem Gstältli und Klettern bedeutete Neuland!
So wurden denn am Montag nach gemeistertem Hüttenaufstieg erst einmal an sanft geneigten Platten geklettert und abgeseilt. Doch schon am Dienstag gab es am Alplistock mehr «Luft unter den Füssen» und insgeheim mussten sich wohl die meisten Kinder ab und zu etwas überwinden, wenn die Kletterstellen gar ausgesetzt waren. Doch auch das Einschätzen der eigenen Ängste und ein guter Umgang damit will beim Bergsteigen wie auch im «normalen» Leben geübt sein!
Zwar nieselte es am Mittwochmorgen noch etwas – aber das hielt niemanden davon ab, die kinderfreundlichen Mehrseillängen unterhalb der Hütte zu erkunden. Alle Seilschaften hatten viel Spass dabei und natürlich durfte zur Belohnung auch abgeseilt werden. Nun waren definitiv alle in der Gruppe angekommen – jedes hatte seinen Platz gefunden, die Stimmung war gut, am Abend wurde gespielt und Heimweh war zum Glück auch kein Thema mehr. Vielleicht half es da auch, dass «dank» des fehlenden Empfangs gar niemand telefonieren konnte – heutzutage für alle Seiten ungewohnt, aber gar nicht so schlecht…
Am Donnerstag fühlten sich die Kinder dann wohl wie «richtige» Alpinisten! Bereits um 4 Uhr früh wurden sie aus den Federn geholt und 45 Minuten später war die ganze Gruppe unterwegs zum Gross Diamantstock. Ob dies wettertechnisch die richtige Entscheidung war, waren sich die Leiter an diesem Morgen nicht sicher, aber manchmal muss man sich einfach mal entscheiden und das Beste draus machen. Notfalls wäre halt ein Ausbildungstag auf dem Gletscher draus geworden. Da sich die Sonne aber doch noch durchsetzte, konnten alle sogar den ersten, steilen Teil des SW-Grates erklettern. Der zügige Wind, eiskalte Finger und die für den einen oder die andere doch etwas zu grosse Ausgesetztheit brachten dann aber den Entscheid zur Umkehr. Dieser wiederum führte dafür für einige zum Highlight der Woche: 60 Meter nahezu senkrechtes Abseilen zurück auf den Gletscher! Ob sich das wohl alle Eltern getraut hätten? Nach noch etwas Gletschererkunden trafen die Kinder nach mehr als zwölf Stunden wieder bei der Hütte ein – zufrieden und mit strahlenden Gesichtern! Nur das Einschlafen nach der Gutenachtgeschichte ging etwas schneller als sonst…
Bei schönstem Wetter durften die Kinder dann am Freitag Francescos Überraschung geniessen: eine respektive viele Tyroliennefahrten – beinahe bis zum Hüttensee! Bald darauf fanden sich plötzlich alle wieder an den Felsen beim ehrgeizigen Klettern und nach ausgiebigem Füsse baden im Hüttensee gab es sogar eine Glace zum Zvieri!
Mit dem Samstag kam bereits die Heimreise. Doch erst wurden nochmals Mehrseillängen geklettert. Waren Anfang Woche noch viele ungeübt im Sichern, Karabinereinhängen oder darin, geeignete Trittezu erkennen, führte nun der eine oder die andere bereits eine eigene Seilschaft – selbstverständlich unter Kontrolle der Leiter. Pünktlich vor dem Gewitter erreichten dann alle wieder die Grimselpassstrasse – müde, aber um viele Eindrücke und Erfahrungen reicher!
Im Namen des SAC Oldenhorn geht ein grosser Dank an das kompetente Leiterteam für seinen Einsatz, die Eltern für ihr Vertrauen und an euch Kinder für euer fröhliches Dabeisein. Bis zum nächsten Jahr!
SAC OLDENHORN/
DANIELA TEUSCHER, JUGENDVERANTWORTLICHE