Die neuesten iPhones und Apple Watches halten die Notrufzentralen auf Trab: Bereits bei einer scharfen Bremsung auf der Piste lösen die Geräte einen Alarm aus. Was eigentlich Leben retten soll, sorgt für Fehlalarme bei der Kantonspolizei Bern. Unnötige Einsätze ...
Die neuesten iPhones und Apple Watches halten die Notrufzentralen auf Trab: Bereits bei einer scharfen Bremsung auf der Piste lösen die Geräte einen Alarm aus. Was eigentlich Leben retten soll, sorgt für Fehlalarme bei der Kantonspolizei Bern. Unnötige Einsätze blieben bisher aber aus.
JOCELYNE PAGE
Grundsätzlich ist die Idee vom US-amerikanischen Technologiekonzern Apple fortschrittlich: Wirken gewisse Kräfte auf ihre Smartphones oder Uhren ein wie beispielsweise bei einem Autounfall, lösen die Geräte einen Notruf an die nächstgelegene Notrufzentrale aus und die Einsatzkräfte können schnellstmöglich reagieren. Doch die revolutionäre Technologie sorgt in jüngster Zeit für Schlagzeilen: Wie aus verschiedenen Medien zu entnehmen ist, lösen die Geräte bei bestimmten Manövern auf Skiern und dem Snowboard einen Fehlalarm aus. So im Wallis, wo die Kantonspolizei seit Januar über 60 Fehlalarme registriert hat, wie Mediensprecher Gaëtan Lathion gegenüber dem Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) sagt. In Graubünden kam es ebenfalls zu einer Häufung solcher falschen Notrufe, besonders über Weihnachten und Neujahr, wie Roman Rüegg, Sprecher der Kantonspolizei Graubünden, gegenüber dem «Tagesanzeiger» angibt. Auf Anfrage bestätigt auch die Kantonspolizei Bern: Sie erhalte regelmässig Alarme vom iPhone 14 und von der neuen Version der Apple Watch, bei welchen jedoch kein unmittelbarer Notfall festgestellt werden konnte. «Die meisten dieser Alarme gehen bislang von Personen ein, die Ski oder Snowboard fahren», sagt Mediensprecherin Lena Zurbuchen.
Bisher keine Einsätze
Die gute Nachricht: Die Einsatzkräfte der Berner Kantonspolizei sind bisher noch nicht vergeblich ausgerückt. Ein unnötiger Mehraufwand ist dennoch vorhanden. Wie Lena Zurbuchen erklärt, müssen die Mitarbeitenden in ihrer Notrufzentrale der Meldung auf den Grund gehen. Da sie einen automatischen und keinen persönlichen Notruf erhalten, müssen sie die Besitzerin bzw. den Besitzer des Apple-Geräts telefonisch erreichen, um festzustellen, ob sie oder er tatsächlich in einen Unfall verwickelt ist.
Ob aus dem Saanenland Fehlalarme ausgelöst wurden und wie viele solcher Alarmierungen die Kantonspolizei Bern bisher kantonsweit registriert hat, kann Zurbuchen nicht angeben. Die falsch ausgelösten Alarme würden nicht statistisch festgehalten.
Grundsätzlich bewertet die Kantonspolizei Bern jede Technologie, die Leben rettet oder in Notfällen alarmiert, als positiv. «Sie muss jedoch präzise und sicher sein, um die Einsatzzentralen nicht zu überlasten und unnötig Ressourcen zu binden», ergänzt die Mediensprecherin. Dies sei derzeit nicht der Fall. Eine Lösung müsse aber trotzdem in Absprache mit den verschiedenen Partnern auf Schweizer Ebene gefunden werden.
Apple ist alarmiert
Gegenüber der US-amerikanischen Zeitung «The New York Times» bestätigte der Technologiekonzern Apple die Probleme und gab an, die Funktion in einem Software-Update zu optimieren. Das Unternehmen merkt jedoch an, dass jeder Notruf abgebrochen werden könne, bevor er aktiviert werde: Die Geräte vibrieren und senden ein akustisches Signal aus, ab dem Moment hat man zehn Sekunden Zeit, den Alarm auszuschalten.