Es geht um die Freiheit
22.11.2024 LeserbriefeDer Kahlschlag der Regionalpresse, wie es bei der fast gesamten Deutschschweizer Presse der Tamedia-Gruppe vorgesehen ist, sollte der Leserschaft die Notwendigkeit einer unabhängigen Zeitung doch dringlich vor Augen führen.
Die einstige Pressevielfalt half mit, die ...
Der Kahlschlag der Regionalpresse, wie es bei der fast gesamten Deutschschweizer Presse der Tamedia-Gruppe vorgesehen ist, sollte der Leserschaft die Notwendigkeit einer unabhängigen Zeitung doch dringlich vor Augen führen.
Die einstige Pressevielfalt half mit, die Identität der Täler und Gemeinden zu wahren. Die Lokalpresse berichtete über das regionale Leben und Geschehen und schuf so eine Plattform für Kommunikation und den Lesern ein Forum für Auseinandersetzungen von lokalen Geschäften und Problematiken. Der «Berner Landbote», aber auch Zeitungen wie der «Anzeiger von Saanen», haben bis heute diese Aufgabe wahrgenommen – und zwar völlig frei und unabhängig. Während andere Medien in ihren Berichterstattungen bereits eingeschränkt wurden, konnte sich diese Zeitungen noch immer regionalen Themen widmen, die in den bisherigen regional ausgerichteten Zeitungen der Tamedia-Blätter bereits nicht mehr berücksichtigt werden konnten. Nicht selten berichteten der «Berner Landbote» und der «Anzeiger von Saanen» über Dinge, die regional von grossem Interesse sind. Mutig packten sie auch etwa heisse Eisen an, nannten auch Unangenehmes beim Namen und berichteten eben da, wo der Schuh drückte.
Sollten nun die ganz wenigen unabhängigen Zeitungen, die es in der Deutschschweiz noch gibt, auch noch verschwinden, empfinde ich dies als einen Rückschritt in Sachen Pressefreiheit. Die Pressefreiheit ist etwas Demokratisches. Und gegenwärtig bläst den Demokratien in einigen Ländern ein heftiger Gegenwind entgegen.
Wir sind in der glücklichen Lage, in einem demokratischen Rechtsstaat leben zu dürfen. Ich denke, wir sollten uns bemühen, dass dies so bleiben wird. Doch zu den demokratischen Werten gehört eben auch eine ausgewogene, wahrheitsgemässe, umfangreiche Berichterstattung. Die Bürger:innen haben das Recht, informiert zu werden. Und dies nicht nur in Form eines gesamtschweizerischen Einheitsbreis, sondern möglichst im regionalen Bereich, bis zuhinterst in die Täler und abseits der zentralen Orte.
Deshalb ist es bitter nötig, Regionalzeitungen zu retten und sie allgemein zu unterstützen!
LOTTE BRENNER, OBERWIL I.S.