Zu seinem hundertjährigen Jubiläum stellte das Kunstantiquariat August Laube aus Zürich Kunstgeschichte aus: Es hat während drei Tagen im Palace Gstaad etliche Bilder von Albrecht Dürer präsentiert. Dieser gilt als Genie seiner Zeit und als einer der ...
Zu seinem hundertjährigen Jubiläum stellte das Kunstantiquariat August Laube aus Zürich Kunstgeschichte aus: Es hat während drei Tagen im Palace Gstaad etliche Bilder von Albrecht Dürer präsentiert. Dieser gilt als Genie seiner Zeit und als einer der Grössten der Renaissance.
NICOLAS GEISSBÜHLER
Albrecht Dürer gilt als einer der Grössten seiner Zeit, ja sogar als Begründer der Renaissancekunst nördlich der Alpen. Dem trug das Kunstantiquariat nun Rechnung und erstellte zu seinem hundertjährigen Bestehen zwei Jubiläumskataloge: Neben einem mit Landschaftsbildern der Schweiz aus dem 19. Jahrhundert auch einen mit zahlreichen Werken Dürers. Ein Auszug dieser Bilder präsentierte das Antiquariat diese Woche in Gstaad. Es waren ausschliesslich Abzüge von Stichen, die Dürer anfertigte und dann gedruckt wurden.
Meister der Druckkunst
Dürer lebte von 1471 bis 1528 und ist vor allem für seine Stiche bekannt. Dürer hat sowohl Kupferstiche als auch Holzschnitte gemacht, dazu einige wenige Eisenradierungen, von denen ebenfalls eine in Gstaad zu sehen war. Gut erkennbar ist einerseits der Unterschied zwischen den verschiedenen Druckarten: Die Eisenradierung ist wesentlich gröber gearbeitet, da sich das Eisen nicht gleich gut bearbeiten lässt wie Holz oder Kupfer. Dafür ist die Druckvorlage aus Eisen um einiges langlebiger. Andererseits wird der Lernprozess Dürers sichtbar: Seine späteren Werke zeigen neben dem feiner werdenden Handwerk und Verbesserungen in Materialien auch eine ästhetische Entwicklung Dürers. So sind seine späten Bilder wesentlich besser strukturiert und in der Raumaufteilung gekonnter gestaltet.
Sein Handwerk sei Dürer regelrecht in die Wiege gelegt worden und keineswegs zufällig, wie Brigitta Laube erklärt: «Dürers Vater war Goldschmied und bildete seinen Sohn auch schon früh in diesem Handwerk aus. Danach lernte Albrecht Dürer in der Druckerei des Nürnberger Malers Michael Wolgemut das Druckerhandwerk.»
Gesellschaftskritisch und selbstständig
Dürer arbeitete oft unabhängig und ohne Auftrag – für seine Zeit ungewöhnlich. Doch offenbar war ihm wichtig, dass er auch seine eigenen Ideen in seine Kunst einbringen konnte. In seiner Epoche – der Renaissance – habe laut Laube sowieso ein grosser Wechsel stattgefunden. So wandelten sich die Aufträge und damit die Geldgeber vom Adel zum aufkommenden Bürgertum. Daneben fertigte Dürer eine Vielzahl von Drucken an, die seine Frau auf Märkten verkaufte, um so Geld ausserhalb der grossen Aufträge zu generieren. Diese Darstellungen sind besonders interessant, da sie die Ideen von Dürer widerspiegeln. In einigen lassen sich sogar klare Gesellschaftskritiken erkennen, was bis vor der Renaissance äusserst verpönt war. Dürer kritisiert in seinen Werken vor allem die Dekadenz des neu aufgekommenen Bürgertums.
Landschaftsdarstellungen der Schweiz
Neben den originalen Bildern von Dürer und dem Schweizer Künstler Félix Vallotton sind auch einige Bilder der Kerndisziplin des Antiquariats Laube zu finden und zwar die Landschaftsdarstellungen der Schweiz aus dem 19. Jahrhundert, die zu den Helvetica gehören. Diese waren vor allem für den damals neu aufkommenden Tourismus gedacht, als übergrosse Postkarten sozusagen. Und da der Tourismus im Berner Oberland besonders früh Einzug hielt, zeigen viele der Bilder Motive aus der Region. Dies sei laut Brigitta Laube auch einer der Hauptgründe gewesen, weshalb das Antiquariat sich vor über 30 Jahren dazu entschied, einmal im Jahr in Gstaad auszustellen.
Chaletgäste als beste Kunden
«Ausserdem passen diese Helvetica einfach hervorragend in die Chalets und von diesen gibt es hier ja bekanntlich viele», so Laube. Die Chaletbesitzer der Region seien auch ihre besten Kunden an den Ausstellungen im Palace, Hotelgäste würden eher im Hintergrund bleiben. Die Bilder des zweiten Jubiläumskatalogs neben dem mit Dürers Werken entstanden alle zwischen 1750 und 1850, also auch zu der Zeit, in der sich viele Staaten Europas mit der nationalen Identität auseinandersetzten.
100 JAHRE KUNSTANTIQUARIAT AUGUST LAUBE
Das Kunstantiquariat August Laube feiert zur Zeit sein hundertjähriges Bestehen. Am 31. Dezember 1922 gründete August Laube senior, Grossvater der heutigen Geschäftsführerin Brigitta Laube, im Alter von nur 24 Jahren das auf seinen Namen lautende Buch- und Kunstantiquariat in Zürich. Sein Interesse galt vor allem Schweizer Büchern und Schweizer Grafiken, sein Lieblingsgebiet wurden bald ebendiese Helvetica.
Der Zweite Weltkrieg liess die internationalen Beziehungen abbrechen, allerdings konnte das Haus durch die Treue der Schweizer Kunden diese Zeit überstehen. Nach dem Krieg erlebte der Handel einen Aufschwung und August Laube junior trat in die Firma ein. Dieser erwarb 1952 den ersten Kupferstich von Albrecht Dürer. Er spezialisierte sich in der Folge auf den Expressionismus und Impressionismus, sowie auf die Kunst des frühen zwanzigsten Jahrhunderts.
1972 wechselte das Antiquariat seinen Standort vom Haus «zum Pelikan» an die Trittligasse. Nach dem Tod ihres Vaters 1989 übernahmen Brigitta Laube und ihre Schwester die Firma und machten die August Laube GmbH daraus. Seit 2003 führt Brigitta Laube das Unternehmen allein; ihre Schwester ging in die USA.
2018 folgte dann der nächste Umzug an die Kirchgasse, um eine zentralere Lage zu haben. Dies sei in der heutigen Zeit besonders wichtig, erklärt Brigitta Laube. «Das Kunstgeschäft hat sich gewandelt. Auktionen sind nicht mehr nur für Händler zugänglich, sondern für jedermann. Auch das Internet leistet seinen Teil dazu, positiv und negativ. Da ist es umso wichtiger, für die Menschen in der Stadt sichtbar zu bleiben.» Sie findet auch, Kunsthändler wie sie, ihr Vater und Grossvater brauche es nach wie vor: «Wir stellen die Qualität von den Objekten, die wir verkaufen, sicher. Ausserdem können wir konkret auf Kundenwünsche eingehen.»
NICOLAS GEISSBÜHLER