Festliche «Messias»-Aufführung
08.12.2025 KulturIn der reformierten Kirche Zweisimmen wurde am zweiten Adventssonntag, 7. Dezember, vom Cantate Chor Zweisimmen und einem eigens zusammengestellten Orchester der Zweisimmer Konzerte Händels «Messias» unter der Leitung von Klaus Burkhalter aufgeführt. Vier erfahrene ...
In der reformierten Kirche Zweisimmen wurde am zweiten Adventssonntag, 7. Dezember, vom Cantate Chor Zweisimmen und einem eigens zusammengestellten Orchester der Zweisimmer Konzerte Händels «Messias» unter der Leitung von Klaus Burkhalter aufgeführt. Vier erfahrene Solistinnen und Solisten ergänzten das Ensemble des Abends.
MARTIN NATTERER
Der originale Untertitel «Oratorium in drei Teilen für Soli Chor und Orchester» weist auf die Grösse der Konzeption des Werkes hin und erklärt die Zusammensetzung der Mitwirkenden.
Erinnerungen an die Herkunft der Vorlage
Händels am 24. April 1742 in Dublin im Rahmen einer säkularen Konzertreihe und in einem weltlichen Musiktheater uraufgeführtes Werk hatte in seiner Anfangszeit mit einigen Widerständen zu kämpfen: Kirchliche Texte und zentrale Glaubensinhalte des Christentums schienen vielen in einem weltlichen Theater unangemessen. Und so hatte Händel in Dublin zunächst Mühe, eine Mitwirkungserlaubnis für die Sänger der Kathedrale zu erhalten.
Auch war die Besetzung der anfänglichen Aufführungen eher klein und erst im Laufe der Jahre war es dann Händel selbst, der seinen Konzerten einen recht monumentalen Rahmen gab. Auch war die Beschränkung der Aufführungen auf die Fasten- bzw. Osterzeit zunächst «gesetzt» und erst mit der Überschreitung der Grenzen des anglikanischen Kulturkreises und einer Fülle von landestypischen Übersetzungen lockerten sich die Konzepte der Aufführungen, ihre Grösse und ihre Präsentationszeiten.
1768 fand die erste Aufführung des «Messias» ausserhalb der britischen Inseln, nämlich im italienischen Florenz, und als «Il Messia» auch in italienischer Sprache statt. 1770 gab es dann erste Aufführungen in New York und 1789 sogar eine von Mozart bearbeitete deutsche Fassung, die dann auch im selben Jahr aufgeführt und für weitere deutsche Aufführungen leitend wurde.
Der «Messias» in Zweisimmen
Manches erinnerte in der diesjährigen Aufführung des «Messias» an die allerersten Anfänge des weltberühmten Oratoriums. Auch der Umstand, dass verständlicherweise in Deutsch gesungen wurde. Manches – so der vorweihnachtliche Spiel – hat sich in der bald 300-jährigen Geschichte des Oratoriums erst nach und nach entwickelt.
Der Cantate Chor Zweisimmen überzeugte durch eine gut getroffene Intonation und einen besonders in den Frauenstimmen sehr engagierten Vortrag. Die über zwei Stunden dauernde Aufführung in den vom Komponisten so vorgesehenen drei Teilen forderte allen Laiensänger:innen eine ungewöhnliche Ausdauer ab.
Das professionell besetzte Orchester meisterte die äusserst wohlklingende Aufgabe mit grosser Sicherheit, musizierenden Dirigenten Klaus Burkhalter sicher erleichterte.
Die Solisten beeindruckten durch kultivierten und erfahrenen Umgang sowohl mit ihrem Stimmmaterial als auch mit Händels ausdrucksstarker Musik. Die Sopranistin Beatrice Ruchti sang sehr sauber, gelegentlich fast innig, und man spürte ihre Erfahrung.
Alexandra Busch, die die Alt-Partien sang, ist eigentlich als Mezzosopranistin bekannt, bewältigte ihre Aufgabe vor allem durch exzellente Aussprache und grosse Konzentration auf die einzelnen Teile des Textes.
Der noch relativ junge Tenor Nino Aurelio Gmünder entwickelte im Laufe des Abends eine immer grössere Strahlkraft, die seiner Stimme ein durchsetzungsstarkes Timbre verlieh.
Stefan Vock entfaltete schliesslich in den Bass-Partien einen sehr schönen, individuellen Klang, der seinem Vortrag eine persönliche und sensible Note verlieh.
Alles zusammengenommen war das in grosser Zahl erschienene Publikum vom festlichen Abend begeistert, was es mit stehenden Ovationen quittierte.
Die zweite Aufführung findet am Montag, 29. Dezember, um 18 Uhr in der reformierten Kirche Zweisimmen statt, die öffentliche Hauptprobe am Sonntag, 28. Dezember, um 14.15 Uhr.


